Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.582 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Filminfo & Termine

Der Untergang

Der Untergang
Deutschland 2004, Laufzeit: 150 Min., FSK 12
Regie: Oliver Hirschbiegel
Darsteller: Alexandra Maria Lara, Bruno Ganz, Juliane Köhler, Ulrich Noethen, Corinna Harfouch, Birgit Minichmayr, Thomas Kretschmann, Justus von Dohnanyi, André Hennicke

Meine Meinung zu diesem Film

Tanz auf dem Vulkan
Kinokeule (541), 08.11.2005

Es gibt noch einiges zu entdecken in Deutschlands Nazi-Vergangenheit. In diesem Jahr gab es die guten Filme ?Speer und Er? und eben ?Der Untergang?. Für mich ist ?Der Untergang? wirklich sehr gelungen. Die letzten Tage im Führerbunker während drumherum die Welt untergeht kann ich mir jetzt etwas besser vorstellen, auch wenn ich vor einiger Zeit die Bücher von J.Fest und T.Junge gelesen habe.

Das es in Deutschland sehr gute Schauspieler gibt, war mir schon lange klar. Hier kann man einige von Ihnen sehen (nicht gemeint ist dabei Frau Lara). Als ich Bruno Ganz zum ersten Mal als Hitler sah, musste ich noch lachen. Das ist mir später dann auch Dank seiner tollen Leistung vergangen (4 Sterne)

Mann!!!!...war das schlecht!
film-marathon-läufer (28), 23.10.2005

Definitiv einer der schlechtesten Filme die ich je gesehen habe.
Sowohl die Inszenierung als auch die Schauspielerleistungen waren miserabel, von dem Drehbuch gar nicht erst zu sprechen.
Hat der Film wirklich Erfolg gehabt, oder war es nur Trouble aufgrund der Geschichte????Das zweite will ich wohl mal hoffen, denn dieser Film ist eine Beleidigung für die Intelligenz und für jeglichen Filmgeschmack.

Es war ja "mutig" Hitlers letzte Tage in Deutschland verfilmen zu wollen, doch das hätte man auch mit mehr Stil und mehr Engagement machen können. Hitler höchstpersönlich war ein Witz und seine Sekretärin ist zwar ganz süss gewesen, allerdings kann ich nicht nachvollziehen, dass man sie deshalb gleich in einem Film mitspielen lässt; unglaublich unglaubwürdig. Die 'Kriegsszenen' im Film waren ein einziger Witz, und das obwohl der Film relativ neu ist, da will man jawohl meinen, dass man ein Kriegsszenario glaubwürdig darstellen kann ohne allzu grosse Kosten und Aufwand, naja: Ergebnis waren jedenfalls Standkameras, die plötzlich ein wenig wackelten wenn eine Bombe landete, im Hintergrund ein bisschen Bühnennebel!!!
....das ich nich lache!

Nun mal zum Konzept und zur Story: Was möchte dieser Film erreichen???Auf jeden Fall nicht einen eiskalten Krieg zeigen indem Millionen von Menschen sterben, und die Bilder so dargestellt werden, dass der Zuschauer betroffen ist. An sich eine gute Idee, es gibt ja auch schliesslich genug von diesen 08/15 2.Weltkriegs-Filmen, in denen man fast immer nur Opfer und Opfer zu sehen kriegt und man plötzlich weinen muss. Das macht der Film zum Glück nicht, da es wie gesagt bereits mehr als genug davon gibt.
Was macht dieser Film?Er zeigt nicht Opfer, sondern Täter, er zeigt sensible naive und verängstigte Täter, die sich aber zu kaum einem bewusst sind was sie eigentlich 'tun'. Ok soweit, warumnicht mal die andere Seite etwas beleuchten und fokussieren??Ich meine dann aber auch beleuchten und fokussieren, das würde bedueten, sachlich und analytisch ranzugehen; die andere Möglichkeit wäre ein intimes Porträt von Hitler Himmler der Sekretärin, oder wem auch immer zu machen, aber dann eben persönlich, emotional und intensiv; in jedem Fall bitte KONSEQUENT!!!!!!!!!!
Denn das ist dieser Fil in keiner Weise, er schafft nämlich weder die Distanz für eine Analyse der Verflechtungen zwischen Hitler & co., noch die Intensität und den Tiefgang für ein persönliches porträt, indem man Handlungsmotive erkennen kann.

Ich dachte der Film würde sich defintiv auf den 'bunker' konzentrieren und die Aussenwelt dabei hinter sich lassen. Stattdessen hat auch hier die Konsequenz gefehlt und es mussten noch in zwei billigen Nebenstories(Arzt + kleiner Junge mit Familie) noch die 'Screcken und Schattenseiten' des Krieges gezeigt werden, und dass auf einer so oberflächlichen Weise, dass ich fast kotzen musste. Dieser dumme Junge der unbedingt meint für Hitler sterben zu müssen und noch dazu seine total unbeholfenen Eltern könnten zwar tatsächlich in irgendeiner Weise das damalige deutsche Volk repräsentieren, allerdings fehlt jegliche Intensität und jeglicher Tiefgang um solch eine (eigentlich dramatische) Geschichte sinnvoll zu verfilmen. Die andere Geschichte über den Arzt der sich Befehlen widersetzt und bereit ist 'spontan' Menschen das Leben zu retten, ist heldenhaft wie man es aus guten alten Hollywood-Schinken kennt (genau was dieser Film gebraucht,hat um den ganzen anderen Mist zu vergessen, eine Identifikationsfigur für das Publikum, einen HELDEN!)
So, und jetzt zur Hauptgeschichte im Bunker: Die Darstellung ist noch nicht einmal in Ansätzen historisch 'sinnvoll', und insgesamt vor allem eins: Voyeuristisch! Man fängt bereits sehr früh an zu spekulieren mit wem denn Eva Braun da eine Affäre hat, und warum der Himmler so zickig zum Göbbles ist usw usw.....Ist das irgendwie sinnvoll oder interessant???
Nur gut, dass ich ihn nicht ganz bis zum Ende geshen habe....=0 Punkte, der Film ist auf ganzer Linie misslungen

Die Bestie in Menschengestalt
yoerk (103), 22.03.2005

Ich fand den Film gar nicht so polarisierend, wie er in der Presse beschrieben wurde. Die einen verachteten ihn, die anderen bejubelten ihn. Ich liege so ziemlich genau in der Mitte. Die Geschichte war bekannt und so hab ich mich mehr auf die faktischen Genauigkeiten und schauspielerischen Leistungen konzentriert, als mich von der intentionierten Betroffenheit und dem Entsetzen ob der grausamen Unmenschlichkeit mitreissen zu lassen.

Hierzu möchte ich vor allem eins kritisieren: Wie kann eine Frau wie Alexandra Maria Lara bei der Vorstellung die sie hier abliefert als die neue deutsche Schauspielerhoffnung allseits medial hochgejubelt werden? Qualitativ erinnerte mich das eher an die Damen Ferres, Potente, Makatsch oder wie auch immer diese ganzen überbewerteten Blender heissen. Ein Repertoire von zwei verschiedenen Gesichtsausdrücken, die beide nicht authentisch wirken. Ganz im Gegensatz zum begnadet gut spielenden Bruno Ganz. Da treffen Welten aufeinander und das Lob gebürt allenfalls ihm.

Geschichtliche Authentizität liess sich vom Drehbuch her nicht bemängeln. Mir kam es auch nicht so vor, als würde Hitler hier zu menschlich oder mitleidserregend rüberkommen. Hitler war nunmal ein Mensch, allerdings ein wahnsinniger, kranker, seine Mitmenschen verachtender und leider zu mächtiger. Eine Dämonisierung und Verteufelung wäre ebenso unsinnig wie unsachlich gewesen. Der Irrsinn, die Barbarei und die Surrealität der geschlagenen, in ihrem Niedergang immer tiefer in den Wahnsinn stürzenden Befehlshaber des 3. Reiches, sind reale deutsche Geschichte und Nazis unspektakulär reale Menschen. Dies gilt für damals wie für heute.

In einem letzten finalen Schub von Menschenverachtung, Gefühlslosigkeit, ideologischer Verblendung, krankhafter Hybris und verzweifelter Unbelehrbarkeit richten sich die Massenmörder selbst und versuchen alles und jeden mit sich in ihr sicheres Grab zu ziehen. Die Bestie in Menschengestalt, die zu Tage tritt, wenn ihrer Entfaltung ungehemmt und zügellos freier Lauf gelassen wird und die Barbarei zur kulturellen Maxime ausgerufen wird.

Ob man einen voyeuristischen Film wie "Der Untergang" braucht, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, ist fragwürdig.

Interessanter Film
Filmexperte-Bene (1), 07.11.2004

Wer in diesen Film geht, hat natürlich Erwartungen. Und diese werden, im positiven Sinne, weitgehend erfüllt. Man erfährt viel über Hitlers letzte Tage. Man kriegt einen Einblick in sein tägliches Leben, wenn es auch die letzte Zeit war. Bruno Ganz in Ehren, aber Hitlers Zornausbrüche waren nicht so, wie die des Echten. Es ist sicherlich sehr schwer diese zu spielen, dennoch waren sie nicht überzeugend. Insgesamt ist der Film sehr zu empfelen für jedes Alter. Wenn man allerdings nicht Blut, Leid und Elend sehen kann, ist es nicht sehr ratsam ins Kino zu gehen.

Herausragender Bruno Ganz!
mr. kurtzman (168), 24.10.2004

Jetzt muss ich doch noch was über diesen überschätzten Film sagen. Die letzten Tage von Mördern (und deren Mithelfer) eingekesselt in einem Bunker. Sie hinterlassen einen ganzen Kontinent in Schutt und Asche. Wir dürfen beobachten wie unfähig die Generäle sind. Wir sehen wie sie sich zum Ende umbringen. Wirklich Neues zeigt der Film nichts (oh, Hiltler mit zitternder Hand). Schlecht ist ?Der Untergang? tatsächlich nicht, aber grossartig jubeln lässt dieser mich auch nicht. Und schon gar nicht deswegen, weil ?keine erneute Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus mit sich gebracht wird? (oh Nein, nicht schon wieder dieses Thema,pah) oder weil der Film ?endlich von Deutschen produziert wurde? (wirklich neu sind deutsche Filme in diesem Bereich nun auch wieder nicht)? Aber wenn dieser Film für manche Leute zugänglicher ist als etwa ?einseitige Geschichtsbücher? dann soll es mir recht sein. Interessant fände ich übrigens das politische Geschehen von der wilhelminischen Zeit bis zum 2. Weltkrieg beispielsweise anhand des Schicksals einer nichtjüdischen Familie oder wenn man sich wirklich mit dem ?Ausländer? Hitler befassen möchte, was ihn dazu bewegte solch ein Mensch zu werden.

Das deutsche Feuilleton liegt daneben
flocke66 (27), 21.10.2004

Zu diesem Film ist eigentlich alles gesagt. Man kann ihn gut, man kann ihn schlecht finden. (Ich finde ihn gut!) Der Vorwurf, dieser Film sei entbehrlich oder überflüssig, wie ihn die Quotenintellektuellen aus ZEIT, Spiegel oder StadtRevue jedoch erheben, ist schlichtweg lächerlich. Habe mir erst gestern - einige Tage, nachdem ich mir den Film angesehen habe - noch mal einige Kritiken reingezogen: es erschien mir offensichtlich, dass die Kombi „Hitler“/„Eichinger“ von den Rezensenten (wieder einmal) reflexhaft zu einer gnadenlosen Treibjagd auf den deutschen Film genutzt worden ist. Ich hatte den Eindruck, die Kritiker hatten den Film gar nicht gesehen, denn auch nach wiederholten Lesen der entsprechenden Artikel war mir nicht klar, was dem Film, seinen Schauspielern und seinem Regisseur eigentlich vorgeworfen wird. Den Film schlichtweg als „Murks“ (Zitat Kölner StadtRevue - sonst eher für interessante und kritische Filmbesprechungen bekannt) zu bezeichnen, ohne explizit auf vermeintliche Schwachstellen (Geschichte?, Schauspieler? ...?) einzugehen, wird der Sache m.E. nicht gerecht.

Ich persönlich halte diesen Film für sehr wichtig; er erzählt die Geschichte von Menschen, die vor den Trümmern ihrer ideologischen und verbrecherischen Ideen, Wahnvorstellungen, etc. stehen. Nicht mehr, nicht weniger. Ich befürchte fast, dass den Kritikern die Entmystifizierung Hitlers und seiner Vasallen gehörig gegen den Strich geht. Dieser Film sollte eigentlich keine (erneute) Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus mit sich bringen. Aber er wird den „neuen“ Generationen (ich selbst bin von 1966) - auch im Hinblick auf das Wiedererscheinen der Rechten in ostdeutschen Landtagen - die Diskussion um das „3. Reich“ zwingend aufdrängen. Und allein die Diskussionen - nicht nur in den Feuilletons (wann wurde zuletzt über Hitler diskutiert?)- , die um diesen Film entbrannt sind, geben dem „Untergang“ seine Existenzberechtigung.

Und noch etwas: ich bin sehr froh, dass dieser Film nicht in Hollywood-Studios entstanden ist, sondern von Deutschen produziert worden ist. Auch dies eine Form von Vergangenheitsbewältigung, die genau zur rechten Zeit kommt.

Unabhängig davon, kann ich die Lektüre von Traudl Junge´s „Bis zur letzten Stunde“ uneingeschränkt empfehlen. Nicht als Alternative, sondern als Ergänzung zu der „Der Untergang“.

Ganz hinreißend
Raspa (392), 15.10.2004

Nach so viel klugen Betrachtungen hier nur eines: Bruno Ganz ist einfach überwältigend gut. Allein seinetwillen lohnt es sich, diesen Film anzusehen. Ich wüsste keinen anderen, der Hitler darzustellen in dieser Weise vermocht hätte.

Das Ende eines Feldzuges eines Ausländers
Roger Burns (47), 07.10.2004

Dieser Film beantwortet die Frage: "Wer war der Österreicher Adolf Hitler" besser als es in vielen, meist einseitig geschriebenen, Geschichtsbüchern geschieht.

Der Dämon Hitler wird hier subtil rübergebracht, das wirkt schon von daher viel überzeugender. Denn eigenes Denken scheint beim schauen von "Der Untergang" ausdrücklich erwünscht.

Dieser Film packt und läßt einem nicht mehr los.
Es wurde Zeit, daß endlich eine deutsche Produktion sich diesem schwierigen Thema annimmt;
auch wenn hier nicht erklärt wird, wie die politische Geburt Hitlers überhaupt möglich war. Aber für einen Film mit dieser Fragestellung ist es wohl noch zu früh?!

Der Untergang ist nicht der einzige Film der "hinten" anfängt. Es bleibt also noch Zeit....Das wird zwar nichts daran ändern, daß Hitler eine Katastrophe für die halbe Welt war - aber eine vermeidbare!

Banal...
gavin (1), 04.10.2004

...ist dieser Film! Nach all den Diskussionen und Meinungen, hatte ich dann doch etwas "Brisanteres" erwartet. Doch nichts dergleichen: Hitler war ein Mensch - wer hätte das gedacht? Der Mann konnte nett sein, aber eben auch ein Schreihals! Na, wirkliche Erkenntnisse sind das nicht. Und nun wird er eben auch so dargestellt (wobei die Frage ist, ob das Relevanz hat) - wenigstens von einem wirklich großen Schauspieler. Aber ob die Darstellung nun, wie vielfach disskutiert, endlich einmal karikaturfrei war? Ich schließe mich der hier im Forum schon geäußerten Meinung an: kleine, schreiende Männer sind nun eben meist schon Karikaturen ihrer selbst, da ist es schwer, sie dann schauspielerisch nicht lächerlich darzustellen.

Ansonsten erstaunte mich vor allem die Professionalität der Produktion. Meiner Meinung nach der erste Film aus Deutschland, der in seiner rein formalen Machart wirklich auf Hollywoodniveau funktioniert (von Petersens 'Boot' abgesehen). Eichinger eben - und auch da muß ich der hier schon geäußerten Meinung zustimmen, daß es ihm sicherlich nicht um Beiträge zur deutschen Vergangenheitsbewältigung zu tun ist; war eben das richtige Thema zum richtigen Zeitpunkt und Eichinger verfügt über die Mittel, es "richtig" umzusetzen.

Wirklich interessant wäre ein Film gewesen, der etwas beigetragen hätte zu der Frage, wie ein verkrachter Künstler es schaffen konnte, in relativ kurzer Zeit legal die Macht an sich zu reißen. Ist allerdings sehr viel schwerer darzustellen und bei weitem nicht so spannend und dramatisch und tragisch (außer Visconti hätt´ es gemacht - aber der wußte wahrscheinlich, warum nicht...). Und so schön die ganze Zeit gekracht und gewummst hätte es auch nicht.

Nein, ich würde sagen, der Film ist die ganze Diskussion nicht wert....

c u

gavin

Mensch,Tier, Untier, Unmensch
Lübke (31), 03.10.2004

Wahrscheinlich in Folge des fortgesetzten politischen Bildungsterrors zu Schulzeiten und der daraus resultierenden (wenn auch lückenhaften) Kenntnis der Ereignisse, berührte mich "Der Untergang" weit weniger als ich zunächst erwartet hatte.

Mit Sicherheit verdient die Thematik einen 150-Minuten-Film, fraglich finde ich jedoch ob DIESER Film tatsächlich 150 Minuten verdient. Natürlich ist die teils umstrittene Darstellung von Hitlers Schizophrenie, in der er zwischen wahnsinnigem, gewissenlosen Massenmörder und liebem Onkel hin- und herdriftet in dieser Form ein Novum und daher in vielerlei Hinsicht "reizvoll". Und viele kluge und weniger kluge Menschen ließen sich denn auch reizen ob des fürsorglichen Hitlers der da allzu sehr menschelte und vielleicht noch posthum Sympathien einheimsen könnte.

Diese Diskussion halte ich für so sinnvoll wie einen Kropf! Irre bleibt irre. Tollwütige Tiere haben mitunter auch Augenblicke der Sanftheit - es würde jedoch nach der verifizierten Diagnose niemand versuchen diese Tollwut wegzudiskutieren. Ich weiß: Analogien hinken, dennoch entspricht das meinem Verständnis der Darstellung.

Letztlich darf sich wenigstens Eichinger die Hände reiben - dem ich nie und nimmer den Willen zur geschichtlichen Aufklärung sondern exklusiv zum Profit unterstellen würde - erlangte "Der Untergang" durch diesen intellektuellen Disput doch eine kostenlose Extrapromo.


Entgegen der Meinung einiger Forumsbeiträge bin ich nicht der Ansicht, dass es dem überragenden Bruno Ganz vollständig gelungen ist den durchgedrehten Diktator durchgehend unwitzig zu spielen. Schließlich war der mit grotesken Fratzen stakkatoartig, teilweise völlig unverständlich geifernde Irre tatsächlich schon immer eine Karrikatur seiner selbst - und somit die Darstellung Ganz' auf jeden Fall geglückt.

Bei all den teilweise (typisch deutsch) arg unentspannten Debatten ist mir ein Punkt, der ganz dezent nach (nicht ganz ernst gemeinte Hypothese:) Bestechung durch den Verleih riecht, viel zu wenig beleuchtet: Wieso eigentlich wurde dieses Werk für 12-jährige Heranwachsende freigegeben?

Sehr guter Film
Raul Pereira (1), 03.10.2004

Mir hat der Film sehr gut gefallen. Am besten fand ich, wie gezeigt wurde, wie erbärmlich sich die damaligen Eliten verhalten haben. Allen Generälen war klar, dass der Krieg verloren war und das eine Fortsetzung nur noch eine sinnlose Leidensverlängerung der Bevölkerung war.Trotzdem konnte sich keiner zur offenen Rebellion durchringen.

Vorab ein Hinweis,
deejay (111), 24.09.2004

auch wenn diese Form hier sicher eigentlich nicht ganz richtig ist. Da ich aber das Thema und die dazugehörige Diskussion für wichtig halte, den Film leider noch nicht gesehen habe, möchte ich auf den (nicht von mir) unter www.einseitig.info veröffentlichten Beitrag verweisen. Es lohnt sich!

Also: www.einseitig.info

Später werde ich mich natürlich selbst zum Film äußern.

Aber gerne
juggernaut (162), 22.09.2004

Und am besten gleich noch einen weiteren Zeugen, der ein bisschen Erfahrung im Umgang mit Leichen und ihrer Wiederaufbereitung hat. Zum Beispiel jemand, der regelmäßig ?Six Feet Under? guckt:-)

Noch einmal ernsthaft: Was mich betrifft, ist die inhaltliche Auseinandersetzung um den Film mit JG zu den Akten gelegt, da sie kaum mehr über den Austausch von gegensätzlichen Standpunkten, die sich ohnehin nicht mehr ändern werden, hinauskommen dürfte. Was noch zu sagen wäre über das ß sowie den Umgang mit anderer Leute wörtlichen Zitaten, hat mit dem Film nun überhaupt nichts mehr zu tun und gehört nicht hierher, dafür gäbe es immer noch die persönliche Mitteilungsfunktion.

Abgesehen davon: Ich kann zwar hier in meinem Büro immer mal wieder zwischendurch auf die Forumsseite gehen und Beiträge schreiben (nein, ich bin weder Beamter noch im öffentlichen Dienst tätig - und noch mal (seufz) ein Emoticon :-), damit auch jeder versteht, wie?s gemeint ist), möchte aber nicht unbedingt durch ständiges Privatsurfen und Forumsbeiträge schreiben noch weiter mutwillig den Untergang meines Arbeitsplatzes beschleunigen. Also, bis denn, der nächste Aufreger-Film kommt bestimmt!

Am ?Untergang? mögen sich nun bitte andere Leute abarbeiten. Freiwillige vor!

>>>
otello7788 (554), 21.09.2004

www.ebay.de

Braucht Ihr noch einen Sekundanten?

Suche...
juggernaut (162), 21.09.2004

...gut erhaltene, preiswert abzugebende Duellpistolen.:-)

Nachspielzeit
juggernaut (162), 21.09.2004

Um historische oder militärische Details ging es in dem Beitrag ?Eichingers Endspiel? wohl doch noch, oder wie ist das Folgende zu verstehen (copy & paste, Ihr braucht?s nicht nachzuprüfen): ?...dann fände ich es als Zuschauer schon schön, wenn mir nicht einfach nur beliebige Schießereien in beliebigen Ruinen gezeigt werden ? es ist ja nicht einmal gelungen, die Lagebesprechungen im Bunker mit dem Kriegsgeschehen draußen filmisch zu synchronisieren: Daß sich ein militärischer Ring immer enger um ein Zentrum legt, wird in der Inszenierung der Kämpfe einfach nicht deutlich.? (NB: ich hab sogar das dass mit ß drin gelassen!). Tut mit Leid, aber für mich militärhistorischen Laien klingt das schon sehr nach Detail.

Damit zum Zitieren: Auch wenn die geraffte Wiedergabe von Texten und Aussagen absolut notwendig ist, um Beiträge nicht zu sehr ausufern zu lassen, möchte ich doch die sinnenstellende verkürzte Wiedergabe meiner letzten Worte durch Kollege Gillis noch einmal gerade rücken: Ich habe, in durchaus ironisch gemeinter Anspielung auf den Spruch ?Hitler sells? und die florierende Hitler-Medienindustrie geschrieben: ?Auch angesichts dessen bleibe ich dabei, dass uns Eichinger und Hirschbiegel den Hitler im Rahmen der Möglichkeiten eines Spielfilms gut verkauft haben.? Ich habe damit, im Gegensatz zur Interpretation von Joe Gillis, keine herabwürdigende Wertung des Herrn Eichinger verbunden. Früher, Herr Gillis, hätten ?editorische Eingriffe? dieser Art ? ich sag nur ?Emser Depesche? ? noch ganz andere Folgen gehabt, aber ich bin natürlich gerne bereit, solche Dinge, wie es sich gehört, beim ersten Morgengrauen im Grüngürtel mit Frack und Zylinder auszutragen...:-)

ein letztes (?) Nachtreten
juggernaut (162), 21.09.2004

Lustig, dass ich ausgerechnet die Großfilmer Eichinger und Hirschbiegel verteidigen muss. Aber sei?s drum: Der Vergleich mit ?Im toten Winkel? ist in der Tat fehl am Platze. Der beste Spielfilm kann es in Sachen Authentizität und Eindringlichkeit mit den Originaltönen von Zeitzeugen und Originaldokumenten nicht aufnehmen, gerade wenn es sich um die beiden großen Kriege des letzten Jahrhunderts handelt (mit Ausnahme vielleicht von Stanley Kubricks ?Wege zum Ruhm?). Daher finde ich es auch nicht fair, unter Hinweis auf ein angebliches Missverhältnis zwischen filmhandwerklichem Aufwand und Ergebnis beide Filme nebeneinander zu stellen.

Was die Diskussion um die Rolle der Nebenfiguren anbelangt: Keitel und Jodl waren zwar die Hitler unmittelbar untergeordneten, höchstrangigen Reichswehr-Chefs, aber nach allen vorliegenden Beschreibungen nicht viel mehr als willige Helfer und Vollstrecker (im Gegensatz etwa zu dem ehemaligen Chef der Reichswehr Ludwig Beck, der 1938 zurückgetreten war und später zum Widerstand gehörte). Ich sehe keinen Grund, warum ich als Zuschauer im Rahmen dieses Films mehr Informationen über die beiden benötigen würde. Der Fall von ?Sekretär? Bormann, der insbesondere in der Endphase die graue Eminenz hinter Hitler gab, ist natürlich ungleich interessanter, aber spätestens hier gilt das Wort: jede Nebenfigur des einen Films ist wieder eine potenzielle Hauptfigur für einen neuen, anderen Film. Eine gescheitere Lösung zu diesem Dilemma der interessanten Nebenfiguren sehe ich nicht. In einem anderen Punkt muss ich allerdings eindeutig widersprechen: Dass der ?Untergang? ein Genre-, Action- bzw. Kriegsfilm sein will, ein reines Spektakel also, möchte ich doch entschieden bestreiten. Er ist eine Mischung aus Drama, Kammerspiel und Kriegsfilm, und ob man die als handwerklich und dramaturgisch ge- oder misslungen empfindet, muss jeder für sich selbst herausfinden.

Insgesamt muss ich noch einmal meine Kritik an der Kritik erneuern: Das, was von diesem Film z.T. gefordert wird, kann er im Rahmen einer ?angemessenen? (ja, soll heißen: kinotauglichen und damit ein größeres Publikum nicht von vornherein abschreckenden) Länge nicht leisten. Und wer sich für die historischen und militärischen Details, für die Personen hinter den Chargen usw. interessiert, dem bietet sich nun wirklich eine Fülle von Literatur und (Fernseh-)Dokumentationen, aus der ich schon einige, meiner Ansicht nach sehr gute Exemplare genannt habe. Das Problem dürfte hierbei aber inzwischen eher in der diesbezüglich immer größer werdenden Unübersichtlichkeit liegen und darin, dass z.B. Chefhistoriker Dr. Knopp vom ZDF jedes Jahr mindestens eine Nazi-Serie machen muss, demnächst wahrscheinlich ?Hitlers Hunde?. Aber es gilt halt immer noch ?Hitler sells?, schaut euch nur mal an, wie oft bspw. Stern und Spiegel ihn auf dem Titel haben. Auch angesichts dessen bleibe ich dabei, dass uns Eichinger und Hirschbiegel den Hitler im Rahmen der Möglichkeiten eines Spielfilms gut verkauft haben.

... in Technicolor und Cinemascope
woelffchen (597), 20.09.2004

Mich hat der Film manchmal mehr an einen Operettenfilm erinnert als an die letzten Tage des "Führers" des verbrecherischsten Systems, das je auf deutschem Boden operiert hat. Mit bunten Farben, schönen neuen Umiformen und blinkenden Orden ist dieser Film schon in der optischen Darstellung weit von dem apokalyptischen Geschehen entfernt, das über Deutschland mit einer Urgewalt hereinbrach, wie sie die Geschichte noch nicht erlebt hatte. Daran ändert auch leider die artige Darstellung eines ehrenwerten Herrn Ganz wenig. Das unaussprechlich Dämonische der NS-Diktatur wurde nur gestreift und vermittelte nicht im geringsten die menschenverachtende Grausamkeit, mit der Hitler und Konsorten mit dem deutschen Volk und den am Krieg beteiligten Nationen umgesprungen war. Das ganze Grauen der nur noch in Agonie dahinsiechenden korrupten Herrschaftsclique, eine Blutspur der Verwüstung und des Terrors hinter sich herziehend, wurde nun in "Technicolor und Cinemascope" dargestellt. Kaum eine Spur von der Beklemmung und Angst, die dieser "Führer" und mit seinen Lakaien jahrelang verbreitet hatte.

Erfreuliche Diskussion
Colonia (683), 20.09.2004

Auch ich stolperte am Samstag über den Artikel von Jost Dülffer im Kölner Stadt-Anzeiger.

Nun werden Filme ja nicht vorwiegend für Historiker und Geschichtsprofessoren gemacht, sondern für den ganzen großen Rest der Menschheit. Das relativiert für mich die Sache ein wenig, wobei es sicher schön wäre, wenn einmal beide Parteien einigermaßen überzeugt wären.

Es war im Übrigen ebenfalls - einige Tage zuvor - der KStA, der das meines Erachtens zutreffendste Wort im Zusammenhang mit "Der Untergang" in die Runde warf: "Entzauberung". Nein, mir fehlt in diesem Film keineswegs die Distanz und er macht mich auch nicht zum Nazi-Versteher. Er entzaubert und das ist positiv zu sehen.

In diesem Zusammenhang schließe ich mich der Empfehlung juggernauts an: Haffners "Anmerkungen zu Hitler" sind unbedingt lesenswert, weil sie - in kurzer, knapper und betont nüchterner Form - Schluss machen mit allerhand Illusionen rund um Hitler und sein Drittes Reich.

Was die Fülle von Figuren im Film angeht und das schwierige Who-is-who, das ohne ein bisschen Hintergrundwissen kaum zu ordnen ist, so ist Kritik wirklich berechtigt. Allerdings fällt mir auch keine gescheite Lösung dazu ein. Schließlich waren alle diese Personen tatsächlich mit im Bunker, man kann sie also nicht weglassen. Auf der anderen Seite kann man dem Publikum aber schlecht noch die ganze Vorgeschichte jedes einzelnen erklären. Da muss der Zuschauern nun also selber durch.

www.dieregina.de

Noch mal zur Kritik am ?Untergang?
juggernaut (162), 20.09.2004

Wenn man all die Forderungen, die von verschiedenen Kritikern des ?Untergangs? erhoben werden, tatsächlich umsetzen wollte, müsste man wahrscheinlich Edgar Reitz beauftragen, einen 12-stündigen 12-Teiler ?Die Bunkerheimat? zu drehen. Und dann noch mal ein mindestens ebenso langes Prequel ?Die braune Heimat?, um die 12-jährige Vorgeschichte zu erhellen.

Dem ?Untergang? nun vor allem das vorzuwerfen, was man selbst gerne noch darin gesehen hätte, überzeugt mich nicht sonderlich. Man darf den Machern eines Filmes schon zugestehen, dass sie ihre eigene Auswahl treffen. Warum sollten beispielsweise Nebenfiguren noch großartig eingeführt und vertieft werden, wenn sie doch seinerzeit nichts anderes waren als eben Nebenfiguren, kleine Rädchen im Machtgetriebe? Dass die Macht, die Hitler auf seine Umgebung bis zum Schluss ausübte, nicht erlebbar wird, ist eine Einschätzung, die wohl kaum jemand teilen dürfte, der den Film gesehen hat. Ebenso wie den Vorwurf, die klaustrophobische, beklemmende Enge und existenziell bedrohliche Situation im Bunker und der zerstörten Reichskanzlei darüber sei nicht vermittelt worden, wohl die wenigsten nachvollziehen können. Die ?unübersichtliche? Schilderung des Häuserkampfes als Flickenteppich aus einzelnen, nicht immer zusammenhängenden Szenen und Szenerien ? meine Güte, ich kann mir kaum vorstellen, dass Berlin im April/Mai 1945 etwas anderes war als ein unübersichtlicher Flickenteppich aus Ruinen, und ich bestehe in diesem Fall auch nicht unbedingt auf zusammenhängenden, ?nachvollziehbaren? Kampfhandlungen, wie man sie bei einem reinen Genre-, Action- oder Kriegsfilm sehr wohl erwarten darf.

Wie dem auch sei, es ist in jedem Fall erfreulich, dass über diesen Film (nicht nur in diesem Forum) so intensiv gestritten wird. Rrring frei zur nächsten Runde.

Der Mensch im Monster
juggernaut (162), 19.09.2004

Dass Hitler ein Mensch gewesen ist, davon muss man wohl oder übel ausgehen. Darüber, dass auch böse Menschen ganz banale Dinge tun können, hat uns zudem später Hannah Arendt aufgeklärt; und Joachim C. Fest hat Hitler an einer Stelle seiner Biografie sinngemäß als ?Kuchen vertilgendes Monster? beschrieben. Zeitzeugnisse und andere Studien schildern ihn u.a. auch als charmanten Plauderer, der großen Schlag bei den Damen hatte.

Nun also der Film, in dem er konsequenterweise nicht 150 Minuten lang als durchweg diabolischer Dämon präsentiert wird. Ich gebe zu, dass ich zunächst skeptisch war, als ich las, dass Eichinger nicht nur Produzent, sondern auch Drehbuchautor ist, und Hirschbiegel, dessen anfangs viel versprechendes ?Experiment? seinerzeit am Schluss leider völlig fehl schlug, Regie führt. Doch es scheint, dass sie sich hier an das gehalten haben, was war bzw. als verbürgt gilt, und keinen überflüssigen dramaturgischen Schnickschnack hinzugefügt haben, um etwa Szenen noch zuzuspitzen. Der Film beruht also weitgehend auf dem, was die Hitler-Sekretärin Traudl Junge aus ihren Erinnerungen aufgeschrieben und Fest in seiner Biografie sowie in seiner Studie über die letzten 14 Tage im Bunker rekonstruiert hat. Und er setzt das mit einem betont natürlichen, ?realistischen? Look um, der an andere Kriegsfilme jüngeren Datums erinnert ? oder auch an schummrige ?Dogma?-Farben.

Der Totentanz im Führerbunker wird atmosphärisch dicht vermittelt; an den schauspielerischen Leistungen des ganzen Ensembles gibt es m.E. nicht viel auszusetzen, am wenigsten an Bruno Ganz. Er schafft es, die seit Chaplins Adenoid Hynkel größte Klippe jeder Hitler-Darstellung zu umschiffen: die der Karikatur oder unfreiwilligen Komik. Er ?ist? Hitler, und er stellt das Monster wieder auf seine (un-)menschlichen Füße. Das könnte man auch als größte Leistung dieses Films betrachten. Denn dass der scheinbar charmante und fürsorgliche Plauderonkel im Grunde seines Wesens ein böser Menschenverächter ist, daran lässt der Film m.E. keinen Zweifel. Verharmlosend oder spekulativ hat ?Der Untergang? auf mich nicht gewirkt. So gesehen, haben Eichinger und Hirschbiegel alles richtig gemacht.

-----

Es ist nun allerdings in der veröffentlichten Meinung schon einiges an Ernst zu nehmender Kritik an diesem Film laut geworden, mit der man sich zumindest auseinandersetzen muss, auch wenn man sie nicht teilt. So z.B. in den Wochenendausgaben vom KStA, wo der Kölner Geschichtsprofessor Jost Dülffer seine Abneigung gegen den Film begründet, und der FR, wo sich der Essener Professor für Sozialpsychologe Harald Welzer mit teilweise heftigen und drastischen Äußerungen zu Wort gemeldet hat.

Dülffer würdigt zwar die historische Detailgenauigkeit der Darstellung, kritisiert aber die viel zu distanzlose Form des ?Melodrams?, die der Film angenommen habe, da sie letzten Endes dafür sorge, dass die eigentlichen Täter in der Reichskanzlei zu gut wegkämen und regelrecht als Opfer erschienen. Welzer geht in seiner Kritik noch weiter. Er beklagt, dass ein Schauspieler wie Bruno Ganz in so einer ?Kolportage? mitgewirkt habe, und schreibt: ?Die eigentliche Obszönität liegt schon darin, ausgerechnet den Untergang des ?Dritten Reichs? als Tragödie vorzuführen?. Der Film gebe vor, ?authentisch und bewertungsfrei erzählen zu können, was ohne Kontextualisierung und Wertung gar nicht zu erzählen ist?. Anders ausgedrückt: das Nazi-Regime nur von seinem Ende her erzählen zu wollen und die 12-jährige Vorgeschichte komplett auszublenden, ist von vornherein nicht statthaft.

Was beide Professoren offenbar unabhängig voneinander befürchten, ist, dass dieser Film zu viele ?Nazi-Versteher? aus dem Kino entlässt, die Mitleid mit den handelnden Figuren ? insbesondere mit Hitler selbst ? empfinden und somit eine völlig verquere Perspektive aus dem ?Untergang? mitnehmen könnten. Nun, dann sollten die Forscher schnellstens eine repräsentative Umfrage unter den Untergangs-Zuschauern machen und dabei ganz direkt fragen: ?Haben Sie während des Films Mitleid mit Hitler empfunden?? und ?Haben Sie, mit etwas zeitlichem Abstand, (immer noch) ein Gefühl des Mitleids oder des Verständnisses für Hitler und andere Figuren aus dem Film gehabt?? etc. Das Ergebnis würde mich wirklich sehr interessieren.

Denn ich glaube nicht, dass es nötig ist, bspw. 15- oder 16-jährige PISA-Jugendliche nur in pädagogischer Begleitung in diesen Film zu lassen. Man sollte doch davon ausgehen dürfen, dass ihr gesunder Menschenverstand trotz mancher amtlich festgestellter Bildungslücken ausreicht, um zu begreifen, was hier gespielt wird, und dass sich so etwas ? inklusive der 12-jährigen Vorgeschichte ? in der deutschen Historie besser nicht wiederholen sollte.

Bleibt noch die Empfehlung, Joachim C. Fests Biografie zu lesen, auch wenn es dabei über tausend Seiten geht. Die sind allerdings in der ?brillantesten Wissenschaftsprosa dieser Jahrzehnte? geschrieben, wie es in dem ausnahmsweise mal nicht übertreibenden Klappentext meiner Taschenbuchausgabe heißt. Auch nicht schlecht in Erinnerung habe ich Sebastian Haffners an einigen Stellen hübsch provokative ?Anmerkungen zu Hitler?. Und wer für all das nicht genug Zeit hat, kann ja alternativ immer noch auf Walter Moers? Adolf-Comics zurückgreifen...

Was diesen Film besonders macht ist,
Onatop (60), 17.09.2004

dass er Hitler und seine Anhänger nicht als Dämonen darstellt, sondern als Menschen, und das ist umso erschreckender und beängstigender als jeglicher ?zeitgemäßer Horror-Psycho?, dessen Gehalt Thomas62 dem Film aus Unkenntnis heraus unterstellt und dem der Film komplett entbehrt. Die Protagonisten agieren durchaus dämonisch, wobei dämonisch für einen Begriff steht, der versucht, das menschenverachtende und vor allem wahrheitsgemäße Handeln und Denken der Personen auszudrücken. Dämonisieren wäre ein dramaturgischer Eingriff, den dieser Film nicht benötigt, um zu erschrecken.

Ich kann die momentanen Diskussionen nicht nachvollziehen, in denen darüber debattiert wird, ob Hitler als zu menschlich dargestellt wird, woraus Kritiker folgern, ihm würden Sympathien entgegengebracht. Die Darstellung von Bruno Ganz ist da wesentlich komplexer, und in dieser Komplexität muss die Rolle auch betrachtet werden. Sie führt zur Degradierung des Dämonen Hitler zum Menschen Hitler, und das ist allemal beängstigender als die verbreitete, reduzierte Vorstellung, die diese historische Figur zum Teufel verklärt. Noch beängstigender sind die abschließenden Ausführungen von Thomas62, in denen er Greueltaten gegen Greueltaten aufzuwiegen versucht und mit dieser Argumentation bei mir mehr Übelkeit verursacht als alles, was der Film darstellt.

Dieser Film hat mich davon überzeugt, dass es Spielfilme zu diesem Thema nur vermeintlich zu Genüge gibt.

Eine absolute Empfehlung.

Geisterbahn
otello7788 (554), 17.09.2004

Beklemmende 2,5 Stunden kann man in den tiefsten vorstellbaren Abgrund schauen, den Menschen sich je selber geschaffen haben. Gespenstisch und geisterhaft sind Worte, die das Gesehene nur ansatzweise umschreiben können. Ein Horrortrip.

Jeder Schauspieler geht in seiner Rolle auf, was bei diesen Figuren eine unglaubliche Leistung ist. Umsetzung, Regie, Schnitt, Musik: Alles auf höchstem Niveau.

Der wichtigste Satz, den ich zu diesem Film gelesen habe, ist von Bruno Ganz selber: "Für die Deutschen war es nach dem Krieg notwendig, ihren geliebten Messias Hitler zum dämonischen Verbrecher umzuwerten. So konnten sie ihn von sich selbst wegrücken und die verbrecherische Entgleisung ihres Landes ertragen."

Hitler, Goebbels, etc. als Menschen zu zeigen, ist keine Verharmlosung oder Verherrlichung. So kann ein wirkliches Verstehen stattfinden.

Es ist in der Tat ein großer Film.


Nachträge:

Zitat des Vorgängerbeitrags: "Frau Goebbels war verzweifelt und seelisch am Ende. Sie liebte ihre Kinder und sah für sie keine gute Zukunft."


Zitat aus dem Spiegel: Jan Oliver-Decker, Medienexperte der Universität Kiel, erklärte bei der Podiumsdiskussion im Anschluss an die Filmpräsentation, er habe wegen übertriebener Authentizität "gähnende Langeweile" empfunden. Corinna Harfouch in der Rolle der Magda Goebbels, sechs Mal hintereinander Giftkapseln zerdrückend, das sei einfach ermüdend.

...ich glaub ich muss zum Klo!

www.das-positiv.de

Magda Goebbels war keine Dämonin !
Thomas62 (1), 12.09.2004

Nach den Ausschnitten im Fernsehen über den Film "Der Untergang" komme ich zu folgendem Resultat: Hitler brüllte nicht fast ständig (das können Zeitzeugen wie sein Leibwächter Rochus Misch bestätigen) und Magda Goebbels war keine Dämonin, so wie sie in diesem Film dargestellt wird. Es fiel Magda Goebbels sehr, sehr schwer, diesen schicksalhaften Schritt zu tun. In vielen Interviews mit Wilfred von Oven - Dr. Goebbels persönlichen Pressereferenten - wird dieses deutlich. Frau Goebbels war verzweifelt und seelisch am Ende. Sie liebte ihre Kinder und sah für sie keine gute Zukunft. Im Film "Der Untergang" wird das als Blitzentscheidung dargestellt, was in vielen Wochen des Bangens, Hoffens und Glaubens schließlich als Entscheidung reifte...Ich meine, sie war NICHT die eiskalte Kindermörderin, wie es die Schauspielerin Harfouch in "Der Untergang" es verkörpert, oder besser gesagt: zu verkörpern versucht. Außerdem hat Magda Goebbels ihren Kindern das Gift nicht gewaltsam eingeflößt, sondern hat ihnen zuerst eine Tasse heiße Schokolade mit einem Schlafmittel verabreicht. Erst als die 6 Kinder tief schliefen, hat der Zahnarzt Dr. Stumpfegger die Zyankali-Kapsel an den Gaumen der Kinder zerdrückt. Im Film wird das in zeitgemäßer Horror-Psycho-Weise gezeigt. Man sollte auch noch Respekt vor einer toten Magda Goebbels haben, indem diese schicksalhafte Situation des 1. Mai 1945 nicht verfälscht werden sollte, um Gruseleffekte zu erzielen.
Es sei auch noch folgendes vermerkt: was hätten die russischen Soldaten, die oft alkoholisiert waren, mit den Goebbels-Kindern gemacht? Schließlich war bekannt, daß die Russen in Berlin tausende Mädchen und Frauen, von der 7-jährigen Schülerin bis zur 90-jährigen Greisin, vergewaltigt haben! Wahrscheinlich hätten sie bei den Goebbels-Kindern, welche sie ja als Kriegsbeute betrachtet hätten, etwas "besonderes" einfallen lassen..

Großartig
Colonia (683), 30.08.2004

Bevor in wenigen Tagen die Medien den Filmstart von "Der Untergang" zum lange nicht gekannten Großthema erheben werden, möchte ich - davon noch relativ unbeeinflusst - meine Meinung zum Film wiedergeben. Wobei der Spiegel bereits letzte Woche seine Titelstory dem Ganzen widmete - wenig erhellend, wie ich fand ("Der eine Historiker sagt dies, der Zeitzeuge das").

Solch ein schwieriges Projekt wie die Verfilmung der letzten Tage in Hitlers Führerbunker muss zweifelsohne eine Gratwanderung sein. Zwar kann man sich auf die Aussagen und Protokolle der Überlebenden stützen und so ein fast minutiöses Abbild der Geschehnisse zeichnen, andererseits soll es aber kein Dokumentarfilm werden und die große Moralkeule soll bitteschön - bei allem Nazi-Gräuel - daheim bleiben, weil sie in diesem Falle contraproduktiv wäre.

Denn dass der Film gar nichts verharmlost und das Abbilden des Kriegsalltags in den letzten Tagen im Bunker und in den zerbombten Ruinen Berlins schockierend genug ist, ist bald klar. Zu einer Art permanentem Unbehagen trägt zum Beispiel das über große Strecken des Film per Dolby Surround und starken Bassboxen transportierte nicht sichtbare aber eben doch durch vibrierenden Kinoboden spürbare und hörbare Artilleriefeuer bei. Leid und Elend der Menschen "draußen" wird ebenfalls genügend Platz eingeräumt.

Hitlers Sekretärin Traudl Junge, auf deren Erinnerungen der Film neben Joachim Fests Standardwerk beruht, wird von Alexandra Maria Lara als das naive Mädchen dargestellt, das sie wohl auch war. In André Hellers Dokumentarfilm "Im toten Winkel" berichtete Junge vor wenigen Jahren von ihrer Zeit in Hitlers Nähe. "Der Untergang" nimmt zwei kurze Ausschnitte daraus und setzt sie an Anfang und Ende des Films.

Mit Hitler bzw. seinem Darsteller hatte ich Anfangs meine Schwierigkeiten. Es musste sich in den ersten Szenen zeigen, ob es Bruno Ganz gelingt, den Diktator nicht als Karikatur zu zeichnen. Ich gestehe, dass es ungefähr eine halbe Stunde brauchte, bis diese schwierigste aller Rollen für mich als "echt" rüberkam. Außerdem hatte ich anfangs noch Angst, der Film mit seiner heftigen Überlänge könne ein äußerst zähes Unterfangen werden. Auch da wurde ich erst nach einer halben Stunde eines Besseren belehrt.

Es erstaunt mich, wie es Hirschbiegel und Eichinger mit einem nach eigener Aussage "überschaubarem" Budget hinbekommen haben, einen so großen, großartigen und fantastisch besetzten Film zu drehen. Bis in kleinste Nebenrollen ist er mit der Crème deutscher Film- und TV-Schauspieler besetzt. Sie wirken ungeheuer authentisch - wie der ganze Film.

Hirschbiegel verwendet, wie er sagt, nur natürliches Licht und setzt oft die Handkamera ein. Dieser Film muss nicht in nostalgische Sepiatöne getaucht werden, um ein Bild der Zeit wiederzugeben. Die Wucht der Bilder ist atemraubend. Verblendung, Ideologie und Menschenverachtung sind es ebenfalls. "Mitleid ist eine Ursünde" lässt Eichinger Hitler sagen und entsprechend handeln. "Der Untergang" ist da in vollem Gange, das Ende bekannt.

Ein großer Film, der Fragen aufwirft und zwangsläufig Diskussionen nach sich zieht. Es ist nicht die hundertste Kriegsverfilmung, weder Heroisierung noch Verdammung. Gut, dass die Deutschen diesen Film selber hinbekommen haben!

Neue Kinofilme

Konklave

Film.

Hier erscheint die Aufforderung!