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Nicht auflegen!
USA 2002, Laufzeit: 81 Min., FSK 16
Regie: Joel Schumacher
Darsteller: Colin Farrell, Kiefer Sutherland, Forest Whitaker, Radha Mitchell, Katie Holmes, Richard T. Jones, Keith Nobbs, John Enos III, James MacDonald, Josh Pais, Paula Jai Parker, Tia Texada, Arian Ash

Ein aalglatter Karrierist wird von einem Psychopathen mit einem Präzisionsgewehr von einem Wolkenkratzer aus im Innern einer Telefonzelle ins Visier genommen und mit dem Tod bedroht, falls er seinen skrupellosen Lebenswandel seinen Mitmenschen nicht beichtet. Genialer Psychothriller in einem Höllentempo. Alfred Hitchcock, der Minimalist unter den Spannungsregisseuren Hollywoods, wollte ihn in letzter Konsequenz immer drehen: den Film, dessen Schauplatz auf eine Telefonzelle beschränkt bleibt. In seinem Werk hat er sich immer näher an diese Zielsetzung herangearbeitet. "Life Boat? spielte auf einem Rettungsboot auf dem offenen Meer, "Rope? lediglich in einer Studentenwohnung. Den Film in der Telefonzelle hat Hitchcock nie gedreht, dafür nun aber Joel Schumacher, dem es auf faszinierende Weise gelingt, die Beschränkung des Schauplatzes auf die letzte Telefonzelle New Yorks in einer modernen Welt, in der jeder seine Kommunikationsgeräte mit sich herumträgt, aufs Spannendste auszunutzen. Natürlich behilft er sich dabei mit dem nahe liegenden Trick, durch verschiedene Splitscreen-Verfahren Gesprächspartner ins Bild zu holen, die sich an anderen Orten befinden. In einigen Szenen teilt sich die Leinwand in bis zu vier Teilsegmente, in denen parallel ablaufende Handlungen auf den Zuschauer einprasseln. Trotz der Splitscreen ist der psychopathische Anrufer während der Telefonate nie zu sehen. Seine Stimme ertönt stets losgelöst von ihrer Quelle, dem Telefon, und erklingt überdeutlich und ohne akustische Verzerrung in krassem Gegensatz zu den Worten Colin Farrells (in der Rolle des Opfers), die mit dem Lärm der pulsierenden Stadt New York konkurrieren müssen. Auf diese Weise assoziiert man die bedrohliche Stimme des Anrufers mit dem schlechten Gewissen Farrells, das durch das Telefonat ja auch geschürt werden soll. Schumacher nutzt diese technische Spielerei, um der moralischen Komponente von Larry Cohens ausgeklügeltem Drehbuch im wahrsten Sinne des Wortes Gehör zu schenken. Mit exakt gesetzten Schnitten und einem Höllentempo ist hier ein äußerst kompakter Thriller entstanden, der vollkommen ohne spannungsbremsende Mätzchen auskommt und eine dichte, originelle Story mit hervorragenden Schauspielern präsentiert.

(Frank Brenner)

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