Ein Hologramm für den König
USA, Deutschland 2016, Laufzeit: 98 Min., FSK 6
Regie: Tom Tykwer
Darsteller: Tom Hanks, Tom Skerritt, Sarita Choudhury
>> einhologrammfuerdenkoenig.x-verleih.de
Tragikomischer Selbstfindungstrip
Orient(ierung)
„Ein Hologramm für den König“ von Tom Tykwer
Intgerview mit Regisseur Tom Tykwer
Tom Tykwer, Deutschlands einstiges Wunderkind („Lola rennt“, „Der Krieger und die Kaiserin“), bleibt, nach Unterbrechung („Drei“), international im Geschäft und liefert nun mit „Ein Hologramm für den König“ seine erste Komödie. Als Grundlage dient ihm der gleichnamige Roman von Dave Eggers, die Hauptrolle besetzte Tykwer nach „Cloud Atlas“ erneut mit Tom Hanks. Der Schauspieler brilliert in der Rolle des verschuldeten Beraters Alan Clay. Während daheim die Scheidungsverhandlungen mit seiner Ex-Frau laufen und er Mühe hat, seiner Tochter das Studium weiter zu finanzieren, erhält der 54-Jährige eine letzte Chance: Seine Firma schickt ihn nach Saudi-Arabien, wo er eine neuartige Hologramm-Kommunikationstechnologie an den Mann bringen soll. Genauer: an König Abdullah, der mitten in der Wüste eine neue Metropole zu erbauen gedenkt.
Problem Nummer Eins: Alan Clay verschläft. Problem Nummer Zwei: Der König ist überhaupt nicht im Lande. Problem Nummer Drei: Clays Ansprechpartner ist abkömmlich. Mitten in der Wüste, neben der Planungsstelle, steht ein gigantisches Zelt, in dem Clays Mitarbeiter langsam nervös werden: Keine Klimaanlage, kein WLAN. Dazu gesellen sich Sprachprobleme, Alkoholverbot, eine liebeshungrige dänische Botschaftsangehörige und ein Chauffeur, der rund um die Uhr Angst davor hat, sein Auto könne in die Luft fliegen. Der zweite Tag indes beginnt sogleich wie der erste: mit Problem Eins, Zwei und Drei. Und das geht munter so weiter, bis die Ärztin (Sarita Choudhury) kommt.
Ein amerikanischer Mittfünfziger, der die Tage seines Erfolges hinter sich gelassen hat, stolpert durch eine fremde Zivilisation und verfängt sich zwischen Wehmut, Verlorenheit und Neuanfang. Sofia Coppola hatte eine solche Tragikomödie 2003 mit ihrem gefeierten „Lost in Translation“ inszeniert. Tom Tykwers Film springt eben dort auf, verlegt die Geschichte aber von Japan in den arabischen Raum. Einerseits vermag er dabei in Sachen Magie und Tiefgang nicht gleichermaßen mitzuhalten. Tom Hanks derweil ist Coppolas Bill Murray ebenbürtig. Desweiteren gelingt das Unterfangen, so manches westliche Klischee von der arabischen Lebensrealität zu brechen – auch, wenn die Komödie sie zugleich an anderer Stelle immer wieder munter bestätigt. Spaß macht dabei vor allem der Chauffeur von Clay, Yousef (Alexander Black), der seinen Fahrgast in die Geheimnisse des modernen Orients einweiht: „Wir haben hier keine Gewerkschaften, wir haben Filipinos.“ Gewitzt sind dabei auch Tykwers visuelle Einfälle, über die er gelegentlich mit flinkem Schnitt die Assoziationen seines Protagonisten spiegelt oder den Running Gag wortwörtlich nimmt. Tykwer liefert einen netten, komödiantischen Streifzug mit kultur- und gesellschaftssatirischen Ansätzen durch Saudi-Arabien. Eine Selbstfindungs- und Neuorientierungs-Komödie aus einem Königreich gigantischer Träume und hohler Blasen, das den verlorenen Helden zugleich wieder erdet und zurück ins Leben holt.
Deutsche Filmpreise 2016: Bester Schnitt, Beste Tongestaltung
Übers Ankommen in Deutschland
„Zwischen Sein und Nichtsein“ von Leocadie Uyisenga – Film 12/24
Toleranz zum Jahresende
Mit Kino zu mehr Empathie finden – Vorspann 12/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24