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10.10.2002
Offenkundig ist der Film "Black Hawk Down" hergestellt, um die Akzeptanz des Publikums gegenüber militärischen Maßnahmen im Nahen Osten zu erhöhen. Somalia gehört zu den Ländern, wo auch deutsche Soldaten eingesetzt werden sollen.
Der Film beruht auf einem tatsächlichen Ereignis. Indessen haben keine Heldentaten stattgefunden, vielmehr verherrlicht der Film "Black Hawk Down" ein Massaker. Boutros Boutros-Ghali, Generalsekretär der Vereinten Nationen von 1992 bis 1996, hat diese Vorgänge in seinem Buch "Hinter den Kulissen der Weltpolitik" (Hamburg 2000), auf den Seiten 116 bis 140 ausführlich beschrieben. Kurzgefaßt:
Am 3. Oktober 1993 überfielen Soldaten der US Delta Force, die aus Sonderkommandos und Rangers des Joint Special Operations Command in Fort Bragg, North Carolina, für diese Operation kurz vorher zusammengestellt worden waren, ein Gebäude in Südmogadischu, in dem sie nach den Meldungen des Nachrichtendienstes einTrefen der wichtigsten Offiziere Mohamed Farah Aidids vermuteten. Die Operation war ohne Wissen der UN-Mitarbeiter geplant, beschlossen und begonnen worden. Die Delta Force stürmte das Haus und nahm 24 Somalier fest, während amerikanische Hubschrauber mit Panzerabwehrraketen das umliegende Terrain beschossen. Als die US-Soldaten jedoch den Rückzug in den Stützpunkt antraten, schossen die Somalier zwei Hubschrauber ab. Die Delta Force machte Anstalten, die abgestürzten Piloten zu retten, sah sich aber plötzlich von Hunderten von Somaliern umringt, von Männern, Frauen und Kindern. Die amerikanische Einheit saß in der Falle, feuerte wie wild in die Menschenmenge und tötete, späteren Pressemeldungen zufolge, sage und schreibe tausend Afrikaner. Das Gefecht währte mehrere Stunden. UN-Blauhelmsoldaten, vor allem Malaysier und Pakistaner, wurden von den Vereinigten Staaten angefordert, um die US-Ranger zu befreien. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 18 US-Soldaten und ein malaysischer Soldat ums Leben gekommen, insgesamt 90 amerikanische, malaysische und pakistanische Soldaten verwundet worden und ein amerikanische Pilot war in Gefangenschaft geraten. Die Nachricht vom katastrophalen Fehlschlag des Überfalls ging in den Fernsehbildern des nackten Leichnams eines US-Soldaten, der von johlenden, höhnisch lachenden Anhängern Aidids durch die Straßen geschleift wurde, um den ganzen Globus.
Am 7. Oktober versprach in Clinton den Abzug der US-Streitkräfte bis zum 31.3.1994. Die Schuld an dem Debakel versuchten die USA der UNO zu geben und zogen sich aus Somalia zurück.
Zum Hintergrund:
Im Dezember 1990 war die Regierung von Präsident Mohammed Siad Barre am Ende. Das jahr 1991 war geprägt vom Kampf rivalisierender Milizen, die um Nahrungsmittel, Ansehen und Territorien kämpften. Die Schule wurden geschlossen, es gab keinen elektrischen Strom. 1992 war Somalia ein gescheiterter Staat. Milizen und Banden plünderten in den Hafenanlagen und Lagerhäusern von Handelsagenturen die für das somalische Volk vorgesehenen Hilfsgüter. Boutros-Gali schreibt, daß er Anfang 1992 für einen Waffenstillstand bei Aidid und Mahdi warb, im April ein Abkommen erzielte. Ein militärisches Sonderkommando zur Überwachung der humanitären Hilfslieferungen genehmigte der Sicherheitsrat nicht, stattdessen begnügte er sich mit Militärbeobachtern. Erst im August 1992 billigte der Sicherheitsrat die Stationierung eines UN-Bataillons. Im September schienen weitere UN-Truppen erforderlich. Der UN-Sonderbeauftragte, der Algerier Mohamed Sahnoun ließ sich auf Vereinbarungen mit den Milizenführern ein, mit der Folge, daß ein wachsender Teil der Hilfslieferungen bei diesen landete und ihre politische Stellung dadurch noch gestärkt wurde. Am 1. September trat Sahnoun von dieser Aufgabe zurück. Sein Nachfolger, der türkische Kurde Kittani mußte erfahren, daß mangels Bereitschaft, Schutzgelder zu zahlen, die UN-Soldaten angegriffen wurden. Schließlich beschloß der Sicherheitsrat am 3. Dezember 1992 die Resolution 794. Militär wurde geschickt, die United Task Force (Unitaf) wurde von amerikanischen Militäreinheiten geführt. Marineinfanteristen landeten am 9. 12.1992. Indessen lehnten es die Amerikaner ab, die Milizen zu entwaffnen.
Bis März 1993 hatte sich folglich die Sicherheitslage noch nicht gebessert. Auf Vorschlag von Boutros-Gali beschloß der Sicherheitsrat am 26.3. (Resolution 814) eine neue Mission der UNO. Der ehemalige amerikanische Admiral Jonathan Howe führte sie an, ihr Name war Unosom II. Es sollten jetzt statt nur friedenssichernder Maßnahmen auch friedensschaffende möglich sein. Unosom hatte eine Stärke von 18 000 Soldaten. Der Abzug von Unitaf erfolgte etwas halbherzig. Denn es blieben amerikanische Militäreinheiten im Lande, die unabhängig von der UN agierten. Zum einen die Quick Reaction Forces (QRF) unter dem Befehl eines amerikanischen Colonels, dann gab es noch Marines Schiffen unmittelbar vor der Küste. Und Ende August erschien noch die Delta Force, die aus Rangern der US Army und Sonderkommandos bestand. Diese Truppe erstattete unmittelbar dem US Joint Special Operation Comand in Tampa, Florida, Bericht. Ihr Quartier befand sich unmittelbar beim Mogadischu Flughafen.
Am 5. Juni 1993 wurden pakistanische UN-Soldaten beim Versuch, Waffenlage zu inspizieren, von Aidid-Milionären angegriffen, 26 wurden getötet, 56 verwundet. Die Reaktion des UNO-Sicherheitsrats: die Resolution 837, mit der der Generalsekretär ermächtigt wird, alle erforderlichen Maßnahmen gegen alle zu ergreifen, die für die genannten Angriffe verantwortlich sind, einschließlich ihrer Festnahme und der Haft bis zum Prozess und zur Bestrafung. Am 12. Juni begann eine systematische Treibjagd. Waffendepots im Süden Mogadischus und der Rundfunksender Radio Mogadischu wurden angegriffen. Die afrikanischen Nachbarländer reagierten mit Besorgnis wegen der anschwellenden Flüchtlingszahlen. Aidid fand zu einer städtischen Guerillatätigkeit, die Frauen und Kinder einbezog. Am 12. Juli bombardierte die QRF auf die Bitte der UN-Streitkräfte hin einen Komplex im Süden von Mogadischu, den sie für Aidids Befehlszentrale hielten. Sie beschlagnahmten Waffen und Kommunikationsmittel, machten Gefangene. Sie führten nach der Aktion Journalisten an den Schauplatz. Aufgebrachte Somalier griffen die Journalisten an, vier von ihnen kamen dabei ums Leben.
Danach gab es eine Debatte um die Frage, ob man mit Aidid nicht zu politischen Lösungen kommen könne. Insbesondere die USA zeigten Neigung, sich aus der militärischen Operation zurückzuziehen. Boutros-Gali meint aber, daß sich unterdessen allmählich die Situation bessere und die UN-Bemühungen wirksame Fortschritte erzielten. Das wurde auch in einer neuerlichen Resolution des Sicherheitsrates sichtbar (Nr. 865).
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