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Ein Freund von mir
Deutschland 2006, Laufzeit: 84 Min., FSK 0
Regie: Sebastian Schipper
Darsteller: Daniel Brühl, Jürgen Vogel, Sabine Timoteo, Peter Kurth, Michael Wittenborn, Oktay Özdemir, Steffen Groth, Jan Ole Gerster

Wie Monolithen erheben sich die Glasbauten in den großen Städten, und manchmal mag man kaum glauben, dass dort echte Menschen ihrem Tagewerk nachgehen. Im schlimmsten Fall prägen Leistung und Konformität ein Lebenskonzept, bei dem die Leidenschaft auf der Strecke bleibt. Die fehlende Leidenschaft ist auch das Problem des jungen Nachwuchs-Managers Karl. Selbst sein Chef bemerkt dieses Handicap und so schickt er ihn im Auftrag des Versicherungskonzerns zu einem Sonderauftrag bei einer Autovermietung, um die Versicherungsrisiken abzuschätzen. Karl darf nun genauso wie die anderen Aushilfskräfte am Flughafen dafür sorgen, dass die richtigen Karossen bereit stehen. Dort trifft er auf den freakigen Hans, für den das Leben ein großes Spiel zu sein scheint. Im Vergleich zu ihm ist Karl eine graue Maus, trotzdem freunden sich die beiden schnell an. Hans mag für Karl zuerst nur ein quirliger Nervsack sein, aber er zeigt ihm, dass das Leben mehr zu bieten hat. Das Glück findet sich nämlich oft jenseits aller Vernunft, beispielsweise beim schnellen Nacktfahren im Sportwagen. Als dann noch Hans' Freundin, die hübsche Stewardess Stelle, ins Spiel kommt, entwickelt sich eine Dreiecksbeziehung, die Karl dazu zwingt, Stellung zu seinen Gefühlen und seinem Leben zu beziehen. Ging es in Sebastian Schippers Erstling "Absolute Giganten" um das Ende eines Lebensabschnittes und den Abschied von Freunden, so zeigt er nun, wie sich auf der Straße des Lebens neue Freundschaften entwickeln. Das funktioniert wie ein modernes Road-Movie. Modern deshalb, weil das romantisch verklärte Ziel durch zeitgemäßen Stillstand vor dem Hindernis ersetzt wurde. Trotzdem sind die Figuren in Bewegung oder werden durch die Umstände in Bewegung gebracht. Der Weg ist voller Hindernisse, und gerade diese bringen die entsprechenden Erkenntnisse und sind weit wichtiger als das Ziel. Mit viel Feingefühl hat Regisseur Schipper seine hervorragenden Darsteller inszeniert, und erstmals kann der Zuschauer Daniel Brühl und Jürgen Vogel zusammen auf der Leinwand erleben.

(Eric Horst)

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