Tja irgendwie Retro, lost in time, lost in space. Was ist geblieben? Ökofaschismus für Neureiche in den Parlamenten? Marschierende Zombies mit tumben Parolen? Die späten 1960er Jahre haben in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine wichtige Kerbe hinterlassen. Doch wie sang schon his Bobness Jahre zuvor: For the loser now, will be later to win, for the times they are a-changin'. Dumm nur, dass sich die letzte Zeile irgendwie nicht mehr wohlfühlt – heute. Das Kölnische Stadtmuseum widmet diesem Aufbruch mit „Köln 68! Protest. Pop. Provokation.“ noch einmal eine große Sonderausstellung, obwohl die Domstadt mit HoHoHoTschiMinh eigentlich wenig am Hut hatte – damals wie heute.
Auf den Spuren der studentischen Revolution im Schweinestaat (ich borg mir Wort das mal aus) kuratierte das Museum gemeinsam mit dem Historischen Institut der Universität zu Köln, suchte und fand wichtige Originalobjekte, Filmausschnitte und Zeitzeugeninterviews, und in Köln darf provokante Kunst und Musik natürlich nicht fehlen. XSCREEN, Heinrich Böll, Rolf Dieter Brinkmann, Wolf Vostell, Joseph Beuys oder Mary Bauermeister, in dieser Zeit ist Köln schon fast das Epizentrum der Avantgarde in Deutschland. Hein Stünke und der junge Rudolf Zwirner gründeten 1967 den Kölner Kunstmarkt, 18 Galerien nahmen daran teil. Heute nennt sich das Ganze Art Cologne und ist für rund 200 Aussteller mehr Shopping-Mall als Kunst-Salon.
In den 1960ern waren alle im Coca-Cola-Rausch. Wolf Vostell betonierte Autos. Die Frauenbewegung nahm Fahrt auf. Der Aufbruch schien unausweichlich, doch wir wissen heute, dass vieles auf der Stecke blieb. Nur ein einsamer weißer Minne-Ritter (Rainer Langhans) hält seine (weibliche) Entourage noch zusammen. Nicht vergessen ist hoffentlich Rudi Dutschke, der im Dezember 67 im Sartory-Saal mit Studenten die „Gewaltfrage" diskutierte. Eine Frage, die bis heute nicht geklärt ist. Diese Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum ist ein absolutes Muss für die Smartphone-Fraktion.
Köln 68! Protest. Pop. Provokation. | bis 24.2., Mi-So 10-17 Uhr, Di 10-20 Uhr | Kölnisches Stadtmuseum | 0221 22 12 30 30
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