Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
23 24 25 26 27 28 29
30 31 1 2 3 4 5

12.582 Beiträge zu
3.812 Filmen im Forum

Das Capitol am Ring 1955
Peter Fischer, Historisches Archiv der Stadt Köln

Höhepunkte, Niedergänge und Nostalgie

27. September 2016

Kölner Kinogeschichte mit alten Filmschmankerln – Kino 10/16

„Mach Dir ein paar schöne Stunden, geh' ins Kino!", so der Titel eines Filmabends zur Kölner Kinogeschichte. Geboten wurde ein Streifzug durch 120 Jahre, untermalt mit alten Beiträgen aus dem WDR-Archiv. Am 20. April 1896 wurden am Augustinerplatz erstmals „laufende Bilder“ vorgeführt. Wenig später wurden erste Köln-Aufnahmen gezeigt, die Einfahrt eines Zuges in den Hauptbahnhof. 1902 fanden Einstellungen von Friedrich Alfred Krupps Begräbnis, an dem  auch Kaiser Wilhelm II. teilnahm, Beachtung. Während des Ersten Weltkriegs gab es Kriegskinos, deren Filme die Bevölkerung zu Kampfbegeisterung und Durchhalten animieren sollten. Nach der Niederlage wurde 1923 der Monumentalschinken „Hermannschlacht“ gedreht, eine Anspielung auf das von den Franzosen besetzte Ruhrgebiet. In der Stummfilm-Ära der 1920er Jahre drehte u.a. der aus Düsseldorf stammende Regisseur und Schauspieler Harry Piel, der für Actionszenen bekannt war.


Marion Kranen über Kölner Kinogeschichte, Foto: Presse

Die eigentliche Hochzeit der Kinos begann jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg und überdauerte die 1950er Jahre. Erstaufführungstheater mit bis zu 1.400 Plätzen wie die Hahnentorlichtspiele, das Rex am Ring oder der UFA-Palast feierten Premieren mit Staraufgebot, Autogrammstunden und Werbeaktionen. So tanzte Conny Froboess 1959 in der Kölner Innenstadt Hula-Hopp, als Reklame für die Verwechslungskomödie „Hula-Hopp, Conny“. Als Claudia Cardinale 1965 zur Premiere des Films „Circus-Welt“ nach Köln kam, überschlugen sich die Reporter förmlich.

Doch zu der Zeit hatte der Niedergang der Kinowelt bereits begonnen. Gab es 1955 noch 17 Mio. Besucher, waren es 1965 nur mehr 7,2 Mio, erläutert Marion Kranen von Köln im Film e.V. Die 87 Kinos der Domstadt reduzierten sich auf 47 – heute sind es 14. Schuld waren der Aufschwung des Fernsehens und der zeitgleiche Niedergang der deutschen Filmproduktion. Ein WDR-Beitrag 1967 erinnerte an das 1963 geschlossene Primus-Kino in Ehrenfeld, an dessen Stelle ein Kaufhaus entstand. In den 1970er wurden deshalb die großen Kinosäle parzelliert und in kleine Räume aufgeteilt: Das „Schachtelkino“ war entstanden, bei dem oftmals der Ton aus dem Nachbarsaal zu hören war. Andererseits fanden sich auch Höhepunkte: Lief „Vom Winde verweht“ neun Monate lang, so erreichte „Spiel mir das Lied vom Tod“ dreieinhalb Jahre Laufzeit.

Ein Tiefpunkt für die Kölner Kinogeschichte war die Schließung des bekannten „Broadway“ in der Ehrenstraße 2001. Es wurde 1982 von Heinz Holzapfel als Filmkunstkino mitbegründet, der auch für die Geburt von choices und biograph verantwortlich zeichnete. Die letzten Stunden dieses „Altars der Träume“ (US-Filmkritiker Robert Ebert) wurden von der Regisseurin Zrinka Budimlija eingefangen und zu einem sensibel-nostalgischen Stillleben montiert. Der wehmütig stimmende Kurzfilm ist in der Ausstellung „Großes Kino!“ im Kölnischen Stadtmuseum zu sehen, die noch bis 6.11. läuft.

In den letzten Jahren waren es die Einführung großer Multiplex-Kinos sowie die Digitalisierung, die die Kinowelt veränderten. Doch auch nach 120 Jahren gilt der Spruch: „Mach Dir ein paar schöne Stunden, geh' ins Kino!"

Katja Sindemann

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

„Film als Grundversorgung statt als Risiko“
Alexander Scholz über die Ziele des Filmnetzwerks Filmkultur NRW – Portrait 10/23

Sturzflug der Vogelmenschen
„In der Idolosphäre“ in Köln – Kunst 08/23

Die Hölle Hollywoods
„Mulholland Drive“ im Filmpalast

Kunst-Provopoli in Köln
„Köln 68!“ im Kölner Stadtmuseum – Kunstwandel 01/19

Der Anfang vom Ende
„KÖLN 68!“ im Kölnischen Stadtmuseum – das Besondere 11/18

Schlagabtausch am Abend
Premiere „Der Vorname“ beim Film Festival Cologne – Foyer 10/18

Auf Wandel reagieren
5. Kulturpolitisches Symposium „Zukunft:Kultur“ – Spezial 05/18

Zukunft des Kinos
ifs-Begegnung „Film und Kunst nach dem Kino“ im Filmforum – Foyer 04/18

Immer mehr zwischen Tatü und Tata
Fotoausstellung „Trotzdem Alaaf!“ im Stadtmuseum – das Besondere 02/18

Zweifelhaft, wächst und rechts
„Im rechten Licht“ im Stadtmuseum – Kunst 01/18

Verwaltung von Gerechtigkeit
„Aus dem Nichts“ im Filmpalast – Foyer 11/17

Künstler, Händler und Käufer
„Köln auf dem Weg zur Kunstmetropole“ im Foyer der Universitätsbibliothek – Kunst 08/17

Film.

HINWEIS