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Chloe
USA/CDN/F 2009, Laufzeit: 96 Min.
Regie: Atom Egoyan
Darsteller: Julianne Moore, Liam Neeson, Amanda Seyfried

Eine verheiratete Frau verdächtigt ihren Mann fremdzugehen. Sie engagiert ein Callgirl, das seine Treue testen soll.

Catherine (Julianne Moore) ist Ärztin, ihr Mann David (Liam Neeson) Musikprofessor. Beide führen eine glückliche Ehe. Obwohl – die Beziehung wirkt eingeschlafen, denkt Catherine, wenn sie andere Paare oder den jugendlichen Flirt ihres Sohnes mit dessen Freundin beobachtet. Catherine befallen zunehmend Zweifel. Sie ist verunsichert, sucht zuerst die Schuld bei sich selbst und spekuliert auf eine Midlife Crisis. Bis sie eine verräterische SMS in Davids Handy entdeckt und ihn einer Affäre verdächtigt. Berufsbedingte Ausflüge nach New York und junge Studentinnen, die ihren attraktiven Mann umgarnen, nähren den Verdacht. Um auf Nummer sicher zu gehen, unterzieht Catherine ihren Gatten einem Treue-Test: Sie setzt das Luxus-Callgirl Chloe (Amanda Seyfried, „Mamma Mia!“) auf David an. Die blonde Männerfalle macht sich an den Gatten heran und erstattet Bericht. Catherine ist entsetzt und verstört. Ein Drama nimmt seinen Lauf, in dem scheinbar alle Beteiligten einander verfallen, so dass Catherine am Ende nicht mehr weiß, wem sie trauen kann.

Autorenfilmer Atom Egoyan („Exotica“, „Simons Geheimnis“) macht eine Ausnahme und legte seinem Erotikthriller „Chloe“ mal kein eigenes Drehbuch, sondern das Script von Erin Cressida Wilson zugrunde. Heraus kam nicht mehr und nicht weniger als ein Genrefilm, der sich klar an Vorbildern wie „Eine verhängnisvolle Affäre“ oder zuletzt „Obsessed“ orientiert: Eine verführerische Frau drängt sich in eine eingeschlafene Ehe, stellt Vertrauen, Liebe und die Beziehung an sich in Frage. Eine Irritation von außen, die die Entrückten wieder zusammenschweißt. Die Idee ist nicht neu, die Variation dieses Films nicht sonderlich originell. Neuartig erscheint indes der Blickwinkel: Anders als bei den genannten Vorbildern liegt der Fokus Egoyans nicht auf den Ehemännern, die sich den Konsequenzen einer Liaison entwinden müssen. Hier steht vielmehr die von Julianne Moore brillant verkörperte Gattin im Mittelpunkt, bei der schon vor den ersten Verdachtsmomenten die Alarmglocken klingeln: die Ehe ein leidenschaftsloses Miteinander, der 17jährige Sohn entfremdet – Catherine, die beruflich erfolgreiche Frau im mittleren Alter, vermisst Zuneigung und Feuer. Aus der Sehnsucht erwächst Eifersucht, merkwürdige Indizien schüren den Verdacht. Dass die vermeintlich Betrogene den Beziehungskonflikt erst selbst ins Rollen bringt, ist die ironische Fügung in diesem Thriller.

Dass dabei auch Chloe selbst tragische Figur in diesem Spiel ist, deutet Egoyan nur oberflächlich an. Bei Catherine um Psychologisierung bemüht, verkommt das Callgirl hier zum blonden Genre-Vamp. Entsprechend vorhersehbar liefert der preisgekrönte Regisseur einen vergleichsweise angepassten, aber durchaus spannenden Thriller, den er mit gewohnt erotischem Blick auf die Leinwand bannt.

(Hartmut Ernst)

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