The Homesman
USA, Frankreich 2014, Laufzeit: 123 Min., FSK 16
Regie: Tommy Lee Jones
Darsteller: Tommy Lee Jones, Hilary Swank, Miranda Otto, Grace Gummer, Sonja Richter, Hailee Steinfeld, Meryl Streep, John Lithgow, James Spader
>> www.homesman-derfilm.de
Western aus ungewöhnlicher Perspektive
Weites Land
„The Homesman“ von Tommy Lee Jones
Tommy Lee Jones ist vor allem als Schauspieler bekannt – aus „No Country For Old Men“, aus „Lincoln“ und natürlich aus „Men in Black“. Aber er steht auch immer wieder hinter der Kamera. In den letzten 20 Jahren vier Mal – im Kino war er zuletzt mit „Three Burials“ als Regisseur vertreten. Mit „The Homesman“ hat er einen Western inszeniert, der gleich in mehrerer Hinsicht ungewöhnlich ist.
Nebraska, Mitte des 19. Jahrhunderts: Mary Bee Cuddy (Hilary Swank) lebt alleine auf einer Farm in den Great Plains. Die resolute Frau in den frühen Dreißigern bewirtet ihre Farm in der Prärie alleine und unter großer Mühsal. Doch sie ist dem harten Alltag nicht mehr gewachsen, und sie ist einsam. In ihrer Verzweiflung bietet sie sogar dem etwas einfältigen Bobby die Ehe an. Doch der ist von ihrer dominanten Art abgeschreckt und von dem forschen Antrag der Frau entrüstet und verlässt überstürzt das Haus. Sie bleibt alleine zurück. Dass die karge Prärie keine gute Gegend für Frauen ist, zeigen einige bestürzende Ereignisse in der Nachbarschaft. Gleich drei junge Frauen verfallen dem Wahnsinn. Sie sollen nach Osten überführt werden, damit man sich dort um sie kümmert. Als sich keiner der Ehemänner bereit erklärt, übernimmt Mary den Auftrag. Ihr steht der zwielichtige George Briggs (Tommy Lee Jones) zur Seite, den sie zufällig vor dem Galgentod retten kann – nicht ohne dem wimmernden Todgeweihten vorher das Versprechen abzunehmen, sie auf dem Weg zu begleiten. Die ungleiche Zweckgemeinschaft macht sich auf gen Osten und hat dabei allerlei Hindernisse zu bewältigen.
Schon die ersten Minuten sind schon ungewöhnlich für einen Western: Wir sehen karges Farmland und eine Frau, die unter größter Kraftanstrengung völlig alleine das Feld bestellt. Im Farmhaus agiert sie hingegen als Hausfrau, die fegt, putzt und Blumen in die Vase stellt. Mary Bee Cuddy ist eine emanzipierte Frau. Doch sie bezahlt die Selbständigkeit mit ihrer Einsamkeit. Selten hat man in einem Western einen solchen Erzählfokus erleben können. Wenn dann in der ersten Begegnung der beiden Protagonisten Briggs rittlings auf einem Pferd mit Schlinge um den Hals schluchzend die Frau um Hilfe bittet, scheinen die Rollenklischees komplett auf den Kopf gestellt. Letztendlich bleibt es nicht bei diesen klaren Zuschreibungen, doch Tommy Lee Jones nimmt mit seinem Drama stets eine ungewöhnliche Perspektive ein – sei es beim Zusammentreffen mit Indianern, bei der Konfrontation mit neuen Siedlern mitten in der Einöde oder bei Themen wie häuslicher Gewalt. Und er ist immer ganz nah an seinen Figuren. Das verdankt er auch der Präsenz von Hilary Swank: Als Mary einmal den Anschluss verliert und sich in den Weiten der Prärie verirrt, ist sie voller Verzweiflung. Als es dann auch noch beginnt zu schneien, erfasst das Gefühl der absoluten Verzweiflung den ganzen Kinosaal. Man spürt diese trostlose Kälte und einsame Weite des Landes schmerzlich als Abwesenheit von Vertrauen und Geborgenheit.
(Christian Meyer)
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24
Ungewöhnliches Liebesdrama
„Alle die du bist“ im Odeon – Foyer 05/24
Doppelter Einsatz für „Afrika“
Spendenaufruf des Afrika Film Festivals – Festival 05/24