
Odette Toulemonde
Frankreich 2007, Laufzeit: 101 Min., FSK 6
Regie: Eric-Emmanuel Schmitt
Darsteller: Catherine Frot, Albert Dupontel, Fabrice Murgia, Jacques Weber, Nina Drecq, Camille Japy, Julien Frison, Alain Doutey
Eine gebeutelte Mutter entschwebt der trüben Welt mit Phantasie. Dabei trifft sie auf einen Schriftsteller, der kurz davor ist, seine Bodenhaftung zu verlieren.
Ein monotoner Job im Kaufhaus, daheim ein liebeshungriger Sohn und eine burschikose, zickige Tochter nebst ordinärem Freund – kein Mann an ihrer Seite: Odette Toulemonde (Catherine Frot) führt ein recht glanzloses Leben. So setzt sie sich ihre Glanzpunkte selbst: Dem Leben immer ein wenig entrückt verliert sie sich in musikalische Tagträume und vor allem in die trivialen Romane des Schriftstellers Balthazar Balsan (Albert Dupontei). Der Autor selbst befindet sich derweil in der Krise: Die Kritik verreißt sein neues Buch als literarische Katastrophe. Vom Erfolg verwöhnt, wirft der Verriss Balsan aus den Bahnen, auf denen er gerade zielstrebig den Weg zum gefühlskalten Karrieristen ansteuerte. In einer Autogrammstunde sitzt er schließlich zerknirscht einem hochgradig aufgeregten Fan gegenüber – Odette. Eine Begegnung, die beider Leben, na, Sie wissen schon
Doch das ist nicht so banal, wie es klingt. Erfolgsautor Éric-Emmanuel Schmitt („Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“) überwirft sich in seinem Debüt als Spielfilmregisseur hier und da mit inszenatorischen Spielereien. Ansonsten beschert er mit einem großartig aufgelegten Ensemble einen wundervollen filmischen Liebesbrief ans Triviale – fern der Trivialität. Mit tanzenden Lippenstiften, unterlegt mit Chansons von Josephine Baker führt Schmitt seine lebenslustige Heldin durch muntere Phantasiewelten, ohne sich in „Amélie“-Märchen zu verlieren. Der frischgebackene Filmemacher erzählt von der Wichtigkeit des Träumens und der heilenden Suche nach alltäglichen Glücksinseln. Und die bedürfen durchaus nicht der Zustimmung des Kritikers. Genauso wenig entspricht bei Schmitt das wahre Glück dem, wie es die Medien in Hochglanz vorspielen. Natürlich wird hier der Alltag im Trübsal romantisiert – aber dies gelingt wiederum durch Figuren, die das Herz am rechten Fleck haben, das Kind in sich nie verlieren und ihrer Phantasie Raum schenken. Und die sich in einer Melodie verlieren können, in einem Lied, einem Buch oder in einem Film wie diesem.
(Hartmut Ernst)

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