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Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders

Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders
Deutschland 2006, Laufzeit: 148 Min., FSK 12
Regie: Tom Tykwer
Darsteller: Ben Whishaw, Dustin Hoffman, Alan Rickman, Rachel Hurd Wood, Karoline Herfurth, David Calder, Simon Chandler, Jessica Schwarz, Sian Thomas, Corinna Harfouch, Paul Berrondo, Timothy Davies, Sam Douglas, Birgit Minichmayr

Wenig appetitlich geht es zu auf den Straßen von Paris im 18. Jahrhundert, wo zwischen totem Fisch und stinkenden Innereien ein Neugeborenes zur Welt kommt: Jean-Baptiste Grenouille. Die ersten Lebensjahre zeigen, dass seine bloße Gegenwart lieblose Mitmenschen in den Tod reißt, offenbaren aber vor allem seine außergewöhnliche Gabe: Grenouille ist gesegnet mit einem ausgeprägten Geruchssinn, der ihm primäre Wahrnehmung und zugleich schicksalhafte Bestimmung wird. Als Teenager verfällt der Jüngling dem Geruch eines Mädchens, das in seinen Armen stirbt - und mit ihr der Geruch. Duft wird ihm Schönheit, Liebe und Verlangen, und von nun an setzt der verhärmte Bursche (Ben Wishaw) alles daran, den Geruch junger Mädchen als Parfum zu konservieren, findet im verschrobenen Guiseppe Baldini (Dustin Hoffman) seinen Lehrmeister und in der jungfräulichen Laura (Rachel Hurd-Wood) sein vergöttertes Opfer, das vom Vater (Alan Rickman) verzweifelt behütet wird. Ähnlich wie seiner Heldin Philippa in "Heaven" folgt Tom Tykwer seinem Grenouille aus der Großstadt, dem "Duftbrei von Paris", hinaus aufs Land, wo er sich seiner Bestimmung ergibt. Ähnlich wird sich schließlich sein Schicksal im Nichts auflösen. Doch Tykwer steigt herab vom intellektuellen Sattel und präsentiert sich hier als intuitiver Filmemacher, der wie bereits in "Lola rennt" leichthändig und kunstvoll philosophische Dichtung massentauglich kleidet. Tykwer weiß hier Spannung und Atmosphäre des Krimis, die Tragödie seines Helden und pointierte Ironie symphonisch unter einen Hut zu bringen und löst einen Roman über den Duft kunstvoll in der Poesie seiner Bildsprache auf. Über seinen Off-Erzähler Otto Sander huldigt Tykwer dem Wortlaut Süskinds, dessen Roman er mit sinnlich orchestriertem Soundtrack sakral erhöht, um den Zuschauer hypnotisch in die Passion Grenouilles zu entlassen. Gemeinsam mit Produzent Bernd Eichinger schafft Tykwer Opulenz ohne zu protzen und zeigt, wozu europäisches Kino imstande ist und dass das momentane Hollywood neidvoll davor erblassen wird.

(Hartmut Ernst)

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