Der Pianist
Frankreich/Polen/Deutschland 2002, Laufzeit: 148 Min., FSK 12
Regie: Roman Polanski
Darsteller: Adrien Brody, Thomas Kretschmann, Frank Finlay, Maureen Lipman, Emilia Fox, Ed Stoppard, Julia Rayner, Jessica Kate Meyer, Ruth Platt, Michal Zebrovski, Wanja Mues, Richard Ridings, Roy Smiles, Paul Bradley, Thomas Lawincky
Die wahre Geschichte des Wladiyslaw Szpilman motivierte Roman Polanski zu einem für seine Regie-Laufbahn höchst ungewöhnlichen Werk. Er, der von Grotesken ("Wenn Katelbach kommt") und Psychodramen ("Ekel", "Der Mieter") über Ausstattungsfilme ("Tess", "Piraten") und perfekte Genrefilme ("Tanz der Vampire", "Chinatown") bis zum Politthriller ("Der Tod und das Mädchen") und Star-Kino ("Frantic") fast alles gemacht hat, fand mit "Der Pianist" zum ersten Mal die tief ernste und überwältigend glaubwürdige Sprache eines historischen Themas. Sein neues Werk, ausgezeichnet mit der Goldenen Palme bei den Filmfestspielen in Cannes, handelt vom Einmarsch der Deutschen in Polen, vom Warschauer Ghetto, von Ereignissen, die Polanski, dessen Muter in Auschwitz starb, selbst in ähnlicher Weise als Kind erlebt hat.
Szpilman, ein polnisch-jüdischer Klaviervirtuose, hatte in seinen Memoiren "Das wunderbare Überleben ¬ Warschauer Erinnerungen 1939 ¬ 1945", die sein Sohn erst 1989 fand und veröffentlichte, von seiner Rettung berichtet. Während die gesamte Familie verschleppt wurde und in Konzentrationslagern umkam, war es Szpilman gelungen, sich bis zur Befreiung zu verstecken. Er wurde - am Schluss sogar dank des Eingreifens eines deutschen Offiziers ¬ gerettet, und als der polnische Rundfunk seinen Sendebtrieb wieder aufnahm, spielte er gleichsam ungebrochen wieder eine Nocturne von Chopin, die er sechs Jahre zuvor während des ersten Bombenangriffs auf Warschau hatte abbrechen müssen.
Vor allem Adrien Brody ("Bread and Roses") überzeugt mit seiner ergreifenden Darstellung des verzweifelt ums Überleben kämpfenden Verfolgten. Ein ungeheurer Aufwand an authentischer Kulisse, Statisterie und dezent eingearbeiteten digitalen Effekten ¬ etwa bei der bildlichen Rekonstruktion der zerstörten Stadt und den Szenen vom Ghetto-Aufstand ¬ lassen ein erschütterndes Zeitbild vor unseren Augen erstehen, dessen Wirkung man sich nicht entziehen kann. Neben der handwerklichen Meisterschaft, die dieses reife Werk auszeichnet, spürt man in den Bildern und Szenen so etwas wie das Herzblut des Regisseurs, der hier ein düsteres Kapitel seines Lebens für sich und sein Publikum abgearbeitet hat. Polanski ist ein wirklich großer Wurf gelungen, ein Kino-Stück von seltener Wucht und Wahrhaftigkeit.
Pssst!
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