Pearl Harbor
USA 2001, Laufzeit: 183 Min., FSK 12
Regie: Michael Bay
Darsteller: Ben Affleck, Josh Hartnett, Kate Beckinsale, William Lee Scott, Greg Zola, Ewen Bremner, Alec Baldwin, James King, Catherine Kellner, Cuba Gooding jr., Gene Hackman
Was das Vietnam-Trauma für die amerikanische "nach 68-Generation" war , war Pearl Harbour für die 2. Weltkriegs-US-Generation. Der Stachel des japanischen Überraschungsangriffes auf den Flottenstützpunkt auf Hawaii im Jahre 1941 saß tief - der Atombombenabwurf auf Hiroshima letztlich die barbarische und durch nichts zu rechtfertigende Antwort auf die demütigende Niederlage. Hollywood hat sich diesem nationalen Katastrophentag natürlich schon oft gewidmet und neben den üblichen "Krieg-als-Abenteuer"-Varianten auch zwei um eine differenzierte Sichtweise bemühte Filme gedreht: Otto Premingers epische Zustands- und Stimmungsbeschreibung ("Erster Sieg",1965) unter den Amerikanern nach dem verheerenden Angriff und die auf historische Genauigkeit Wert legende Co-Produktion mit Japan "Tora,Tora,Tora" (Regie: Richard Fleischer, Toshio Masuda, Kinji Fukasaku) . Aber nun im Zeichen neuer drohender Rüstungsspiralen prescht Hollywood schon mal im vorauseilenden Gehorsam voran. Patriotismus , Heroismus und einfältigste Vergangenheitsbewältigung sind wieder einmal angesagt, ob es nun um Rassismus in der Armee ("Men of Honor") oder um die Wiederbelebung alter Ängste gegen die Bedrohung aus dem fernen Osten geht. Da wir aber in einer Spaß- und Computergesellschaft leben und es natürlich galt, den bisher teuersten Film ("Titanic") noch zu toppen, übertraf man mit den Original-getreuen Nachbauten der damaligen Flugzeuge und Schiffe dessen technische Vorgaben und "kopierte" gleichzeitig die die Katastrophe umrahmende Liebesgeschichte, die die ganze erste Hälfte des fast dreistündigen Films einnimmt: Die seit Kindertagen unzertrennlichen und der Fliegerei verfallenen Rafe (Ben Affleck) und Danny (Josh Hartnett) melden sich 1941 zur Luftwaffe. Während Rafe sich nach Europa versetzen lässt, um mit den Engländern gegen Deutschland zu kämpfen, werden Danny und Rafes Krankenschwester-Freundin Evelyn (Kate Beckinsale) nach Hawaii abkommandiert. Als Danny und Kate von Rafes Tod erfahren, finden sie durch die Trauer um den gemeinsamen Freund schließlich zueinander. Doch plötzlich steht der Totgeglaubte vor ihnen - und ein neues Kapitel wird aufgeschlagen. Es beginnt mit einem altbekannten (Western-)Klischee, dem Faustkampf um eine Frau, die sich längst entschieden hat, mündet in ein weiteres, den selbstredend erfolgreichen Luftkämpfen der beiden , versöhnten jungen Helden gegen die eigentlich übermächtigen japanischen Piloten und endet mit der zweiten "Witwenschaft" Evelyns. Dazwischen können die Computer-Animateure zeigen, was sie gelernt haben, bringen grimmig dreinschauende Schlitzaugen einen Hauch von kaltem Krieg zurück und stakst Ben Afflek so steif wie eh und jeh über die Leinwand, dass man sich wundert, warum sich Kate Beckinsale nicht von Anfang an in den ungleich charmanteren Josh Hartnett verliebt hat. Zudem spielt die von Kenneth Branagh einst in "Viel Lärm um nichts" für die Leinwand entdeckte Engländerin ihre Kollegen bei jedem gemeinsamen Auftritt glatt an die Wand, was der eigentlich auf drei Charakteren aufgebauten Handlung jede innere Spannung nimmt. Und da auch die Nebenfiguren wie der unvermeidlich politisch-korrekteSchwarze (Cuba Gooding Jr. in seiner offensichtlichen "Paraderolle") genauso eindimensional bleiben, wie die Regie sich uninspiriert, die Musik (Hans Zimmer) sich aufdringlich und Produzent Jerry Bruckheimer sich nur mit starrem Blick aufs Geld gibt, bleibt nicht viel mehr als ein penetrant auf die Tränendrüsen drückendes Wehrertüchtigungs-Abenteuer übrig.
(Rolf-Ruediger Hamacher)
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