Wenn, wie kürzlich zu lesen, die USA und Europa sich in Konkurrenz mit China Afrika zuwenden wollen, dann ist Schlimmstes zu befürchten. Denn schon die Gegenwart ist mehr als besorgniserregend. Das Bonner fringe ensemble und das burkinische Ensemble Qu’on sonne & voix-ailes zeigen das am Beispiel der Baumwoll-Produktion. In einem kurzen Intro mit Gesang lassen Eléonore Kocty, Leger Christian Dah und Anthony Kibsa Ouédraogo die gnadenlose Zerstörungspolitik der Baumwollproduktion Burkina Fasos durch IWF und Weltbank Revue passieren – perkussiv unterstützt durch den Musiker Marcel Balboné. In einem dramaturgischen Hammelsprung wechselt die Produktion dann hin und her zwischen der ökonomischen Situation in Burkina Faso und dem legendären Etablissement des titelgebenden „Cotton Club“ während der sog. Harlem Renaissance, dieser afroamerikanischen Aufbruchsbewegung in den 1920ern.
Man sieht Interviews mit früheren Arbeitern der Baumwollindustrie, eine Szene mit Säcken voller Klamotten verweist auf den riesigen Secondhand-Markt in Ghana. Andererseits wird auf den Cotton Club und die Harlem Renaissance mit Lyrik von Langston Hughes oder Georgia Douglas Johnson verwiesen – doch die historischen Zitate durch die Performer:innen Laila Nielsen und David Fischer wirken eher etwas retardierend. Politische Wucht bekommt der Abend gerade durch den drängenden Stil des burkinischen Ensembles – durch die Songs, die synchron nachgesprochenen Filminterviews oder das epische Langgedicht über den „Integren Menschen“, die Regisseur Frank Heuel geschickt montiert. Nichtsdestotrotz ein emotional aufwühlender Abend.
Cotton Club | R: Frank Heuel | weitere Termine in Planung | Theater im Ballsaal | fringe-ensemble.de
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