Ob ihr wollt oder nicht!
D/NL 2009, Laufzeit: 110 Min., FSK 12
Regie: Ben Verbong
Darsteller: Christiane Paul, Senta Berger, Joachim Bißmeier, Katharina Marie Schubert, Jan Gregor Kremp, Anna Böger, Julia-Maria Köhler, Jan Decleir, Mark Waschke
Laura, Ende 20, hat Krebs. Sie bricht die Chemo ab und kehrt in ihr idyllisches Elternhaus am Meer zurück. Als dann ihre drei herbeigerufenen älteren Schwestern eintreffen, bekommt die 'Sterbehilfe' eine ganz andere Dynamik.
Was sich auf den ersten Blick wie ein dramatischer Tränendrücker anhört, entpuppt sich schon nach wenigen Minuten als eine gegen den Strich inszenierte Geschichte zum kontroversen Thema Sterbehilfe: „Kurz vorm Ende soll man ja noch mal aufblühen“, antwortet Laura auf das aufmunternd gemeinte Kompliment über ihr Aussehen. Und auch sonst bringt sie das entfremdete Familienleben ganz schön auf Trab. Denn seit Jahren ist man sich eher aus dem Weg gegangen, hat seine eigenen Neurosen und die Vorurteile einander gegenüber gepflegt. Die Mutter (Senta Berger) scheint ein wenig verhärmt, der Vater (Jan Declair) hat sich in sich zurückgezogen. Susanne (Christina Paul) mimt die coole Geschäftsfrau, Toni (Julia-Maria Köhler) die ihre Bindungsunfähigkeit mit One Night Stands kaschierende Aufsässige. Die zweifache Mutter Coco (Anna Böger) schließlich ist frustriert von Mann und Ehe. Laura (Katharina Schubert) dagegen scheint die Krankheit die Augen geöffnet zu haben: Sie setzt alles daran, dass die Familie wieder näher zusammenrückt.
"Das ist mein Statement für jene Freiheit, von der ich spreche“, bekennt Verbong, der durch das ähnliche Schicksal seiner ebenfalls an Krebs gestorbenen Schwester die Achterbahnfahrt der Gefühle kennt, die man angesichts des nahenden Todes durchlebt: „Das reicht von großen Ängsten bis hin zu absoluter Blödelei.“
Deshalb wählt Verbong, der 1981 mit seinem Meisterwerk „Das Mädchen mit den roten Haaren“ niederländische Filmgeschichte schrieb und seit Ende der 90er Jahre hauptsächlich im deutschen Fernsehen heimisch geworden ist, auch einen grotesk-ironischen Grundton, mit dem er die von den beiden Autorinnen Karin Howard und Katja Kittendorf gegen den konventionellen Strich erzählte Geschichte inszeniert.
Skurrile Running-Gags, wie der verfressene Rauhaardackel, betonen dieses Regie-Konzept, dass sich bei seinen auch für Erwachsene höchst amüsanten Kinderfilmen über das „Sams“ bewährt hat. Zudem verstehen es Verbong und sein Kameramann Theo Bierkens meisterhaft, die engen Räume zu öffnen und somit den Cinemascope-Bildern eine atmosphärische Kraft zu verleihen. Aber all dies würde nicht reichen, hätte der Film nicht ein so grandioses Ensemble. Von der seit zehn Jahren erstmals wieder im deutschen Kino auftretenden Senta Berger bis hin zu dem wie immer souveränen Weltstar Jan Declair ist die Besetzung eine Augenweide,
in die sich die jungen deutschen Schauspielerinnen nahtlos einfügen.
(Rolf-Ruediger Hamacher)
Pssst!
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