Baran
Iran 2001, Laufzeit: 94 Min.
Regie: Majid Majidi
Darsteller: Zahra Bahrami, Hossein Abendini, Mohammad Amir Naji, Abbas Rahimi, Gholam Ali Bakhshi, Hossein Mahjoob
Ambitioniert, aber fremd
Colonia (683), 28.03.2005
Illegale Arbeiter auf dem Bau, Afghanen im Iran, Probleme wie überall auf der Welt und doch ganz anders. "Baran" ist mir fremd geblieben.
Überraschend!
sonnenman76 (19), 09.04.2003
Wer weiß schon was im Iran los ist? Üblicherweise setzt da die mir eigene BlackBox ein: Folter, Gefängnis, irgendwelche Mullahs, überall rumwuselnde Menschen.
Um diese BlackBox ein wenig zu erleuchten sollte Mensch in diesen Film gehen. Das ist zwar kein Dokumentarfilm, aber man bekommt doch einen guten Eindruck.
Die Story, die Darsteller: Alles zentral menschlich. Der Film kommt aus ohne aufwendige Panoramen, ohne dicke teure Autos, und er fokussiert auf das Innenleben eines "halbstarken" jungen Iraners.
Anfangs wird das soziale Miteinander unter den Bauarbeitern thematisiert. Sie kommen aus dem Iran oder - wie ein guter Freund des Protagonisten aus Afghanistan, daher allerdings als Flüchtlinge, die NICHT arbeiten dürfen. Sie tun es dennoch, weil wovon sollen sie sonst leben? Als sich der beste Freund nun bei einem Sturz das Bein bricht, muss dessen kleine Tochter ran. Da allerdings nur männliche Zeitgenossen dort arbeiten dürfen, verkleidet sich diese als Junge.
Anfänglich bricht ein neidvoller "Arbeitsplatzkampf" zwischen dem Protagonisten und der jungen Dame (für ihn ein Junge als Konkurrent) aus, der mit der Entdeckung dessen Weiblichkeit in "Beschützergehabe" und Verliebtheit umschlägt. Doch soviel sei verraten: Das heißt noch nicht Friede, Freude, Eierkuchen.
Ein sehr menschlicher Film, der die Augen des Zuschauers auf das soziale Miteinander und die Verfolgung von Träumen lenkt, auch wenn die Träume nicht erreichbar scheinen. Allein schon sehenswert wegen der Schlichtheit und des damit Erzielten!
Sympathisches Märchen
Olga (3), 28.02.2003
Die Kulisse der Baustelle hat viel Atmosphäre und mutet teilweise surreal an. Hier arbeiten und leben die meisten der Protagonisten. Hier wird geschwitzt, geflucht und gefeiert.
Ein idealer Hintergrund, vor dem die Charaktere der zentralen Figuren liebvoll herausgearbeitet werden.
Der junge Latif wird durch die Begegnung mit Baran zum Spielball seiner eigenen Gefühle. Zuvor sparte er noch heimlich so gut es ging, um später dem Leben als Tagelöhner entfliehen zu können. Jetzt gibt er alles her, um Baran's krankem Vater zu helfen und sich ihr so zu nähern. Als er nichts mehr hat, verkauft er sogar seinen Pass und damit (zumindest formal) auch sich selbst. Nach dem Motto "tue gutes und schweige dazu" schenkt und leiht er stets heimlich oder versteckt sich hinter einem anderen vermeintlichen Gönner.
Majid Majidi schreibt keine Interpretation vor, sondern überlässt es dem Zuschauer: Ist Latifs heimliche Aufopferung falsche Bescheidenheit oder Gottvertrauen? Waren die Opfer Latifs vergebens oder wiegt die letzte Begegnung mit Baran alles auf?
Der Film bewahrt sich eine märchenhafte Leichtigkeit, trotz der schwierigen Lebensumstände der Arbeiter, geprägt von Ungerechtigkeit und Ausbeutung sowie der aussichtslosen Liebe Latifs.
Das sich (für mich als "Wessi") dabei trotz mancher Andersartigkeiten, kein Gefühl von Exotik oder Kulturschock einstellt, sondern vertraute Muster abzeichnen, empfand ich als besonderes Verdienst des Regisseurs.
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