The Wrestler
USA 2008, Laufzeit: 105 Min., FSK 12
Regie: Darren Aronofsky
Darsteller: Mickey Rourke, Evan Rachel Wood, Mark Margolis, Marisa Tomei, Todd Barry, Wass M. Stevens, Judah Friedlander, Ernest Miller, Dylan Summers
Seine Erfolge als gefeierter Wrestler sind längst Geschichte. Jetzt macht Randy „The Ram“ Robinson nur noch schlecht bezahlte zweitrangige Showkämpfe. Aber auch das macht sein geschundener Körper bald nicht mehr mit. Das war nach dem esoterischen Unfug „The Fountain“ nicht zu erwarten: Ein sozialrealistisches Werk über einen alternden Wrestler. So etwas erwartet man generell nicht, aber wenn sich ein Regisseur zuvor mit Hilfe von wabernder Computergrafik in esoterische Wiedergänger-Fantasien halluziniert, dann ist die Wrestler-Szene wohl das letzte Thema, auf das man im nächsten Film bauen darf. „The Fountain“ und The Wrestler“ könnten nicht unterschiedlicher sein. Es gibt nur ein verbindendes Merkmal zwischen beiden Filmen: das the im Titel. Randy „The Ram“ Robinson feierte seine größten Erfolge in den 80er Jahren. Jetzt lebt der alternde Wrestler in einem Trailer-Park und hält sich mit drittklassigen Kämpfen in kleinen Hallen über Wasser. Aber nicht mal das lässt seine Gesundheit noch zu: Als er mit der Hoffnung auf ein besseres Honorar einen besonders blutigen Kampf annimmt, der eher ans sadomasochistische Backyard Wrestling erinnert, erleidet er einen Herzinfarkt. Er überlebt, kann seinen Beruf aber nie mehr ausüben. Nun muss er sich im Supermarkt verdingen. Auch sonst will er sein Leben normalisieren: Er versucht, den abgebrochenen Kontakt zu seiner Tochter wieder herzustellen und nähert sich vorsichtig Cassidy, einer Stripperin, die ebenfalls den Ausstieg aus ihrem Metier plant. Nach einigen privaten Rückschlägen stellt Ram fest, dass er ohne das Wrestling nicht leben kann. Darren Aronofsky gelingt die Darstellung des Milieus ausgezeichnet. Wrestling ist ja ein reiner Showkampf, und so bildet das große Spektakel der wilden Prügel-Inszenierungen einen starken Kontrast zu Rams tristem Alltag. Platz für tragikomische Kontraste ist da reichlich. Aber der Clou ist natürlich die Besetzung: Mit dem abgehalfterten Hollywood-Star Mickey Rourke hat er einen Darsteller gefunden, der die Tragik der Figur nicht nur spielen muss. Rourke füllt die Figur perfekt und nicht ganz ohne Selbstironie aus. Und Boxer war er auch mal. Das hinter den Kulissen wenig glamouröse Leben der Wrestler schildert Aronofksy voller Respekt für diese Außenseiterbande, die außerhalb des Rings miteinander äußerst nett umgeht. Eine Geschichte um eine Arbeit, die einen körperlich derart ramponiert, ist schnell als Metapher für eine ausbeuterische Arbeitswelt gelesen. Nur dass hier der Arbeiter lange blondierte Haare hat, neonfarbene Leggins trägt, Hard Rock hört und Prügeln sein Broterwerb ist. Hier fällt auf, dass es doch noch eine zweite, dieses Mal ernst gemeinte Ähnlichkeit von Aronofskys letzten beiden Filmen gibt. Er hat den Hang, von allem ein Quäntchen zu viel zu geben, die Klischees zu überreizen. „The Fountain“ war ein einziges Zuviel (dahingehend bekommt auch „Requiem of a Dream“ von 2000 nachträglich einen leichten Beigeschmack), in „The Wrestler“ sind es nur einige wenige Momente, denen man eine subtilere Inszenierung gewünscht hätte. Diese wenigen Momente kratzen die Qualität des Filmes kaum an.
(Christian Meyer)
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