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Jacopo Tintoretto und Werkstatt, Salomo und die Königin von Saba, um 1546–1548, Öl auf Leinwand, 151 x 238 cm, Bob Jones University Museum and Gallery, Greenville, South Carolina.
Foto: © Bob Jones University Collection

Ein genialer Maler

30. November 2017

Tintoretto mit seinem Frühwerk im Wallraf-Richartz-Museum – kunst & gut 12/17

Was für eine Malerei und was für eine Wucht der Schilderung! Tintoretto, der als Jacopo Robusti 1518 oder 1519 geboren wurde, ist einer der Weltstars der venezianischen Renaissance. Zur Virtuosität und damaligen Modernität seiner Malerei kommt sein Gespür für die drängenden Themen seiner Zeit; Resonanzfläche ist die Handelsmetropole nahe am Mittelmeer. Soziale und religiöse, mythologische und erotische Schilderungen liegen in neuartigen Bildlösungen vor, das betrifft etwa die atemberaubenden Betrachterpositionen und die Dynamik der Figuren und deren raumbezogene Staffelung in Verbindung mit der Zentralperspektive. Hinzu kommt Tintorettos feiner Kolorismus mit dem Gespür für die Licht- und Schattenwirkungen, die noch das Frappierende des Realismus steigern.

Alles das liegt bereits in seinem Frühwerk vor, und auf dieses konzentriert sich nun die Kölner Ausstellung aus Anlass seines 500. Geburtstags und vor dem Hintergrund der eigenen Sammlungsbestände. Sie widmet sich damit zugleich etlichen bis dahin offenen Fragen der Zuschreibung und Datierung der Gemälde. Tintoretto, der in Werkstätten, also unter künstlerischem Einfluss gelernt hatte, war schon als junger Künstler gefragt und bediente sich dazu aller Register, um sein malerisches Pensum zu schaffen. Dazu gehörte schließlich die eigene Werkstatt; das konnte so weit gehen, dass Tintoretto lediglich einzelne entscheidende Partien – etwa nur ein Gesicht – selbst gemalt hat, jedoch stammt die Konzeption von ihm. Eine wichtige Rolle kommt bei all dem Giovanni Galizzi zu, der als frühester Mitarbeiter in Tintorettos Betrieb belegt ist und dessen Stil eindeutig in etlichen von Tintorettos Gemälden festzustellen ist. Dabei ist nicht immer klar, ob es sich nicht überhaupt ganz um Bilder von Galizzis Hand handelt: Bei der Klärung derartiger Fragestellungen hat sich das Wallraf-Richartz-Museum des ganzen Instrumentariums wissenschaftlich vergleichender und restauratorischer Recherche und des Netzwerks an Spezialisten bedient.

Die Ausstellung vermittelt noch diese Spurensuche. Wer das Glück hat, mit dem Kurator Roland Krischel durch die Säle zu gehen, erfährt etliches über die Komplexität der Bilder mit ihren gegenseitigen Verweisen und Anleihen. So lässt sich etwa aus der Malerei eines vom Schlaf zur Seite gedrückten Büschels Haare eine große Vertrautheit des Malers zum Porträtierten schließen, was die Vermutung unterstützt, beim „Weißbärtigen Mann“ aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien könnte es sich um den Vater des Malers handeln. Dazu ist die Ausstellung in Kapiteln nach Motiven und malerischen Verfahren gegliedert. Neben den Porträts ist den Frauendarstellungen ein Raum gewidmet. Ein eigenes Thema bilden auch die Inszenierungen aus Kulissen und Bühnenräumen mit Figurengruppen, die auf Plätzen, umgeben von Architektur, angeordnet sind. in der Art, wie die Akteure gestikulieren und sich zueinander verhalten, erweist sich Tintoretto als brillanter Geschichtenerzähler. Ein Glücksfall ist, dass das Wallraf-Richartz-Museum aus seiner Sammlung das dazu passende, zeitgleiche Gemälde von Paris Bordone „Bathseba im Bade“ zeigt. Thematisiert wird in der Ausstellung aber auch, wie Tintoretto mit malerischen Mitteln Plastizität und Körperlichkeit zum Ausdruck bringt. Er modelliert die Figuren auf der Bildfläche geradezu dreidimensional aus. Sie sind quasi von Luft umgeben anstatt miteinander zu verschmelzen: Diese Figurenauffassung mit ihren Bewegungsimpulsen steigert die Lebensnähe der Darstellung.

Zu den Bildern, die im Rahmen der mehrjährigen Ausstellungsvorbereitungen Tintoretto zugeschrieben werden konnten, gehört auch das „Liebeslabyrinth“ als „Allegorie auf das menschliche Leben“, das in mehreren Ansätzen mit wechselnden, unbekannten Mitarbeitern in Tintorettos Atelier geschaffen wurde. Die dazu vergleichend gehängten Bilder repetieren oder variieren einzelne Stellen – etwa die architektonischen Konstruktionen im Hintergrund – und lassen so die unterschiedlichen Handschriften erkennen. Der Maler aber, der alles zusammenhält, ist Tintoretto.

Tintoretto – A Star Was Born | bis 28.1. | Wallraf-Richartz-Museum | 0221 22 12 11 19

THOMAS HIRSCH

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