Ein Leben für ein Leben - Adam Resurrected
Deutschland/USA/Israel 2008, Laufzeit: 106 Min., FSK 12
Regie: Paul Schrader
Darsteller: Jeff Goldblum, Joachim Król, Willem Dafoe, Veronica Ferres, Moritz Bleibtreu, Derek Jacobi, Ayelet July Zurer
Ein Holocaust-Überlebender sucht Seelenhilfe in einem Sanatorium, wo er anderen Traumatisierten Lebensmut schenkt.
Die israelische Wüste in den 60ern: Ein abgelegenes Sanatorium betreut und vereint ehemalige KZ-Insassen. Unter ihnen: Adam Stein (Jeff Goldblum), ein charmant-intelligenter Clown, der Schabernack treibt, gegenüber der Ärzteschaft aufbegehrt und die Krankenschwester verführt. Adam hat 1944 im KZ seine Familie verloren. Um sich selbst zu retten, ließ er sich vom Lagerkommandanten Klein (Willem Dafoe) zum Hund degradieren: Auf allen vieren durfte er seinen Herren amüsieren – und dafür überleben. Der Film blickt auch noch einmal zurück auf Adams Varieté-Zeit im Berlin der 20er, wo er erstmals schicksalshaft auf Klein trifft. Adam ist Clown, Adam ist Hellseher. Dann ist er ein Hund. Jetzt ist er Patient und – „Ich werde euch retten. Ich, der Clown“ – Trostspender seiner Mitpatienten (u.a. Joachim Król als suizidgefährdeter Kauz). Eines Tages wird ein Hund in die Klinik eingeliefert. Ein Hund, der ein Kind ist. Adam nimmt sich des Jungen an und versucht, ihm beizubringen, wieder Mensch zu werden.
Zuerst weiß man nicht so recht, was man da vor sich hat: Drama, Farce, Schelmenstück? Bereits die literarische Vorlage von Yoram Kaniuk von 1969 näherte sich den Wehen und Nachwehen des Grauens schwarzhumorig. Die Flucht des Protagonisten ins Lachen zwingt Regisseur Paul Schrader schließlich in die Farce. Ein Held, der ein Clown wurde, weil er nur so dem Grauen entfliehen konnte – ein ähnliches Konstrukt lieferte Roberto Benigni 1997 mit „Das Leben ist schön“. Ein Titel, der Wahrheit und Lüge zugleich war und der ebenso auf „Ein Leben für ein Leben“ zutrifft. Aber Schrader inszeniert keinen Film über das Leben im Holocaust, sondern erzählt vom Überleben und vom Leben danach – mit dem Holocaust.
„Wenn ich damals meinen Humor verloren hätte“, sagt Adam, „wäre ich tot.“ Und Humor erhält den Traumatisierten in seinem Refugium in der Wüste auch weiterhin am Leben. Zwischen Scherz und Schmerz bewegt sich Schrader in einem sperrigen Psychogramm, das inszenatorisch etwas holpert und in dem das Geschehen befremdlich bleibt. Letzteres jedoch ist kein Makel: Das, wovon der Film erzählt, wird man auf keiner Leinwand nachempfinden können. Schrader gelingt eine mitunter surreale, filmische Parabel über die menschliche Selbstheilungskraft, in dem der Humor die zweite Hauptrolle spielt, aber nie Spaß macht: Der Film bietet trotz der Allgegenwärtigkeit von Humor kein befreiendes Lachen. Befreiend ist am Ende nur die Hoffnung auf ein neues Leben. Auf ein normales Leben. Normalität wiederum, so sagt der Film, „kennt keine Freude, keinen Kummer.“ So oder so: Das Leben ist schön. Oder?
(Hartmut Ernst)
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