Im Westen nichts Neues (1930)
USA 1930, Laufzeit: 136 Min., FSK 12
Regie: Lewis Milestone
Darsteller: Lew Ayres, Louis Wolheim, John Wray, Arnold Lucy, Ben Alexander
Kriegs- / Antikriegsfilm
Matt513 (266), 07.08.2022
Im Anschluß an Mendes' 1917 habe ich mir Lewis Milestones Klassiker noch einmal komplett angeschaut. Es sind diese Aspekte, die ihn als großartigen, wichtigen Antikriegsfilm und dann gleichzeitig eigentlich auch als ebensolchen Kriegsfilm auszeichnen:
Einerseits schlägt er den kompletten Bogen von dem Klassenzimmer, aus dem die jungen Pennäler mit der Lüge vom heroischen Soldatenleben (und -tod!) weg in die Mahlwerke des Krieges gelockt werden, über die Gräben, Bunker und Schlachtfelder mit all ihren Schrecken, Traumata und Entbehrungen, bis zurück in ebenjenes Klassenzimmer. Dort wird dem nächsten Jahrgang vom selben Lehrer dieselbe Lüge serviert. Bäumer, der ehemalige Pennäler, nun desillusionierter Veteran tritt ein und bereut seine Entscheidung, diesen Wahnsinn jemals mitgemacht zu haben. Und die Jungen verurteilen ihn dafür. Wie sollten sie es auch besser wissen?
Auch Oliver Stones eindringlicher Geboren am 4. Juli bebildert diesen Bogen, ebenso wie Hannes Waders Es ist an der Zeit die Quintessenz formuliert. Es ist diese infame Mechanik, mit der kriegführende Nationen seit jeher ihre Sprößlinge drankriegen, doch bitte anstelle der weiter hinten in Deckung sitzenden Befehlshaber ins Feuer zu marschieren. Den Hinweis aufs aktuelle Geschehen spare ich mir.
Mit all diesem im Kopf muß andererseits und rein cineastisch die Darstellung des Kampfes auf dem offenen Feld gewürdigt werden. Milestone gelingt es, mit einer für die damalige Zeit unerhörten Mischung aus Kameraführung, Schnitt und Ton (vor allem die unablässig pfeifenden Granaten) die ganze nervenzerreißende Dynamik eines ja in Echtzeit ablaufenden Waffenganges einzufangen. Die Zuschauer damals in den Kinos muß dies schier überrollt haben. Man muß immer dran denken, der Film ist Schwarz-weiß und aus den Dreißigern des letzten Jahrhunderts. Eine ähnliche Dramatik konnte miit Wege zum Ruhm knapp zwei Jahrzehnte später auf die Leinwand gebannt werden. Aus der Erinnerung heraus sind mir hier jedoch eher die Totalen beim Sturm sowie die Kamerafahrten durch den Schützengraben in Erinnerung. Hab ihn länger nicht mehr gesehen.
Stets hatte ich geglaubt, bei dem Film hier handelte es sich im ein deutsches Werk, nicht zuletzt auch weil er diesen Look einer klassischen UFA-Produktion besitzt. Umso überraschender dann für mich, daß man sich in Hollywood nach dem 1. Weltkrieg nicht nur der Buchvorlage eines Deutschen angenommen, sondern daraus solch einen aufwendigen Film gemacht hatte. Es spricht für die universale Botschaft von Remarques Roman, diesem Fanal gegen den Krieg, daß dies eben so geschah. Die Revanchisten in seiner Heimat freilich, die eh den Ausgang des Kriegs nicht verwinden konnten, machte er sich damit zu Feinden. Nur wenige Jahre später brannten seine Bücher auf den Scheiterhaufen des rechten Pöbels.
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