Zwei zu Eins
Deutschland 2024, Laufzeit: 116 Min., FSK 6
Regie: Natja Brunckhorst
Darsteller: Sandra Hüller, Max Riemelt, Ronald Zehrfeld
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Charmante Typenkomödie mit realem Vorbild
Altes Geld
„Zwei zu Eins“ von Natja Brunckhorst
Manchmal glaubt man, die Fantasie ist mit den Drehbuchautoren durchgegangen, wenn man von einem Schelmenstück wie dem in Natja Brunckhorsts („Alles in bester Ordnung“, 2022) neuem Film „Zwei zu Eins“ hört. In diesem Fall muss man sich dann allerdings eines Besseren belehren lassen, denn das auch von Brunckhorst selbst verfasste Drehbuch zum Film basiert auf tatsächlichen Vorkommnissen, die sich unmittelbar nach der Wende in Halberstadt in Sachsen-Anhalt zugetragen haben. Südlich der Stadt befand sich das „Komplexlager 12“, das nach dem Zusammenbruch der DDR als Endlager für die nun ungültig gewordene Ostmark genutzt wurde. Banknoten im Wert von rund 620 Millionen Ostmark wurden dort von der NVA entsorgt, aber einige clevere Bürger wussten von diesem Versteck und haben die Scheine rucksackweise daraus stibitzt, um sie noch in Westmark umzutauschen. Natja Brunckhorst nutzt diesen formidablen Jux als Grundlage für eine prominent besetzte Typenkomödie, die mit Elementen des Caper-Movies beginnt und schließlich immer unglaublichere Ausmaße annimmt – und bei der die Realität den Einfallsreichtum von Autoren mal wieder gehörig in den Schatten stellt.
Maren (Sandra Hüller), ihr Ehemann Robert (Max Riemelt) und der wieder aus dem Westen zurückgekehrte Volker (Ronald Zehrfeld) wissen nicht so recht, wie es in ihrem Leben nun nach dem Ende der DDR weitergehen soll. Genosse Markowski (Peter Kurth) weiß von einem staatlichen Endlager für die nun ungültig gewordene Ostmark und verschafft dem Trio Zugang zu den Millionen. Noch wenige Tage bleiben, in denen man Ostmark in Westmark umtauschen kann. Windige Geschäftsleute aus dem Westen, die die DDR-Bürger nun mit Mikrowellengeräten und Videorekordern versorgen wollen, nehmen dafür auch gerne noch Ostmark an. Bald blüht im Viertel der Handel mit Westwaren, denn die vier Rädelsführer wollen sich selbst nicht bereichern, sondern der gesamten Gesellschaft zurückgeben, was ihnen der Staat jahrzehntelang verwehrt hatte.
Natja Brunckhorst gelingt es, gleichermaßen mit Spannung und Humor in diese absurde Geschichte einzusteigen. Das erste Eindringen in das „Komplexlager 12“ hat sie ganz im Stil eines Hollywood-Caper- Movies inszeniert und gibt damit den Ton an, den sie auch in den kommenden rund zwei Stunden gut aufrechtzuhalten versteht. Es sind die kleinen Leute, für die ihr Herz schlägt und deren Unternehmungen sie mit diebischer Freude in Szene gesetzt hat. Auch die illustre Starbesetzung, die in den zentralen Rollen ausnahmslos aus Schauspielern aus Ost-Deutschland besteht, ist mit viel Spielfreude und Engagement bei der Sache. Nachdem Brunckhorst zuletzt mit „Alles in bester Ordnung“ eine Art Zwei-Personen-Stück auf die Leinwand gezaubert hatte, beweist sie nun mit „Zwei zu Eins“ sehr anschaulich, dass sie es genauso gut versteht, eine große Ensemblekomödie zu realisieren, in der mehrere Handlungsstränge parallel verlaufen und zu einem unterhaltsamen Ganzen verschmelzen.
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