Es gibt 6 Beiträge von BertramLikursi
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10.02.2015
Michael Mann ist ein fantastischer, ein großer Regisseur des klassischen, echten Hollywood-Kinos, daran gibt es keinen Zweifel. Ein Film wie 'Heat' lohnt noch zwanzig Jahre nach seiner Produktion jedes erneute Schauen - Dichte, Intensität, Bildsprache und Figurenzeichnung gelangen in der Vergangenheit nur wenigen Regisseuren mit solcher Präzision wie eben Michael Mann. Auch jüngere Arbeiten wie 'Collateral' oder auch 'Miami Vice' sind starke, intensive Thriller, die aus guten Gründen im cineastischen Gedächtnis bleiben und nachwirken.
Leider gelingt Michael Mann mit 'Blackhat' ein solcher Wurf nicht, die Geschichte hakt und klemmt an allen Ecken und Enden. Vielleicht liegt es am Sujet, vielleicht ist die Cyber-Kriminalität, das Hacken, das Total-Digitale einfach nicht Manns Terrain. Mann ist, so könnte man sagen, ein Regisseur der alten Schule, analoges Kino mit analogen Protagonisten - hier passt es nicht.
Ungeachtet dessen, dass ein muskulöser Schönling, obendrein ausgebildeter Faustkämpfer und Hobby-Ermittler mit Söldner-Attitüde, nicht glaubhaft einen der besten Hacker (und damit Programmierer) des Planeten darzustellen vermag - kommt in Blackhat viel zu selten die typische Mann-Intensität menschlicher Existenz zum Vorschein.
Zu oft verstrickt sich der Film in lange Ödnis vor dem Bildschirm, das ist kein filmischer Hochgenuss. Und gar nicht erst anfangen wollen wir von den inhaltlichen Absonderlichkeiten: So lässt sich beispielsweise der nationale NSA-Chef von dem billigsten E-Mail-Phishing-Trick der Welt hinters Licht führen und was als Angst vor einer weltweiten atomaren Kernschmelze begann, entpuppt sich am Ende als eine mehr als langweilige Börsenmanipulation im Zinnhandel. Leider kein guter Film.
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10.02.2015
Noch immer also glaubt Asia Argento tatsächlich, sie sei so etwas wie eine Regisseurin, weil sie die Tochter des großen Dario Argento ist. Klar, die Idee liegt einem naturgemäß narzisstisch nahe, das sei zugestanden, trotzdem aber muss man ihr auch nach dem dritten Filmversuch den dringenden Ratschlag geben, doch besser einfach Töchterchen zu bleiben - oder eben Model, Sängerin, Schauspielerin usw. und so weiter undsoweiter. Das alles ist sie nämlich offensichtlich.
Argento glaubt, es reiche aus, ein paar hübsche Kinder zu besetzen, Charlotte Gainsbourg ins Bild zu holen, ein paar schöne Wohnungen abzufilmen und ein paar Klischees zu bedienen, um einen künstlerischen Film zu machen. Leider hat sie nichts von ihrem Vater gelernt. Ich habe nach 35 Minuten das Kino verlassen, die Akte ist geschlossen.
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21.01.2015
Puppen als unbelebte Objekte mit menschlichem Antlitz haben natürlich immer das Potential, uns einen ordentlichen Schrecken einzujagen - sie verkörpern die Urangst, eine sich unserer Einflusssphäre entziehende Macht könne aus toter Materie wahrhaftiges Leben mit Eigensinn kreieren. Auf diesem Prinzip basiert schon die alte jüdische Geschichte vom Golem, die uns im Weiteren Frankensteins Monster und Chucky die Mörderpuppe bescherte. Gut sind die Intentionen eines solchen Wesens selten, das wissen wir, und ein erster Schauder lässt sich in jedem mittelklassigen Horrorfilm diesen Zuschnitts relativ sicher erzeugen. Die Frage ist immer, was der Film daraus macht.
Bei Annabelle, der Fortsetzung des in weiten Strecken sehr überzeugenden Vorgängers ‚The Conjuring‘, lässt sich kurz und knapp sagen: Nicht viel. Die Handlung bleibt konventionell und verweilt bis zum Ende auf einem nicht mehr als soliden Spannungsniveau. Besonders das tatsächliche Finale mit Opfertot der gutmütigen Nachbarin im Großmutterstil lässt einen erschreckend kalt und ratlos zurück.
Nicht ganz verschweigen aber sollte man, dass der Film mit der Keller-Aufzug-Treppenhaus-Sequenz dann doch einen Moment hat, der einen erzählerisch und visuell packt und entsprechend im Kopf bleibt. Das ist doch immerhin etwas. Solides Puppenspiel.
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21.01.2015
Wer hatte eigentlich wann genau die Idee, Liam Neeson wäre ein idealer Action-Darsteller? Diese Frage bleibt wohl für immer unbeantwortet. Klar, man muss lediglich schnell und rasant genug schneiden, einen guten Choreographen engagieren und ordentlich mit der Kamera wackeln, dann ließe sich gewiss auch Hannelore Elsner als beherzte Spezialagentin inszenieren, indes bleibt das deutsche Fernsehen diesen Beweis naturgemäß schuldig.
Aber wie athletisch der Schauspieler Liam Neeson tatsächlich ist, das zeigt sich auf beinahe groteske weise in den stets absurd-komischen Momenten, in denen Neeson rennen oder laufen muss. Wir sehen dann einen zwei Meter großen alten Mann mit dem Bewegungsradius eines Mehrfamilienhauses und man fragt sich, wie dieser (zugegeben: sehr sympathische) Herr morgens überhaupt aus dem Bett kommt.
Aber lassen wir diese billige Stilkritik: Taken 3 ist ein erschreckend schlechter Film, in jedem Moment berechenbar und in den Action-Sequenzen zwecks Mobilmachung zu einem unerträglichen Schnittgewitter zusammenmontiert. Die Geschichte? Blenden wir den gesamten Familienkitsch, die Relativierung von Folter, die unfassbaren Dialoge und Ereignisse sowie den Holzschnitt aller Beteiligten aus, bleibt ein Film, der zum Glück einen Anfang und ein Ende hat.
Seit Jim Jarmusch gilt: Wenn das Drehbuch sonst nicht taugt, Forest Whitacker besetzen.
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07.01.2015
Tja, wo genau soll man mit seiner Kritik ansetzen - und wie? Vielleicht kann ja zunächst einmal festgehalten werden, dass es sich bei 'Exodus: Götter und Könige' tatsächlich um einen Film handelt, und damit ist wahrscheinlich bereits das Positivste darüber gesagt. Ein Film ist es ohne Zweifel.
Wir können jedoch nur ahnen, was Ridley Scott sich dabei gedacht haben mag. Angefangen beim Cast mit Sigourney Weaver, Joel Edgerton und John Turturro als waschechte Ägypter bis zu der beinahe urkomischen Figurenzeichnung König Ramses' als tölpelhaftem Latino-Gangster. Moses hingegen - ein ausgezeichneter Schwertkämpfer, wie wir erfahren - entwickelt sich während der Erzählung von einem aufgeklärt sympathischen Rationalisten zu einem beinahe psychopathisch Schwachsinnigen. Nun gut, so wird es gewesen sein. Der Zuschnitt irrwitzigster Dialoge legt davon Zeugnis ab.
Aber was genau will der Film eigentlich sein? Wo Darren Aronofsky sich bei 'Noah' immerhin noch mit ein paar Methaphern durchmogelte und das Ganze schlicht zu einem fantastischen (Genre!) Film umfunktionierte, laviert Exodus unentschlossen zwischen Märchenbebilderung, naivem Psychogramm und einer erschreckenden Unbeholfenheit in dem Versuch, respektvoll mit religiöser Mythologie umzugehen.
Exodus ist weder ein spiritueller, andachtsvoller Film, noch ein visionäres, übernatürliches Epos geworden. Ein Film so leer wie die geteilte See und in seinem Pathos fast schon wieder merkwürdig lustig.
Gott ist ein Arschlochkind.
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06.01.2015
Nicht gerade häufig wird der moderne Kinobesucher noch radikal auf sich selbst und seine nackte, traurige Existenz zurückgeworfen - in Roy Anderssons neuem Episodenfilm 'Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach' aber ist dies eindeutig der Fall.
Der Film führt uns an die Grenzen der menschlichen Tragik, unmittelbar hinein ins Herz der Finsternis des Homo sapiens. Tod, Trauer, Hoffnungslosigkeit, Vereinzelung und Hybris - all das finden wir hier, dargestellt in einer Weise, die wenig Raum lässt für hochwachsende Träume auf ein erfüllenderes Leben. Wer stirbt? Wen interessiert's?
Das alles muss man auch erst einmal aushalten können, andernfalls folgt auf den faszinierenden Kinobesuch wohl eine Woche tiefer Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit. Wer aber bereit ist, sich dieser cinematographischen Rechenaufgabe zu stellen, der sollte besser kein Problem mit sich selbst, bzw. dem Alleinsein haben.
Der König ist tot. Der König muss aufs Klo.
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