Dame, König, As, Spion
GB 2011, Laufzeit: 127 Min., FSK 12
Regie: Tomas Alfredson
Darsteller: Gary Oldman, Colin Firth, Tom Hardy, Mark Strong, John Hurt, Toby Jones, Benedict Cumberbatch
>> www.damekoenigasspion.de
Subtil inszenierter Agententhriller
Mission: Maulwurf
„Dame, König, As, Spion” von Tomas Alfredson
Hightech, Hochglanz, Höchstgeschwindigkeit – drei wesentlich Elemente, die den aktuellen Agentenfilm prägen. Ob James Bond, Jason Bourne oder Ethan Hunt: Der Agententhriller ist immer auch Abenteuer, das uns so rasant wie möglich über den Erdball jagt. Höher, schneller, weiter. Aktuelles Beispiel: „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“, ein Feuerwerk an Rasanz, Spaß und Spektakel. Ausgerechnet jetzt kommt ein schwedischer Regisseur namens Tomas Alfredson daher und liefert ein ausgebremstes britisches Agentendrama ab. Dass er mit herausgenommenem Tempo zu packen vermag, hatte Alfredson bereits mit seinem wundervollen Vampir-Melodram „So finster die Nacht“ bewiesen, das soeben für den amerikanischen Markt vergleichbar hingebungsvoll wiederverfilmt wurde („Let me in“).
Alfredson adaptiert nun John Le Carrés Spionage-Thriller „Dame, König, As, Spion“, der 1979 bereits gelungen von der BBC als Siebenteiler fürs Fernsehen inszeniert wurde. Sir Alec Guinness verkörperte seinerzeit den britischen Agenten George Smiley, der aus dem Ruhestand geholt wurde, um einen Maulwurf in den eigenen Reihen zu enttarnen. Diesmal übernimmt Gary Oldman die Rolle des Chefermittlers. Der Thriller folgt Smiley bei den verdeckten Ermittlungen innerhalb des MI6, die Suche führt durch Archive, zu ausgedienten Agenten bis hin zum russischen Geheimdienst. Unter Verdacht stehen vier Hauptverdächtige (Toby Jones, Colin Firth, Ciarán Hinds, David Dencik). Während die Situation eskaliert, operiert Smiley schweigsam, mit Bedacht und Finesse.
Nicht ohne Grund splittete die BBC dereinst die komplexe Vorlage in sieben Teile. Der Kinoadaption bleiben dafür knapp 130 Minuten. Entsprechend aufmerksam und konzentriert muss der Zuschauer der Geschichte folgen, die mit einer Vielzahl an Figuren aufwartet, die hier zeitlich verschachtelt gegeneinander antreten, kooperieren, lügen, enttarnen und töten. Trotzdem darf man die Reduktion auf Spielfilmlänge als gelungen betrachten. Nicht nur, weil der Überblick bei wachem Auge gewahrt bleibt, sondern vor allem, weil der Film die Konzentration, die er vom Betrachter einfordert, mit filmischer Magie belohnt: Tomas Alfredson entführt uns nicht nur inhaltlich zurück in die frühen 1970er. Er bezieht in seine Zeitreise ebenso die Inszenierung ein. Sein Kinofilm ist nicht nur Verbeugung vor John le Carré, es ist auch eine Ode an das Kino seiner Zeit. Montage, Bildgestaltung, musikalische Untermalung (Alberto Iglesias) hüllen die Geschehnisse kunstvoll in triste Eleganz, die weit entfernt ist vom routiniert seelenlosen Hochglanz-Stakkato aktueller Spionagefilme. Die Leinwand ist hier von Zigaretten- und Pfeifenrauch verqualmt, die Kamera ruht, lauert, wirkt so ausgebremst wie der Hauptdarsteller Gary Oldman, der den Smiley schweigsam und mit zurückgenommener Gestik mimt, ihm eine geheimnisvolle Tiefe verleiht, so wie der Film seine Spannung über das zurückgenommene Tempo, die beseelte Inszenierung manifestiert. Die Riege an großartigen Darstellern rundet das aufregende Old-School-Agentendrama ab.
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(Hartmut Ernst)
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