Man denkt an Kindergeburtstage. An einen schäbigen Zirkus. An miese und billige Witze. Die Figur des Clowns hat schon seit einiger Zeit nicht mehr den allerbesten Ruf. Doch so wie der Zirkus sich transformiert und zahlreiche Ableger gebildet hat, so ist auch der Clown nie ganz verschwunden, sondern hat sich neue Ausdrucksformen gesucht: Die Horrorclowns sind nur eine davon.
Die junge Kölner Gruppe boy:band setzt sich in ihrem ersten Stück mit dem Phänomen des Clowns und seiner Theatertauglichkeit auseinander. Ausgangspunkt war, so Regisseurin Isabella Kolb, eine ganz persönlich Begegnung. Eine Freundin, die mit der Familie Rivel verbunden ist, erzählte, dass der berühmte Clown Charlie Rivel Anhänger des spanischen Faschismus gewesen sei und Geburtstagstelegramme an Hitler verfasst habe. Das Interesse war plötzlich geweckt und mit Hilfe eines Stipendiums des Fonds Darstellende Kunst hat sich die Gruppe auf eine Recherchereise durch die Geschichte der Clownerie gemacht. „Wir versuchen herauszufinden“, erzählt Isabella Kolb, „was den Clown ausmacht und wie das mit dem Theater zusammenkommt“. Auch der Clown hat schließlich eine Historie; er ist zwar eng verbunden mit Narren, Harlekinund Schelm– aber den klassischen Zirkusclown gibt es eigentlich erst, seit es den Zirkus gibt, also seit dem 18. Jahrhundert.
Isabella Kolb charakterisiert den Clown mit der Gleichung „Gefühl umgemünzt in Körper und Mimik“. Der Theaterabend will aber nicht Clownsfiguren imitieren, sondern setzt sich mit ihnen eher diskursiv auseinander. Das hat auch seinen Grund in einer grundsätzlichen Frage nach der Komik. „Wir haben schnell gemerkt“, so die Regisseurin,„dass wir Clowns selten lustig finden“ – zumindest in ihrer klassischen Version. Es gebe auch zeitgenössische Versionen wie den Horrorclown Pennywise oder die Bewegung der Juggalos, die sich im Gefolge des Rap-Duos Insane Clown Posse gebildet hat,oder das Phänomen der Clown Call-Apps. Verschwunden ist der Clown also bis heute nicht. Für die Gruppe boy:band ist die Auseinandersetzung mit demThema laut Isabella Kolb letztlich auch ein Weg, sich grundsätzlich über Formen des Theatralischen, über Komik, über eine eigene Ästhetik Gedanken zu machen.
Clowns | R: Isabella Kolb | 1. (P), 2., 3., 4.6. je 20 Uhr | Außenspielstätte im Technologiepark (Tanzfaktur) | 0221 470 45 13
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