Ten Minutes Older - The Trumpet
Deutschland/Großbritannien 2002, Laufzeit: 91 Min.
Regie: Chen Kaige, Victor Erice, Werner Herzog, Jim Jarmusch, Aki Kaurismäki, Spike Lee, Wim Wenders
Darsteller: Markku Peltola, Kati Outinen, Marko Haavisto, Ana Sofia Liaño, Pelayo Suarez, Celia Poo, José Antonio Amieva, Fernando Garcia Toriello, Chloë Sevigny, Charles Esten, Amber Tamblyn, Yuanzheng Feng, Le Geng, Qiang Li, Jin Zhang, Shujun Wang, Feng Feng
Eine außergewöhnliche Idee für einen abendfüllenden Film: zeitlich begrenzte (zwischen neun und elf Minuten), inhaltlich festgelegte Beiträge (Thema: Zeit) verschiedener Regisseure als filmisches Mosaik heraus zu bringen. Drei Produzenten haben es versucht und sieben eigenständige Kapitel renommierter Autorenfilmer kompiliert: Nigel Thomas ("Mad Dogs And Englishman"), Nicolas McClintock ("The Score") und der Geschäftsführer der deutschen "Road Movies", Wim-Wenders-Produzent Ulrich Felsberg, überraschen uns mit vier Farb- und drei Schwarzweiß-Filmen, die unterschiedlicher kaum sein können.Die Individualität jedes Kapitels ist so ausgeprägt, dass sich schlechterdings keine inhaltliche oder formale Verbindung ziehen lässt. Alle Beteiligten hatten völlig freie Hand bei der inhaltlichen und formalen Gestaltung. Einem Auseinanderbrechen wurde durch Zwischentitel entgegengewirkt, die ihrerseits eigene Prägnanz haben: verfremdete Wasser-Bilder, dazu Musik von Paul Englishby, einem englischen Bandleader, mit der Solotrompete des südafrikanischen Jazzmusikers Hugh Masekela. Das gibt dem Zuschauer Zeit zur Um- und Einstimmung. Eigenartig, dass die stärkste Wirkung von den Schwarzweiß-Sequenzen ausgeht. Und vielleicht das größte Überraschungsmoment: Spike Lees reiner Dokumentarbeitrag mit Interviews, die die Endphase des Bush-Al Gore-Wahkampfes in Florida rekapitulieren (Titel: "Wir sind reingelegt worden"). Das am wenigsten experimentelle, das ästhetisch simpelste und zurückhaltendste Stück ruft also den nachhaltigsten Eindruck hervor. Vielleicht taugt ein solches Filmvorhaben wie sich auch bei der Gemeinschaftsarbeit "11¹¹09¹¹01" gezeigt hat - am besten zu Kommentaren, die sich mit aktuellem politischen und gesellschaftlichen Geschehen auseinandersetzen. Nahe daran und auch schwarzweiß - sind Jim Jarmusch und der spanische Regisseur Victor Erice ("El Sur"). Selbst Werner Herzogs eloquenter Beitrag über Ureinwohner in Amazonien passt da hinein. Seltsam unverbindlich dagegen nehmen sich die Miniaturen von Kaurismäki, Wenders und Chen Kaige aus, denen man die Kürze als Handicap anmerkt, als wäre es den eigenwilligen Regisseuren nicht gelungen, ihre Visonen den Anforderungen der kleinen Form anzupassen.
(Heinz Holzapfel)
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