Fabrikhallen lösen bei der Kultur seit Jahrzehnten Beißreflexe aus. Wo auch immer einige hundert Quadratmeter ummauerter Raum leerstehen, schlägt die Kunst der Architektur die Reißzähne in die Flanken. Auch wenn auf diese Weise das ein oder andere Schmuckkästchen gerettet worden ist, die derart akquirierten Räume bergen Tücken. Die Mischung aus Denkmalschutz, Sanierungsbedarf und fehlenden Mitteln macht aus vielen Projekten ein Minenfeld. Dass manchmal am langen Ende trotzdem ein Happyend stehen kann, zeigt die Orangerie in Köln.
Das Gebäude im zentral gelegenen Volksgarten diente ursprünglich als Villa des Kölner Gartenbaudirektors. Nach seiner Teilzerstörung im 2. Weltkrieg wurde es als Gewächshaus genutzt. Vor mehr als zwei Jahrzehnten „annektierte“ es dann die freie Szene als Proben- und Spielort. Durch seine variable Raumstruktur, die Deckenhöhe und das Garten-Ambiente hatte die Orangerie schnell viele Fürsprecher. Doch ohne Folgen für den morbid vor sich hinkümmernden Bau, der im Winter lange nicht bespielbar war. Jetzt ist Schluss mit dem zweifelhaften Charme des Verfalls. Es soll endlich ein neuer Foyeranbau errichtet werden, der den Bühnenbereich erheblich vergrößern wird, erläutert Marko Berger, der Künstlerische Leiter der Orangerie. Dach und Dachgeschoss werden erneuert, neue Fenster eingebaut und eine Gastronomie im Keller eingerichtet. Geplant sei außerdem, so Berger, neue Künstlergarderoben einzurichten und die Büros unters Dach zu verlegen. Der Startschuss für die Baumaßnahmen ist für spätestens 2019 geplant. Die Sanierung soll in Modulen über die Bühne gehen. Derzeit sei man in der Detailplanung, so Berger, und stimme sich mit den sechs (!) beteiligten Ämtern der Stadt ab.
Und genau da lag lange das Problem: Die Orangerie steht unter Denkmalschutz, wird aber vom Kölner Grünflächenamt verwaltet und vom Kulturamt genutzt. Eine kulturpolitische Ratingagentur würde hier ein Triple CCC für Zuständigkeitswirrwarr vergeben. Seit 2004 kämpfte der gemeinnützige Betreiberverein der Orangerie um die Generalsanierung, ließ auf eigene Kosten eine Planung anfertigen und holte das Land NRW ins Finanzierungsboot. Billiger und bequemer hätte es die Stadt kaum haben können. Doch Kölner Politik und Verwaltung hätten sich für 15 Jahre auf eine kulturelle Nutzung der Orangerie festlegen müssen – und sagten ängstlich „Njet“. So blieb es zunächst bei Ausbesserungsarbeiten an Gewölbe, Dach und sanitären Anlagen, die den offensichtlichen Verfall allenfalls eindämmten. Warum jetzt nach 14 Jahren plötzlich ein Ruck durch die schwarz-grüne Koalition im Kölner Rathaus ging, ist unerfindlich. In einer dunklen Haushaltsecke jedenfalls wurden 1,8 Mio. Euro entdeckt, die nun für die Generalsanierung bereitstehen. Die Städtebaufördermittel des Landes stehen zwar nicht mehr zur Verfügung, dafür streichen Kölner CDU und Grüne nun den Ruhm als Förderer der Kölner freien Szene alleine ein. Solange es der freien Szene nutzt…
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