Schon im Begriff „Freie Szene“ kommen die Ambivalenzen der scheinbar unabhängigen Kultur zum Ausdruck. Denn während künstlerisch die Türen für Experimente geöffnet sind, steht man ohne die Förderung der öffentlichen Hand auf Treibsand. Keine Stadt in Deutschland punktet in Sachen Attraktivität so deutlich mit ihrer Freien Szene wie Köln. Trotzdem bleibt ihre Existenz prekär. Prekär, weil sie nur auf Zuruf existiert. So schien sich etwa die vor zehn Jahren gegründete TanzFaktur in Deutz stetig als ein Zentrum der Szene zu etablieren. Sie wurde nicht alleine zum unentbehrlichen Standort für Kölner Gruppen und für internationale Gastspiele, sondern beheimatete darüber hinaus das Theater Der Keller und Teile der Studiobühne, die beide ins Interim gerutscht waren. Nun klagt Slava Gepner, Leiter der Faktur, dass mit dem Ende der Zuwendungen durch den Tanzpakt, der national zum Neustart Kultur beitragen sollte, das Land NRW keine Förderung mehr in Aussicht stellt. Gleichzeitig hat die Kämmererin der Stadt Köln noch nicht entschieden, mit welchen Zuwendungen die Kunst und Kultur am Rhein in Zukunft zu rechnen hat.
Wem diese Aussichten nicht dunkel genug sind, kann sie mit einigen Details zusätzlich einschwärzen. Denn es fehlen auch Ansprechpersonen, da das Kulturamt noch ohne Leitung dasteht und das dortige Theater- und Tanzreferat nicht besetzt ist. Immer noch nicht genug? Im November wird die Orangerie – der andere wichtige multiple Spielort der Freien Szene – wegen Renovierung den Betrieb einstellen. „Auch wir werden schließen, wenn nichts mehr geschieht“, erklärt Slava Gepner. Dabei kann er sich kaum retten vor Anfragen der Festivalbetreiber. Deren Liste reicht für die kommende Spielzeit vom 15 Minuten Festival der Studiobühne über das Festival Acht Brücken, das Festival Tanz NRW, das Sommerblut Festival, Afri Cologne, das Circus Dance Festival und das Theaterfestival Impulse. Die Reihe ließe sich noch fortsetzen. Aber zunächst wird die Kölner Tanzszene ab dem 2. Oktober beim (Rh)einfach Fest eine Auslese ihrer Produktionen zeigen, zu denen die vielfach ausgezeichneten Choreografien von Tim Behren und seinem Overhead Project sowie eine Premiere von Bibiana Jiménez gehören.
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