Ein Virus sorgt für Ausgrenzung: Was das bedeuten kann, hat die Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren weltweit gezeigt. Und doch ist das, was die Erkrankten in Isolation ertragen mussten, nichts gegen die offenen und versteckten Formen der Diskriminierung, die viele HIV-positive Menschen immer noch täglich erleben.
Diesem Themenkomplex hat sich das Künstlerkollektiv Diphthong unter der Leitung von Nikos Konstantakis und Stephanie Felber schon im Herbst 2019 gewidmet. Nach mehr als zwei Jahren, in denen die Pandemie der Wiederaufnahme im Weg stand, zeigt das Comedia Theater zum Anlass des Welt-Aids-Tags am 1. Dezember nun noch einmal die umjubelte Performance „Stigma 1“, die als Koproduktion mit der Studiobühne Köln entstanden ist und die den Betroffenen selbst eine Stimme gibt. Diese erzählen aus dem Off heraus von ihren Erfahrungen, während sieben Schauspielerinnen und Schauspieler die persönlichen Geschichten in Bewegungen fassen.
Dabei ist die Diagnose HIV längst nicht mehr das Todesurteil, das es in den 80er und 90er Jahren war. Längst gibt es Medikamente, die einen Ausbruch von Aids verhindern können, sofern frühzeitig eine Diagnose erfolgt. Drei Tabletten täglich für ein weitgehend normales Leben mit einer Krankheit, die zwar nicht heilbar ist, aber immerhin behandelbar und kontrollierbar. Dennoch ist die Stigmatisierung geblieben, unter anderem in Form von Ausgrenzung durch Freunde und Familie oder durch Hassbotschaften im Netz. „Stigma 1“ setzt genau hier an, legt in einzelnen Tableaus Missstände offen, kritisiert und klagt an.
Wohlwollen allein genügt oft nicht, weshalb das Kollektiv Diphthong auch ein Zitat von Johann Wolfgang von Goethe zur Ankündigung des Stückes heranzieht. „Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein“, hat der Dichterfürst einst gesagt, „sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ Die einstündige Aufführung will daher den Impuls geben, diese Transformation zu initiieren.
Stigma1 | Do 1.12. 20 Uhr | Comedia Theater | www.comedia-koeln.de
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