Der alte Affe Angst
Deutschland 2003, Laufzeit: 92 Min., FSK 16
Regie: Oskar Roehler
Darsteller: André Hennicke, Marie Bäumer, Vadim Glowna, Christoph Waltz, Catherine Flemming, Herbert Knaup, Nina Petri, Ralf Bauer, Jutta Hoffmann, Eva Habermann, Ingrid van Bergen, Hilde Van Mieghem, Hermann Beyer
so viele Extreme...
MX?51 (13), 15.05.2003
...die dem Zuschauer hier in den,( es sollen 92 Minuten gewesen sein,schien am Ende aber doch länger, denn es wollte kein Ende nehmen), zugemutet wurden, gehen auf keine Kuhhaut. Hier wurde an negativem hineingebaut, was auch nur so eben hineinging.Um ehrlich zu sein, vorbelastet durch den Titel und den vorangegangenen Vorschauen, denen man sich in den Wochen vorher schon nicht entziehen konnte, bin ich schon mit einer sehr negativen Einstellung in diesen Film gegangen.Ich muß aber gestehen, ich bin doch ein wenig geläutert herausgekommen.Zwar ist dieser Film in jeder Beziehung extrem, auch in dem was er den Schauspielern und den Zuschauer abverlangt, aber er folgt vom Anfang bis zum Ende einer geraden Linie. ER lügt, das sich die Balken biegen, auch dann noch, als er schon längst überführt ist, und SIE belügt sich selber und klammert sich an ihre Liebe, aber nicht wirklich an ihn, bis zum nächsten Selbstmordversuch. 11. Gebot du sollst lieben.12 Gebot,du sollst Dich lieben lassen. 13.Gebot, du sollst nicht klammern.(Vielleicht hat ja noch jemand eine Idee in diese Richtung).
Der Film hat mich doch angenehmer überrascht, als ich es vorhergesehen habe, aber manchmal ist weniger vielleicht mehr ( was die Extreme angeht ).
p.s.
was den Ton angeht, so gibt es ja vielleicht mal eine deutsch synchronisierte Fassung, um auch den Schrei-Szenen folgen zu können, oder habe ich was an den Ohren?
Depri pur
mattheo (1), 12.05.2003
Es waren einmal ein paar mutige Filmemacher. Die saßen zu später Stunde beisammen und sprachen: "Lasset uns einen Film drehen, der so deprimierend ist, wie ihn die Welt seit langem nicht mehr gesehen!" Da nahmen sie also einen von schwerem Narzißmus und ebensolchen Libidostörungen ausgemergelten Poeten und bevölkerten dessen Theaterstücke mit nackten, glänzend eingesalbten Menschen, die nichts anderes konnten, als der Welt ihre Angst ins Gesicht zu schreien. Den zagenden Künstler aber paarten sie mit einem gutgebauten und liebenden Weibe, dem es, von Beruf Krankenschwester, an Verständnis für des Partners bizarre Eigenarten nicht mangelte. Als Ingredienzien fügten sie zwei Selbstmordversuche, einen krebskranken Vater, ein aidskrankes Baby (letztere beiden mit tödlichem Ausgang), einen drogensüchtigen Schauspieler, eine todkranke Schauspielerin, eine teure und eine billige Nutte (letztere die gleichfalls todgeweihte Mutter des aidskranken Babys), einen unfähigen Therapeuten und den vorzeitigen Abgang eines Fötus hinzu. Als Schauplatz wählten sie schwermütige Ansichten der großen Stadt Berlin, in die sich so schnell kein Engel mehr verirren würde. Und weil die mutigen Filmemacher um den Magen der mit solchem Gebräu bewirteten Kinobesucher fürchteten, pfropften sie ihrem Gewächs ein Happyend auf, bei dem unser heikles Pärchen, das in Zukunft lieber die Finger voneinander lassen sollte, zu guter Letzt in blumengeschmücktem Reigen in den Sonnenuntergang hinein entschwindet. Mit demselben Schwung habe ich, freilich ohne Blumen, aber erleichtert, das Kino verlassen - nicht ohne neidvoll des schicken Kabrios und der riesigen Zimmerfluchten zu gedenken, die sich die Leidenden trotz allem in der sündhaft teuren Hauptstadt zu leisten imstande waren ...
Wer sich den Abend so richtig verderben will...
otello7788 (554), 27.04.2003
... und die ganze Zeit habe ich mich gefragt: Was soll das alles? Die Darsteller leiden vor sich hin: Impotenz, Frustration, Krebs, Vater-Sohn Konflikt, Tochter-Priestereltern Konflikt, Aids, sterbende aidskranke Kinder u.v.m. Es ist als hätte man die Katastrophen von 10 Jahren Lindenstraße in einen abendfüllenden Spielfilm gepackt. Horror!
Es ist ja sicherlich eine Geschichte, Risse in Menschen zu zeigen, die nach außen hin, alles haben. Aber dann muß auch eine Entwicklung und ein Einfluß der Geschehnisse auf Ihre Handlungen geschehen. Sie müssen sich entwickeln. Diese Grundlage des Funktionierens eines Films fehlt hier zur Gänze. Da tut es auch wenig zur Sache, daß Frau Bäumer sich die Seele aus dem Leib spielt und Vadim Glowna großartig ist. Typisches deutsches Depri-Kino: Jawohl, wir wollen leiden...
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