„Mach Dir ein paar schöne Stunden, geh' ins Kino!", so der Titel eines Filmabends zur Kölner Kinogeschichte. Geboten wurde ein Streifzug durch 120 Jahre, untermalt mit alten Beiträgen aus dem WDR-Archiv. Am 20. April 1896 wurden am Augustinerplatz erstmals „laufende Bilder“ vorgeführt. Wenig später wurden erste Köln-Aufnahmen gezeigt, die Einfahrt eines Zuges in den Hauptbahnhof. 1902 fanden Einstellungen von Friedrich Alfred Krupps Begräbnis, an dem auch Kaiser Wilhelm II. teilnahm, Beachtung. Während des Ersten Weltkriegs gab es Kriegskinos, deren Filme die Bevölkerung zu Kampfbegeisterung und Durchhalten animieren sollten. Nach der Niederlage wurde 1923 der Monumentalschinken „Hermannschlacht“ gedreht, eine Anspielung auf das von den Franzosen besetzte Ruhrgebiet. In der Stummfilm-Ära der 1920er Jahre drehte u.a. der aus Düsseldorf stammende Regisseur und Schauspieler Harry Piel, der für Actionszenen bekannt war.
Die eigentliche Hochzeit der Kinos begann jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg und überdauerte die 1950er Jahre. Erstaufführungstheater mit bis zu 1.400 Plätzen wie die Hahnentorlichtspiele, das Rex am Ring oder der UFA-Palast feierten Premieren mit Staraufgebot, Autogrammstunden und Werbeaktionen. So tanzte Conny Froboess 1959 in der Kölner Innenstadt Hula-Hopp, als Reklame für die Verwechslungskomödie „Hula-Hopp, Conny“. Als Claudia Cardinale 1965 zur Premiere des Films „Circus-Welt“ nach Köln kam, überschlugen sich die Reporter förmlich.
Doch zu der Zeit hatte der Niedergang der Kinowelt bereits begonnen. Gab es 1955 noch 17 Mio. Besucher, waren es 1965 nur mehr 7,2 Mio, erläutert Marion Kranen von Köln im Film e.V. Die 87 Kinos der Domstadt reduzierten sich auf 47 – heute sind es 14. Schuld waren der Aufschwung des Fernsehens und der zeitgleiche Niedergang der deutschen Filmproduktion. Ein WDR-Beitrag 1967 erinnerte an das 1963 geschlossene Primus-Kino in Ehrenfeld, an dessen Stelle ein Kaufhaus entstand. In den 1970er wurden deshalb die großen Kinosäle parzelliert und in kleine Räume aufgeteilt: Das „Schachtelkino“ war entstanden, bei dem oftmals der Ton aus dem Nachbarsaal zu hören war. Andererseits fanden sich auch Höhepunkte: Lief „Vom Winde verweht“ neun Monate lang, so erreichte „Spiel mir das Lied vom Tod“ dreieinhalb Jahre Laufzeit.
Ein Tiefpunkt für die Kölner Kinogeschichte war die Schließung des bekannten „Broadway“ in der Ehrenstraße 2001. Es wurde 1982 von Heinz Holzapfel als Filmkunstkino mitbegründet, der auch für die Geburt von choices und biograph verantwortlich zeichnete. Die letzten Stunden dieses „Altars der Träume“ (US-Filmkritiker Robert Ebert) wurden von der Regisseurin Zrinka Budimlija eingefangen und zu einem sensibel-nostalgischen Stillleben montiert. Der wehmütig stimmende Kurzfilm ist in der Ausstellung „Großes Kino!“ im Kölnischen Stadtmuseum zu sehen, die noch bis 6.11. läuft.
In den letzten Jahren waren es die Einführung großer Multiplex-Kinos sowie die Digitalisierung, die die Kinowelt veränderten. Doch auch nach 120 Jahren gilt der Spruch: „Mach Dir ein paar schöne Stunden, geh' ins Kino!"
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