The Wrestler
USA 2008, Laufzeit: 105 Min., FSK 12
Regie: Darren Aronofsky
Darsteller: Mickey Rourke, Evan Rachel Wood, Mark Margolis, Marisa Tomei, Todd Barry, Wass M. Stevens, Judah Friedlander, Ernest Miller, Dylan Summers
Die Passion eines Wrestlers
mobaba (17), 18.08.2010
Nach Rourkes "Wiederauferstehung" in "Sin City" war ich gespannt auf den Wrestler. Hatte ich mich doch gefreut ueber die neue Anerkennung fuer den Menschen und Schauspieler Mickey Rourke.
Wenn frau/mann weiss, dass er Anfang der 90er Jahre unbedingt Profiboxer werden wollte und auch geboxt hat, dann findet man auch im Wrestler einige psychologische Gruende dafuer, wieso ein Mensch den Wrestler macht und sich derart zur Schau stellt - wie abhaengig er davon ist, in den Augen seiner Fans der Groesste und Staerkste und Coolste zu sein... Wenn ihn schon privat niemand so liebt, wie er es braucht.
Auf der einen Seite gibt der Film einen Einblick in die Wrestler-Szene - ebenso in das Leben einer Frau, die Mutter und Stripperin ist ( gut und sexy gespielt von Marisa Tomei ! ) und einer lesbischen Tochter, fuer die der Vater nie da war.
Es gibt einige witzige Situationen: z.B. "Randy the Ram" mit Haarhaube an der Fleischtheke.
Oder wenn der lebendige RAM die kleine RAM-Figur dem Sohn der Stripperin schenkt, der sie zuhause heftig bespielt - da glimmt ein Hoffnungsschimmer.
Was mir nicht gefaellt: auch in dem schwierigen sozialen Milieu darf es nicht fehlen; das amerikanische "Mom/Dad/Daughter/Son - I love you" - Bekenntnis - ohne dass scheinbar kein US-Film auskommt ( wenn man mal absieht von den Indie-Regiefilmen ).
Im "The Wrestler" nimmt die Stripperin kurz verbal Bezug auf Mel Gibsons Film "Passion Christi". Die physischen Qualen des blutigen Kampfes erinnern stellenweise an Gibsons' Christus Figur - vor allem im dramatischen Hoehepunkt des Films, weil Randy, der Stripperin und dem Kinopublikum klar ist, dass er den letzten Kampf nicht ueberleben wird.
Es ist tragisch: alle drei Hauptfiguren des Films: Randy, seine Tochter und die Stripperin kommen sich zwar etwas naeher, aber eine kleine Irritation genuegt und alles war umsonst.
Randy's Tochter hat ihre Freundin, die da ist, wenn sie nach Hause kommt; die Stripperin ihren Sohn - doch Randy hat keinen Menschen, der nach der Show zuhause fuer ihn da ist. Sein Zuhause ist der Ring, seine Kollegen im Trainigscenter und das Publikum fuer die Dauer des Kampfes.
Auch wenn mir die Figur des Wrestlers zu heroisch angelegt ist - Mickey Rourke hat durch seine physische Praesenz und sein ueberzeugendes Schauspiel, das mit seiner Biografie eng verbunden ist, eine Menge Sympathien fuer "Randy the Ram" ( und damit auch fuer sich ) gewonnen.
Striptease
Cinemoenti (173), 10.08.2010
Rourke legt hier einen Seelenstriptease hin, vor dem ich größten Respekt habe. Wann hat man zuletzt menschliche Abgründe so unprätentiös geschildert bekommen wie hier? Kleinste, banale Handlungen - wie etwa ein Mann, der sich unter eine Sonnenbank legt - erzeugen schon Mitleid. Und das, ohne die Figur lächerlich zu machen: Volltreffer.
It's the singer not the song
Raspa (392), 24.04.2010
Übertragen auf "The Wrestler" heißt das: Mickey Rourkes wegen lohnt es sich, diesen Film anzusehen. Ich mochte ihn eigentlich nie besonders (außer in seiner kleinen Rolle in Penns "Das Versprechen"), hier aber ist er einfach grandios und hat den Oscar verdientermaßen "errungen". Sehr lohnend ist auch das Interview mit ihm auf der DVD, in dem er einige sehr erhellende Einblicke in seine Sicht der Rolle gibt. Der Film an sich ist eher konventionell, hat eine ähnliche Struktur, wie man sie von vielen Filmen kennt, die von Alkoholikern und anderen Gescheiterten handeln. Dass technisch manches unfertig wirkt, ist verzeihlich, wenn man erfährt, dass ein für Hollywood lachhaftes Budget von 5 Millionen Dollar zur Verfügung stand.
Trashstory mit Trashlook
otello7788 (554), 25.07.2009
Okay, Mickey Rourke spielt überzeugend ein Wrack. Es gab auch einige berührende Szenen, vor allem die Geschichte mit seiner Tochter. Aber der Spannungsbogen war doch arg dünn, da das Ende doch sehr vorhersehbar war. Unsägliche Bildqualität, konnte Herr Aronofsky sich noch nicht mal eine ordentliche Videokamera leisten?
überbewertet
sommernacht (22), 08.07.2009
es gibt wenig filme, wo ich rausgehen muss, weil ich es nicht mehr ertrage, dieses mal musste ich für eine zigarettenlänge nach draussen, da ich mich der film so dermaßen langweilte. ich wusste nach 20 minuten wie der film ausgeht und auch die dogma-kamerafürhung konnte es nicht mehr rausreißen, eher im gegenteil. für mich verdeckte die kamera den schlechten film und war das einzige für mich was daran arthouse war. scheitern ist wohl momentan das thema hollywoods und das macht ihn auch nicht besser! von mir kriegt er also, eine sehr vernichtende kritik. ein typischer looserfilm, der sich nett tarnt, aber mir nichts gegeben hat.
Über Lebens Kampf
bodowski (3), 11.05.2009
Eine klasse Story, ein hinreißender Hauptdarsteller, ein bewegender Film. Im Showkampf blieb er Sieger, im Leben kämpft er verzweifelt gegen den Sog nach unten. Im Ring beliebt, außerhalb ausgezählt. Mickey Rourke spielt erschreckend authentisch. Höhepunkt: Das Abwiegen des Deutschen Kartoffelsalats im Delikatessenshop! Mehr wird nicht verraten. Muss man einfach selber sehen - und hören!
Bodowski
Freak Show
Colonia (683), 23.03.2009
Hier komme ich mir im Kino schrecklich voyeuristisch vor. Beobachte ich doch ein Wrack, einen Freak, einen echt kaputten Typen. Randy ?The Ram? Robinson und sein Darsteller Mickey Rourke scheinen eins zu sein. Und das ist das Faszinierende. Keine Ahnung, was zwischen "Angel Heart" und "The Wrestler" mit Rourkes Körper passiert ist. Aber gesund sieht das nicht aus.
"The Wrestler" wäre aber nicht so großartig wie er nun mal ist, wenn es bei der bloßen Freakshow bliebe. Jeder Schlag, den Randy einstecken musste ? Show oder nicht ?, tat mir beim Zusehen weh. Man fühlt mit, man leidet mit, ohne dass die Geschichte in rührseligen Kitsch abdriftet. Rourke ist großartig. Neben dieser enormen körperlichen Präsenz hat mich am meisten die Stimme, die Sprache, die Art zu sprechen (im O-Ton) überrascht.
Der mit kleinem Budget gedrehte Film ist ein ganz großer. Unbedingt ansehen!
Show must go on.
minkapferdchen (28), 17.03.2009
Gestern Abend verliess ich das Kino schwerfällig und kurzatmig. Mehrmals musste ich mich vergewissern dass mit meiner Lunge alles in Ordnung, meine Gliedmassen nicht schwer wie Blei waren und auch mein Herz noch stark und regelmässig pochte. Rourkes physische Präsenz wirkt beklemmend. Der schwere Atem, das angestrengte Sprechen alles scheint zu gross, zu schwer als stecke die fragile Figur in einem viel zu grossen, viel zu schweren Kostüm welches er er sein Leben lang mit sich herum tragen musste und welches nun endgültig zu schwer geworden ist. Dabei wird die Figur nie sentimental überzeichnet sondern bleibt stets echt und nachvollziehbar. Hat mich sehr berührt. Das Ganze. Ansehen!
Macht satt
observer (198), 04.03.2009
Siffige Sporthallen, traurige Nachtclubs und graue Vorstadtparkplätze. THE WRESTLER erzählt mehr über das Leben, die Berufsausübung und den Versuch, privates Glück zu finden, als man zunächst glaubt. Mickey Rourke ist großartig und jede einzelne Sekunde präsent. Selten habe ich einen Film gesehen, der so physisch mit dem menschlichen Körper erzählt und doch eigentlich das Herz meint, das sich in eben diesem aufgespritzten, zur Schau gestellten Körper nach Zuneigung und Stolz sehnt. Das Kinojahr 2009 hat dank WRESTLER, DER KNOCHENMANN, EIN LEBEN FÜR EIN LEBEN und GRAN TORINO wirklich grandios begonnen!
Kein Trash
GEWE (14), 01.03.2009
...wie man zu einer derart undifferenzierten "Einschätzung" kommt, kann wohl nur der eigene "Trash"(-Geschmack?) abschließend beantworten...
The Wrestler ist nämlich ganz großes Arthouse-Kino. Abseits von dem üblichen pathetischen Schrott, den man sonst so als "Filmkunst" serviert bekommt, ist man bei "The Wrestler" ganz nah (an der Realität) dran. Manchmal vielleicht sogar unangenehm nah..., weil der vorgesetzte Spiegel hässlich ist. Natürlich meine ich damit nicht die traurig alternde Wrestling-Community, sondern gewisse Situationen lassen sich mit ein wenig Abstraktionsvermögen (und -willen) durchaus auch auf andere/eigene(?) Lebenssituationen übertragen. Mickey Rourke ist für mich eindeutig der eigentliche diesjährige Oscar-Gewinner (ohne Sean Penns Leistung schmälern zu wollen). Aber, dass die Academy sich mit gesellschafts- / sozialkritischen Filmen oftmals schwer tut, ist seit Fight Club hinlänglich bekannt. Toll, ist der ironische (und gleichzeitig bittere) Humor mit dem "The Ram" sein (selbstverursachtes?) Schicksal erträgt ("ein bisschen mehr... ein bisschen weniger")... und überragend ist auch das ENDE des Films - LANGE nicht mehr eine so geniale Auflösung eines Filmes gesehen! Darren Aronofsky ist als Regisseur (immer) wenig(er) kalkulierbar, aber womit man relativ sicher rechnen kann ist, dass er stets "extreme" Filme macht, und dass er dabei ungewöhnlich (und) gut ist.
Wer DAS (hier) verpasst, ist selber Schuld!
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