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Edgar Hagen und Hercli Bundi zu Gast im Odeon-Kino

Wohin mit dem Atommüll?

19. März 2015

„Die Reise zum sichersten Ort der Erde“ im Odeon – Foyer 03/15

Dienstag, 17. März: 350.000 Tonnen hoch radioaktiven Abfall hat die Menschheit in den letzten Jahrzehnten angehäuft, jährlich kommen 10.000 Tonnen hinzu. Und dennoch hat man nach wie vor keine Lösung gefunden, wo der Atommüll deponiert werden kann. Der Schweizer Filmemacher Edgar Hagen („Someone Beside You“) ist in seinem Dokumentarfilm „Die Reise zum sichersten Ort der Erde“ dieser Frage nachgegangen. Einer seiner wichtigsten Gesprächspartner im Film war der Endlager-Experte Charles McCombie. Zu Beginn in der Schneller-Brüter-Forschung tätig, hat der schottische Atomphysiker das Schweizer Endlagerprogramm mit aufgebaut und wird als Koryphäe und Experte von nahezu allen weltweiten Atomenergiekonzernen zu Rate gezogen. Obwohl McCombie seit mehr als dreißig Jahren ergebnislos nach einem geeigneten Ort für ein dauerhaftes Atommüll-Endlager sucht, hat er den Glauben daran, diesen Ort einmal zu finden, noch nicht aufgegeben. Edgar Hagen hat sich mit dem Atom-Lobbyisten auf eine Reise rund um den Planeten begeben, um das Für und Wider für mögliche Orte abzuwägen und mit den Beteiligten ins Gespräch zu kommen.

Regisseur Edgar Hagen und Moderatorin Sabine Rollberg

Mehr als fünf Jahre arbeitete Hagen an diesem ehrgeizigen Filmprojekt. Er wusste schon bei der Planung, dass er „eine renommierte Figur aus der Atomindustrie“ brauchte, die ihm und seinem Team Türen öffnen konnte. Diese Figur fand Hagen in Charles McCombie, der beim ersten Vorstellen der Filmidee direkt begeistert davon war. Das erstaunte nicht zuletzt den Regisseur selbst, der nach eigener Aussage „ganz anders tickt“ als McCombie, welcher nach wie vor ein glühender Befürworter der Atomenergie ist. Von Anfang an war klar, dass die beiden vor und hinter der Kamera „einen fairen Kampf miteinander“ führen wollten. Hagen hatte kein Interesse daran, McCombie „in die Pfanne zu hauen“, zumal es dem Filmteam ohne den Endlagerexperten nie möglich gewesen wäre, vor Ort in Sellafield oder in China zu drehen. Auch für den Produzenten Hercli Bundi war es eine Herzensangelegenheit, über das Thema Atommüll einen Film zu drehen. „Das Thema kommt und geht in Wellen, und bei der momentan wieder aktuellen Debatte über die Abschaltung von Atomkraftwerken hat man die Endlagerfrage ziemlich aus den Augen verloren“, kommentierte er nach der Vorführung in Köln. „Die Reise zum sichersten Ort der Erde“ erhebt keinen Anspruch auf eine vollständige Behandlung des Themas. Länder wie Frankreich und Russland und ihr Umgang mit der Thematik wurden bewusst ausgespart, weil das den Rahmen des Films gesprengt hätte.

Hercli Bundi und Edgar Hagen beim Publikumsgespräch

Edgar Hagen setzte ohnehin seinen Schwerpunkt woanders: „Mir war wichtig zu zeigen, wie wir heute auf der Welt ganz offiziell mit diesem Problem umgehen. Ich wollte den Weg zeigen, den unsere Gesellschaft derzeit in der Atommüll-Endlager-Frage geht“. Eines der Vorzeigeprojekte, das im Film vorgestellt wird, ist die „Waste Isolation Pilot Plant“ (WIPP) bei Carlsbad im US-amerikanischen New Mexico. Dort wurden schwach- und mittelradiokative Abfälle seit 1999 deponiert, aber die Realität hat die Anlage seit Beendigung von Hagens Dreharbeiten eingeholt. Wenige Monate nach den Aufnahmen vor Ort explodierten 700 Meter unter der Erde etliche Fässer, über deren genauen Inhalt man nach wie vor nichts weiß. „Das Gelände kann seitdem nicht mehr betreten werden“, resümierte Edgar Hagen im Odeon-Kino. Was einen direkt wieder zurückwirft auf die Ausgangsfrage, ob es denn überhaupt irgendwo auf der Erde einen sicheren Ort für diese hochgefährlichen Abfälle geben kann. Hagens Reise mit Charles McCombie, bei der er diesem Gelegenheit geben wollte, sein Versprechen einzulösen, diesen Ort zu finden, wurde mehr und mehr zu einer absurden Suche ohne Ergebnis. McCombie konnte das in seinem Glauben allerdings nicht erschüttern. Er ist auch nach Jahrzehnten der Ergebnislosigkeit weiterhin davon überzeugt, irgendwann einmal fündig zu werden.

Text/Fotos: Frank Brenner

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