Memento
USA 2000, Laufzeit: 113 Min., FSK 16
Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Guy Pearce, Carrie-Anne Moss, Joe Pantoliano, Mark Boone jr., Stephen Tobolowsky, Harriet Sansom Harris, Callum Keith Rennie, Russ Fega
Das hat es im Kino noch nicht gegeben. Eine Geschichte wird komplett rückwärts erzählt. Vom Anfang bis zum Ende, nur anders herum. Erstaunlich. Die erste Einstellung gibt bereits die Richtung vor: Blut fließt, aber zurück ins Opfer! Die Kugel, mit der es erschossen wurde, nimmt ihren Lauf in umgekehrte Richtung, zurück in die Pistole. Man erkennt den Mann, den es erwischt hat, hört seine letzten Worte. Und so weiter.Wer jetzt behauptet, dass so etwas nicht funktionieren kann, der sollte sich den zweiten Film (nach dem hierzulande nicht herausgebrachten, aber auf diversen Festivals viel beachteten Debütfilm "Following") von Christopher Nolan anschauen. Es ist zwar schwierig herauszufinden, wie es dem 31jährigen Regie-Wunderkind gelingt, aber Tatsache ist, dass schon dies ist schwierig zu beschreiben der Anfang jeder Szene das Ende der nächsten ist, bzw. umgekehrt eben das Ende einer Sequenz am Anfang der vorherigen stand.Warum das Ganze? Der Held des Films, der markige, blonde Versicherungsvertreter Leonard (Guy Pearce) hat sein Kurzzeitgedächtnis verloren. Seit dem traumatischen Erlebnis, einem Überfall, bei dem auch seine geliebte Frau umkam, hat sich nur der eine und einzige Gedanke in seinem Kopf eingebrannt: er muss Rache nehmen. Zu Beginn des Films - in der gegenläufigen Chronologie des Films aber nach dem Rache-Mord als dem eigentlichen Schlusspunkt - sitzt er in einem Hotelzimmer, Notizen häufen sich auf den Tischen, Fotos mit Anmerkungen als Gedächtnisstütze, eine Pinnwand mit Indizien. Er ist ganz nahe dran an der Lösung des Rätsels. In Schwarzweiß-Einschüben erfährt man Episoden aus seiner Vergangenheit vor dem Verlust des Gedächtnisses. Immer wieder tauchen dieselben Personen auf, die er nur über einen Blick auf die gesammelten Fotos und die Notizen wieder erkennt. Sein Körper ist tätowiert mit kurzen Notizen: das sind die "Facts", die sich ihm nach und nach als erwiesen offenbart haben. Im Verlaufe der Handlung, die schön kontinuierlich rückwärts weiter läuft, werden diese Tätowierungen immer weniger. Am Anfang das ist das Ende des Films! steht der Entschluss, diesen Weg der "Aufzeichnung" aller wesentlichen Daten zu gehen und damit überhaupt die Chance für die schlussendliche Rache am Anfang des Films! zu eröffnen. Der Film ist prall ausgefüllt mit Action-Sequenzen, mit undurchsichtigen Machenschaften, in die man den Wehrlosen weil er sich an nichts mehr erinnern kann! hineinzieht. In dieser Hinsicht geht das fulminante, rasant geschnittene Werk in jedem Punkt auch als vollwertiges, äußerst spannendes Genre-Stück durch. Aber der eigentliche Clou ist die Umsetzung der verschobenen Zeitdimension. Ein Experiment in Kino-Ästhetik, das voll und ganz gelungen ist.
(Heinz Holzapfel)
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24