Mutter Mutter Kind
Deutschland 2021, Laufzeit: 97 Min., FSK 12
Regie: Annette Ernst
>> jip-film.de/mutter-mutter-kind
Spannende Langzeitdokumentation
Familie ist mehr
„Mutter Mutter Kind” von Annette Ernst
So etwas hat es in dieser Form bislang noch nicht gegeben: Seit 2009 hat die Filmemacherin Annette Ernst ein gleichgeschlechtliches Paar mit Kinderwunsch mit der Kamera begleitet. Zu Beginn der Langzeitdokumentation hatten die beiden Mütter Anny und Pedi bereits zwei Söhne, ein drittes Kind war gerade unterwegs. Dass es nach wie vor eine große Herausforderung darstellt, Kinder als homosexuelles Paar großzuziehen, macht Ernst dabei bereits in den ersten Minuten deutlich. Denn Vorbehalte machen da schon Menschen aus dem unmittelbaren Umfeld der beiden Liebenden deutlich. Annys Eltern, insbesondere ihre Mutter, haben sich auch nach etlichen Jahren nur widerwillig mit der Tatsache abgefunden, dass ihre Tochter lesbisch ist. Und auch Carsten, Annys Bruder, kann mit seinen konservativen Einstellungen nicht hinterm Berg halten. Für die beiden Frauen indes ist es klar, dass sie nur als Familie komplett sind, und die Kindererziehung nimmt bei den beiden berufstätigen Müttern deswegen einen großen Stellenwert ein. Was es für die Kinder bedeutet, im Kindergarten oder später in der Schule immer wieder auf die Tatsache angesprochen zu werden, dass sie zwei Mütter haben, wird im Film ebenfalls anschaulich thematisiert.
Anny und Pedi hatten sich gegen eine anonyme Samenspende entschieden und kennen trotz Insemination den Vater ihrer mittlerweile drei Söhne. Dass Eike nicht nur den beiden behilflich war, sondern insgesamt fünf lesbischen Paaren ihren Kinderwunsch ermöglichte, kam erst später ans Licht und bereichert „Mutter Mutter Kind“ um einen spannenden Twist. Denn dann lernen die Zuschauer:innen auch noch ein zweites dieser Paare kennen, dessen heranwachsende Tochter Linn schließlich den Kontakt zu ihren Halbbrüdern sucht. Auch Eikes Mutter ist eine interessante Persönlichkeit, die mit einer Enthüllung aufwarten kann, die für zusätzliche Überraschungen sorgt. Annette Ernst ist mit „Mutter Mutter Kind“ ein sehenswerter Dokumentarfilm geglückt, der aus der Innenperspektive heraus belegt, dass auch Kinder aus gleichgeschlechtlichen Partnerschaften behütet aufwachsen können, ohne dass es ihnen an etwas fehlt. Vielleicht kommen die legalen und logistischen Voraussetzungen etwas zu kurz, denn im Film haben die Protagonistinnen ihre Lösung für das Kinderglück bereits gefunden. Allgemeine juristische und soziale Hintergründe werden in kurzen Einblendungen abgehandelt, für weitere kritische Stimmen zum Thema hat Annette Ernst Spielszenen mit Schauspielern eingewoben. Als Dokument über das Heranwachsen und die unterschiedlichen Lebenssituationen von vier bemerkenswerten jungen Menschen ist der Film aber sehr überzeugend, zumal die Regisseurin äußerst liebevoll mit sämtlichen Beteiligten umgeht.
Kino als Empathie-Maschine
Warum wir Kino in Zukunft mehr brauchen denn je – Vorspann 01/25
Stark durch Solidarität
„Billige Hände“ im Filmhaus – Foyer 12/24
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24