
Dunkirk
USA 2017, Laufzeit: 106 Min., FSK 12
Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Fionn Whitehead, Mark Rylance, Tom Hardy, Cilian Murphy, Kenneth Branagh
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Aufreibend inszeniertes Kriegsdrama
Wucht
„Dunkirk“ von Christopher Nolan
Die Hafenstadt Dünkirchen im Mai 1940. Eine Handvoll britischer Soldaten geistert verzweifelt durch die Schluchten evakuierter Häuser, Flugblätter fallen vom Himmel, auf denen die Nazis ihre Übermacht veranschaulichen. Die Stille ist beinahe andächtig. Dann fallen tödliche Schüsse und ziehen uns in einen Sog, der von nun an 106 Minuten lang anhält. Die Stadt ist von den deutschen Truppen umstellt, 400.000 Alliierte stehen mit dem Rücken zum Meer – und hinter ihren Rücken lauern deutsche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge. Tommy (Fionn Whitehead), einer der jungen Soldaten, schafft es an den Strand. Dort stehen britische und französische Divisionen in Reih und Glied und warten auf ein Wunder. Der Commander vor Ort (Kenneth Brannagh) zeigt sich wenig optimistisch. Oben in der Luft liefert sich Royal Air Force-Pilot Farrier (Tom Hardy) ein aufreibendes Duell mit den deutschen Kampfflugzeugen, die die Schiffe und Bodentruppen gnadenlos in den Tod bomben. Und in der Ferne sticht Familienvater Dawson (Mark Rylance) mit seinem Kutter in See, um den umlagerten Soldaten zu Hilfe zu kommen. Die zivile Kavallerie?
Christopher Nolan („Inception“, „Dark Knight“-Trilogie, „Interstellar“) dreht einen Kriegsfilm. Und dieser Kriegsfilm ist von der ersten Minute an unübersehbar ein Nolan-Film. Wir erleben Nolans inszenatorische Wucht, seine bewährte Hand für Größe, Timing und Atmosphäre. Den Look der Bilder, der souveräne Einsatz der Musik (Hans Zimmer), das durchschlagende Sounddesign. Das Handwerk. Den Rausch. Das Kinoerlebnis eines Blockbusters, der so ziemlich jeden dieser Reißbrett-Blockbuster da draußen in den Schatten stellt.
Und so wäre Nolan nicht Nolan, wenn er bloß einen klassischen Kriegsfilm inszenieren würde. Stattdessen setzt er noch einen drauf und experimentiert mit der Erzählstruktur. Drei Zeit-Zyklen werden hier verwoben: Tommys Erlebnisse am Boden und im Wasser umspannen eine ganze Woche, Vater Dawson ist mit seinem Kutter einen Tag lang unterwegs und Farrier kämpft sich im Laufe der Filmhandlung nur eine Stunde durch die Luft. Die Geschehnisse dieser drei Zyklen werden parallel montiert, die Schicksale aller drei Figuren werden sich irgendwann überschneiden. Das klingt kompliziert, ist es aber nicht, denn Nolan montiert seinen Streich gelungen organisch.
Einziges Defizit dieser narrativen Wundertüte ist der fehlende Spannungsbogen: „Dunkirk“ nämlich zerfällt in Episoden. Dabei liefert jede Episode wahrlich große Spannungsmomente. Was aber fehlt ist der Zusammenhalt, die Zuspitzung hin auf das große Finale – so, wie wir es gewohnt sind. Und genau darauf, so scheint es, pfeift Nolan. Er pfeift auf klassische Strukturen, er pfeift auf unsere Sehgewohnheiten und auf unsere Erwartungen. Nolan interessiert sich auch so gut wie gar nicht für seine Charaktere. Er erzählt keine Geschichten, er erzählt von Momenten. Von der Wucht des Augenblicks, vom Augenblick des Krieges. Der Krieg nämlich hat keine Zeit für Charakterzeichnung, für Details und die Vergangenheit. Das erklärt dann auch, warum dieses Epos bloß 106 Minuten lang ist. Eine Wucht, die dann auch den fehlenden inhaltlichen Spannungsbogen locker wettmacht: Mit seinem beklemmend atmosphärischen Sog, mit der atemberaubenden Unmittelbarkeit dieser großen Inszenierung.

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