Es gibt 683 Beiträge von Colonia
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22.06.2006
Was nicht nur inhaltlich klingt, sondern zunächst auch aussieht wie ein Horrorfilm, entpuppt sich als etwas ganz Eigenes. Einerseits ist es eine Mischung aus Horror, Mystery, Märchen und Thriller, andererseits entzieht Regisseurin und Drehbuchautorin Jessica Hausner sich und ihren zweiten Langfilm österreichisch-deutscher Produktion aber auch sehr geschickt den damit verknüpften Erwartungen.
Das mag den einen sehr unbefriedigt zurücklassen, dem anderen eröffnet es eine fremde Welt. In dieser Welt sehen die Sets oft aus wie in einem David-Lynch-Film: Da gibt es schwere Vorhänge, leere Gänge, kaum Tageslicht, dunkle Straßen und einen Wald, der eine magische Wirkung ausübt wie einst in "Twin Peaks" und das Verschwinden in seinem dunklen Teil erinnert an eine Szene aus Hitchcocks "Vertigo".
Verirren kann man sich auch im namensgebenden Gebäude, das bewusst im Nirgendwo angesiedelt und im Innern jeder Übersichtlichkeit beraubt wurde. Da half es, dass Jessica Hausner in mehreren Hotels drehen musste, um die verschiedenen Sets ihrer Vorstellung zu finden. Den Rest erledigte Filmarchitektin Katharina Wöppermann.
Ausnahmslos zu loben sind die Leistungen der Schauspieler. Erstaunt erfährt man, dass es sich neben Profis wie Hauptdarstellerin Franziska Weisz (auf der Berlinale zum österreichischen Shooting Star 2005 gewählt) um Laien handelt. Zum Beispiel Rosa Waissnix, im wahren leben Eigentümerin eines der Hotels, in denen gedreht wurde. Sie haucht ihrer Filmfigur (Frau Liebig) unverwechselbares Leben ein.
Die Ästhetik der Bilder ist perfekt bis selbstverliebt zu nennen, doch spielt Jessica Hausner nur mit scheinbar Bekanntem. Die Absolventin der Wiener Filmakademmie baut sehr geschickt Atmosphäre auf. Der Zuschauer wird mit bekannten Suspense-Mitteln 76 Minuten auf bewusst kleiner Flamme gegart - bis zum genialen wie einzig möglichen Schluss.
"Hotel" spaltet die Zuschauerschaft, wie ein Gespräch mit der Regisseurin bei der Preview in Köln bewies: Den einen hätten 45 Minuten vollkommen gereicht, die anderen verlieren sich in Interpretationen, wieder andere können das Spiel, das man mit ihnen offensichtlich treibt, genießen. Allen gemein sein dürfte, dass einzelne Bilder aus "Hotel" lange hängen bleiben (Kamera: Martin Gschlacht).
Bei mir stellte sich die komplette Wirkung des Films erst am Tag danach ein. Auch die Erkenntnis, dass so manches einen "tieferen" Sinn hatte als angenommen.
"Hotel" entstammt der Coop99, einem Zusammenschluss junger österreichischer Filmemacher, die auch bei "Schläfer", "Die fetten Jahre sind vorbei" und "Böse Zellen" entscheidend mitmischten.
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18.06.2006
Sozialstudie vom Rand der Wohlstandsgesellschaft. Sehr realistisch wird hier das "ganz normale Leben" mehr als ein Jahrzehnt nach dem Fall der Mauer gezeigt - dort, wo die Landschaften noch immer nicht recht blühen wollen.
"Hallesche Kometen" ist ein Film über Beziehungen, Verantwortung, Erwachsenwerden, Träume, Abhängigkeiten und Entscheidungen, die man im Leben treffen muss:
Ein junger Mann (20) glaubt an die Familie (Vater) und will für diese eine bessere Zukunft schaffen, droht jedoch selbst ins Kriminellenmilieu abzurutschen. Dabei hat der Vater sich selbst längst aufgegeben.
Die Ausgangssituation ist durchaus ähnlich wie die von Liam in "Sweet Sixteen" ein Jahr zuvor, jedoch ist der Blick in die Zukunft des Protagonisten Ben nicht ganz so trostlos. Ben hat eine - wenn auch vage - Chance und wird sie am Ende nutzen, weil er sich von den Zwängen, die ihn umgeben, befreien kann.
Vorurteilsfrei und mit großer Sympathie für alle Figuren geht Regisseurin Susanne Irina Zacharias in ihrem ersten Langfilm durchaus stilsicher ans Werk.
Siehe auch -> Sweet Sixteen
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18.06.2006
Sozialstudie vom Rand der Wohlstandsgesellschaft. Sehr realistisch wird hier das "ganz normale Leben" in trostlosen Glasgower Vororten nach dem Niedergang der Werft- und Schwerindustrie gezeigt.
"Sweet Sixteen" ist ein Film über Beziehungen, Verantwortung, Erwachsenwerden, Träume, Abhängigkeiten und Entscheidungen, die man im Leben treffen muss:
Ein junger Mann (16) glaubt an die Familie (Mutter sowie Schwester mit Kind) und will für diese eine bessere Zukunft schaffen, droht jedoch selbst ins Kriminellenmilieu abzurutschen. Dabei hat die Mutter sich selbst längst aufgegeben.
Ken Loach ist mit "Sweet Sixteen" mal wieder bei seinen Lieblingsthemen und in seinem Lieblingsmilieu unterwegs. In "Sweet Sixteen" überrascht er mit großartigen Laiendarstellern, die der pessimistischen Sozialstudie eine ungemein realistische Note geben. Das Ende bleibt mehr oder minder offen, doch weiß der ernüchterte Zuschauer, dass Liam keine echte Chance im Leben hat.
Siehe auch -> Hallesche Kometen
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15.06.2006
In den drei mit Abstand besten Filmminuten ist die Leinwand schwarz. In den restlichen 93 beschließe ich, das Ganze als Manifestation des Menschen als seltsame Spezies an sich oder doch immerhin den Franzosen rsp. die Französin als eben diese zu akzeptieren. Immerhin ist "Malen oder Lieben" in Frankreich ein Filmhit. Keine Ahnung, warum. Ich habe mich schrecklich gelangweilt.
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15.06.2006
Na schön, da hat Frankokanada einen Filmhit. Einen, in dem der unverschämt hübsche Marc-André Grondin sehr überzeugend sowohl das 15-jährige wie auch das erwachsene "Christkind" Zac spielt. Einen, in dem die 60-er, 70-er und frühen 80-er Jahre detailgetreust als Kulisse für eine schwierige Vater-Sohn-Geschichte nachgebildet werden. Einen, in dem schablonenhafte Figuren agieren und skurrile Szenen wie Zacs Traum während der Weihnachtsmesse oder der ständig Aznavour singende Vater vorkommen.
Aber in den 127 Filmminuten wird auch eine ganze Menge heißer Luft geblasen und zäher Kaugummi gekaut.
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11.06.2006
bestenfalls.
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09.06.2006
Das hätten drei nette Filme werden können: Einer über die Kommunistenhatz in Hollywood mit angeschlossener Satire auf Drehbuchschreiber, einer über die Magie des Kinos im Allgemeinen oder die des Kinogebäudes im Besonderen, und noch einer über einen Mann, der sein Gedächnis verliert und in einem Kaff somewhere für einen Verstorbenen gehalten wird.
Statt dessen wurde alles zu einem Brei gemischt, der dann nicht mehr so nett ist. Dicke patriotische Moralpredigt am Ende inklusive. Und mal ehrlich: Jim Carrey ist in diesem Film auch nicht besonders gut ...
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08.06.2006
Durch die Botanik huppende Soldaten, viel Wind, viel künstlicher Regen, noch mehr Blitz und Donner und ein zu selbstsicherer, zu arroganter, zu cooler Travolta. Und zu allem Überfluss ein über-konstruierter Plot.
Nicht wirklich klasse.
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06.06.2006
Ein Hoch auf König Kalli und alle Beteiligten dieses wunderschönen Kinderfilms! Fast habe ich den Eindruck, dass Erwachsene noch mehr Spaß am "Zehnten Sommer" haben als die Zielgruppe. Die kann sich ein Leben in einer prä-Farbfernsehen, -Playstation und -Computer-Welt wahrscheinlich gar nicht vorstellen.
Der kleine Kalli schreitet mit stolz erhobenem Haupt durch sein Reich, ein buntes Wirtschaftswunderdeutschland ohne das übliche 50-er-/60-er-Jahre-Mief-Klischee. Herrlich schräger Humor, klasse Darsteller (auch die Kinder, allen voran der charmante Kalli-Darsteller Martin Stührk) und die fantasiereiche kindliche Sichtweise lassen schnell vergessen, dass wegen mangelnder Finanzen das Dekor wohl nicht 100-%-ig stilecht ist.
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01.06.2006
Wieder ein Abschlussfilm, der ins Kino gelangt - wenngleich mit zwei Jahren Verspätung. Und wieder darf man dankbar sein, bringen doch die "Wahrheit oder Pflicht"-Macher hoffentlich auch in Zukunft noch viel frischen Wind auf die Leinwand.
Ein kleiner Film ist "Wahrheit oder Pflicht", einer mit einer simplen Grundidee. Und doch zeigen die hinter der Kamera Beteiligten schon erstaunlich stilsicher 90 Minuten Tragikomisches, Witz und Spannung innerhalb einer gut gefeilten Geschichte. Dabei lassen sie sich viel Zeit und legen besonderen Wert auf kleine und besonders komische Details. Unterstützt werden sie von einem Ensemble guter Schauspieler.
Ich finde den Film rundum gelungen. Und obwohl "Wahrheit oder Pflicht" sich auf den ersten Blick ans Twen-Publikum wendet, schienen sich doch alle im Kino von Jung bis Alt prächtig zu amüsieren.
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