Elementarteilchen
Deutschland 2005, Laufzeit: 113 Min., FSK 12
Regie: Oskar Roehler
Darsteller: Moritz Bleibtreu, Christian Ulmen, Martina Gedeck, Franka Potente, Nina Hoss, Uwe Ochsenknecht, Corinna Harfouch, Ulrike Kriener, Jasmin Tabatabai, Michael Gwisdek, Herbert Knaup, Tom Schilling, Thomas Drechsel, Nina Kronjäger
Oskar Roehler verfilmt Michel Houellebecqs gesellschaftsphilosophische Sittengeschichte über Singles, Sex und Wissensdurst.Eine Texttafel zitiert Albert Einstein: "Man muss die Welt nicht verstehen, man muss sich nur darin zurechtfinden". Genau genommen ein Zitat, das man vielen Filmen voranstellen könnte, doch Bruno (Moritz Bleibtreu) hat fürwahr gewaltige Probleme mit seiner Berliner Welt: Nachdem den triebgesteuerten Oberschullehrer die Zudringlichkeiten gegenüber einer Schülerin in die Psychiatrie gebracht haben, verlassen ihn Frau und Sohn. Vor sexuellen Offerten versteckt sich Brunos Halbbruder Michael (Christian Ulmen) seit seiner Jugend hinter seinem wissenschaftlichen Talent und hat es damit weit gebracht: Seine Forschung zur Reproduktion des menschlichen Erbguts ohne sexuellen Kontakt ruft ihn zurück nach Irland. Zuvor besucht er aber noch seine Jugendfreundin Annabelle (Franka Potente), und zwischen ihnen entflammen alte Leidenschaften. Bruno trifft derweil Christiane (Martina Gedeck), die seine Obsessionen teilt. Dann schlägt das Schicksal zu. Roehler adaptiert Michel Houellebecqs Skandalroman von 1999, indem er sich auf die Geschichte der beiden Halbbrüder konzentriert und an ihnen Houellebecqs gesellschaftsphilosophische Thesen spiegelt. Danach bewegt sich die westliche Zivilisation weg von Religion und hin zu Wissenschaft und Forschung. Zum anderen wird postuliert, dass sexuelle Aggression das weltliche Handeln dominiert. Roehler inszeniert dabei gewohnt ungeschminkt zwischenmenschliche Beziehungen und drückt deren Verzweiflung freizügig über ihre sexuellen Praktiken aus. Mit Verweisen auf Baudelaire, auf Eltern in glücklicher Zweisamkeit und auf den Hippiekult, den die Mutter der Halbbrüder bis in den Tod lebt, bäumen sich dabei aussterbende Lebenskonzepte ein letztes Mal gegen das Ratio dominierte Gesellschaftsbild auf. Die Bernd-Eichinger-Produktion gibt sich anders als sein Vorbild zahm und wenig skandalträchtig. Roehler entwirft einen verdaulichen Houellebecq, der massentauglich und prominent besetzt das Zeitbild reflektiert.
(Hartmut Ernst)
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24
Ungewöhnliches Liebesdrama
„Alle die du bist“ im Odeon – Foyer 05/24
Doppelter Einsatz für „Afrika“
Spendenaufruf des Afrika Film Festivals – Festival 05/24