Liegen lernen
Deutschland 2003, FSK 16
Regie: Hendrik Handloegten
Darsteller: Fabian Busch, Susanne Bormann, Birgit Minichmayr, Fritzi Haberlandt, Florian Lukas, Sophie Rois, Beate Abraham, Tino Mewes, Sebastian Münster
Helmut hat´s gepackt.....oder?
Olli (82), 12.09.2003
Ja, Helmut hat zunächst auf´s falsche „Pferd" gesetzt. Die attraktive Schulsprecherin Britta brennt sich tief in seinem Innern fest. Das geht uns Männern aber nicht nur so mit Frauen. Wir setzten auch auf die falschen Aktien oder auf die falsche Fußballmannschaft. Da ist viel Psychologie dabei. Wir wollen oder können uns die falsche Entscheidung einfach nicht eingestehen und halten oft viel zu lange daran fest. Irgendwann macht es dann aber einmal „Klick" und wir kapieren. Manchmal kommt die Erkenntnis zu spät, dann ist nichts mehr zu retten. Bei Helmut kam sie gerade noch rechtzeitig. Er konnte zu seiner Freundin, die ein Kind von ihm erwartete, zurück. Ob es aber wirklich die richtige Entscheidung war, werden wir vielleicht erst in 10 Jahren erfahren. Wer weiß, was da aus den beiden geworden ist. So lange können wir aber nicht warten....
80er ohne Geschichtsunterricht
Oscar (15), 11.09.2003
Kein Film, der einem wirklich nahe geht, aber
flott erzählt v.a. durch die Vorgriffe.
Und die 80er Jahre sind bis in kleine Details
wirklich gut in Szene gesetzt, ohne dass sich
das ganze Filmteam aufdrängt mit: Haben wir nicht
authentisch Geschichte rekonstruiert, wie z.B.
die Trailer von "Rosenstraße" zeigen. Das ist
Geschichte, die so steril ist wie ein OP.
hätte besser sein können
juggernaut (162), 11.09.2003
Ich kenne zwar das Buch von Frank Goosen nicht, aber die Verfilmung wirkt wie eine Ansammlung von Roman-Versatzstücken und -Episoden, die nur lose durch die auch off erzählende Hauptfigur Helmut zusammengehalten werden. Die Figuren machen eher den Eindruck von Platzhaltern/Typen, die ein Lebensgefühl oder den jeweiligen Zeitgeist verkörpern und transportieren sollen, bleiben dabei aber seltsam blass und konturlos.
Die Inszenierung der Familienszenen im Wohnzimmer erinnert (auch durch die Auswahl der Schauspieler/Gesichter für die Rollen von Helmuts Eltern) sehr stark an Loriot-Sketche, nur dass hier halt nicht Familie Hoppenstedt in der scheußlichen, aber stilechten Wohnzimmerambiente versammelt wird. Das gehört auch zu den Pluspunkten des Films: In Ausstattung, Kostümen, Musik etc. wird insbesondere der ?Look? der frühen 80er schön rekonstruiert. Außerdem geben sich die Akteure und Aktricen alle Mühe, dem Film Leben einzuhauchen. Schade allerdings, dass man dabei einer so exzellenten Schauspielerin wie Sophie Rois so wenig zu tun gibt.
Natürlich gibt?s in ?Liegen Lernen? das eine oder andere Aha-Erlebnis und einiges zum Wiedersehen, Erinnern und Schmunzeln für einen Thirtysomething. Aber irgendetwas fehlt diesem Film, vielleicht tatsächlich so etwas wie ein spannender Ziel- bzw. Interessenkonflikt. Zu vieles wird nur gestreift oder angedeutet. Alles in Allem ganz nett und annehmbar, Drei Plus, aber kein Muss.
Schöner, schlichter Film
flimbe (31), 09.09.2003
Ein Film, der mich trotz seiner scheinbaren Leichtigkeit sehr nachdenklich gemacht hat.
Ein Film, der Menschen hilft, eine alte Liebe zu vergessen.
Ich habe ihn genossen.
Vielen Dank!
P.s.: Und laßt Euch nicht vom Titel abschrecken. Und vom Trailer auch nicht. So viel gelegen wird in dem Film gar nicht. Er hat auch eine Handlung. Irgendwie.
Ach ja, der Film ist von den Machern von "Lola rennt" und "Sonnenalle"- und das merkt man dem Film an. Wer die beiden Filme mochte, wird auch diesen mögen. Versprochen.
www.liegenlernen.de
Trailer:
www.liegenlernen.de/trailer.php
Guter Soundtrack...
Loretta (43), 08.09.2003
...das war mein Hauptgedanke am Ende des Films. Klar, man fühlt sich in frühere Zeiten versetzt, hört Musik, die man damals auch gerne gehört hat, damit wird man eingelullt. Aber letztendlich täuscht es nicht über einen schwachen Film hinweg. Die Teenies neben mir verließen die Vorstellung irgendwann mittendrin, verständlicherweise, die konnten ja nicht mal eine Reise in die Vergangenheit machen, ich hatte mich schon vor Filmbeginn gefragt, was die wohl in einem Film über die 80er Jahre wollen?? Oder ist mir entgangen, dass der Hauptdarsteller ein Teenie-Idol ist? Der hat mich jedenfalls durch schauspielerische Leistung auch nicht überzeugt, gut fand ich nur Sophie Rois. Und dann auch mal wieder die quälende Frage, wo man am Tag des Mauerfalls war. Diese Frage will uns der eine oder andere Film als real existierend verkaufen, etwa wie in den USA, wo sich die Leute früher fragten: ?Wo warst du als Kennedy erschossen wurde?? Ich persönlich bin jedenfalls noch nicht nach dem Nov. 89 befragt worden. Der Helmut sollte ja eigentlich auch im Laufe des Films erwachsen werden, so ja der eigentliche Plot. Konnte ich auch nicht feststellen, er war zum Schluss auch noch ein Wickelkind, oder fallen alle Erwachsenen erst mal mit dem Gesicht in eine Fütze um wichtige Entscheidungen zu treffen???? Ich würde mal sagen, diesen Film muss man nicht unbedingt sehen.
Fast vergessen...
otello7788 (554), 08.09.2003
Ich wußte oftmals nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Unglaublich viele Dejavu´s erinnerten an längst vergangene Zeiten, Gefühle und Stimmungen. Der fiese Onkel mit der Zigarre, die Unfähigkeit zu Worten bei der ersten Liebe, Klassenfahrten u.v.m.. So nah ist mir jedenfalls meine Jugend im Kino noch nicht wieder begegnet. Ich weiß nicht, ob die heute Zwanzigjährigen den Film in seiner Tiefe erfassen können, aber für alle 30+xler ist dies ein MUSS. Apropos X: X-Film Creative Pool wird immer mehr zu einem Gütesiegel für herausragenden deutschen Film. Nie der klassische Kunst/Autorenfilm, aber auch nie platt und seicht. Gratulation, ich freu mich auf die nächste Produktion. (Zusatz: Kamera, Schnitt, Ausstattung und Musik sind nur zu loben!)
Liegen bleiben
Colonia (683), 07.09.2003
Die 80er sind wieder da. Die Retrowelle rollt und rollt. Sie quillt nicht nur aus jedem H&M, sie quillt auch aus dem Radio, aus den Buchläden und spätestens seit "Verschwende deine Jugend" auch aus dem Kino.
Was ich dem Film zugute halten muss, ist, dass er der Handlung des 2000 erschienenen Romans von Frank Goosen (die eine Hälfte des dahingeschiedenen genialen Kabarett-Duos "Tresenlesen") ziemlich genau folgt. Kleinere Änderungen und Kürzungen sind der etwas anderen Erzählstruktur des Kinos und natürlich der Filmlänge geschuldet und nachvollziehbar. Warum der Film jedoch das im Buch sehr große Thema "Musik" relativ in den Hintergrund rückt, wird mir nicht ganz klar. Goosens Romanfigur ist zwar kein Musikbesessener wie der Erzähler in Hornbys "High Fidelity", die passende Musik zur passenden Zeit ist aber auch hier ein ganz wichtiges Element, das drückt nicht zuletzt das als Schallplatte gestaltete Cover der Originalausgabe (Eichborn-Verlag) aus.
Überrascht hat mich ebenso, dass Dialoge des Romans zum Teil wörtlich ins Film-Drehbuch übernommen wurden und dass sie in diesem anderen Medium nicht künstlich wirken.
Ein detailverliebter Wahnsinn ist es, klitzekleine Elemente des Romans auf der Leinwand 1:1 abgebildet zu finden (die Kuhglocke statt Klingel am Bauernhaus von Brittas Eltern; und sie hat sogar den im Buch beschriebenen Keramikgriff!).
Das wars an positiven Überraschungen. Die große Negativerkenntnis ist: Der Roman funktioniert als Film nicht. Der Film ist langweilig und uninteressant, die Figuren sind austauschbar, die Handlung ist banal. Warum ist das so? Ich vermute, es ist der fehlende Subtext. Ohne ihn bleibt alles oberflächlich und sogar die eigentlich guten Schauspieler bleiben blass in ihren Rollen. Eine Enttäuschung auf der ganzen Linie!
Der nächste Film über die 80er steht schon in den Startlöchern: Haußmanns "Herr Lehmann" (nach dem Roman von Sven Regener).
Sehr guter deutscher Film!
TopJoe (1), 06.09.2003
Endlich mal wieder ein deutscher Film, der mir sehr gut gefallen hat. Fabian Busch verkörpert die Rolle des Jugendlichen Helmut absolut herrvorragend. Dieser Film ist eine Ode an die 80/90er Jahre, an Ost/West, eine Erinnerung an eigene Jugendgefühle, die erste Liebe. Der Film ist nicht so ein "Kultfilm" wie Lammbock, daher "nur" 4 Sterne, aber trotzdem wirklich sehenswert. Mich hat die Handlung / der Aufbau des Filmes sehr stark an Nichts bereuen erinnert (mit Daniel Brühl - wesentlich besser als Good Bye Lenin). Der Film fängt nicht unbedingt stark an, aber er entwickelt sich und beinhaltet einige großartige Ideen - alle Male besser als 08/15 Hollywood-Kino, Hendrik Handloegten zeigt, dass man auch ohne (oder gerade wegen?!?) den Einsatz von Effekthascherei und Kitsch einen klasse Film drehen kann. Jeder, der nicht zu eingenommen vor deutschen Filmen ist, sollte "Liegen lernen" gesehen haben.
Einmaleins des Erwachsenwerdens
Toto (2), 04.09.2003
Wer kennt es nicht, dieses quälende Gefühl noch eine alte Rechnung offen zu haben. So ist es auch bei Helmut, einem eher unscheinbaren Kumpeltyp, der sich mehr oder weniger durchs Leben mogelt und die Dinge auf sich zukommen lässt. Für ihn wird diese offene Rechnung in Form einer alten Gymnasial-Liebe allerdings zum Hemmschuh aller darauf folgender Beziehungen.
Mit Liebe zum Detail stellt Regisseur Hendrik Handloegten den Prozess des Erwachsenwerdens und des Verantwortung Übernehmens dar. Die Frauenrollen sind beizeiten etwas karikativ, aber zum Beispiel die herrlich spröde Sophie Rois dürfte keinen Deut weniger ungerührt spielen. Nostalgiker werden das ein oder andere Utensil ihrer Jugend wieder erkennen, wie Dosen mit abreißbarem Deckel oder das obligatorische braune Tongeschirr. Alles in Allem eine schöne kurzweilige Unterhaltung. Dieser Film ist für jene, die lernen wollen, mit alten Problemen abzuschließen. Manchmal kann man nichts erzwingen, muss den Dingen ihren Lauf lassen ? und liegen lernen.
Ein sehr guter "Männerfilm"
Morrissey (7), 28.08.2003
Hatte Gelegenheit den Film schon einer Open Air Preview zu sehen und war doch trotz gewissern Skepsis angenehm überrascht. Es ist die flotte verfilmung eines Romans von Frank Goosen und handelt um einen jungen Mann, der seine erste große Liebe nicht verarbeiten kann und diese Frau in allen weiteren Freundinnen sucht ohne zur Ruhe zu kommen. Ich denke ein Film der Männer und Frauen anspricht. Er spielt in den 80er ohne dies jemals zu sehr in den Vordergrund zu drängen. Sehr gut gefallen haben mir der Hautdarsteller (fabian Busch bekannt auch aus "23") und Florian Lukas (aus Good Bye Lenin).
Also, geht rein, ein sicherer Tipp!
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