Bei der diesjährigen Ausgabe der KalkKunst präsentieren 29 Teilnehmer:innen ihre Arbeiten unter dem Motto „Que(e)rfeldein“ rund drei Wochen lang in 17 Ausstellungsstätten. Ein Gespräch mit Künstlerin Rike Hoppse und Mitorganisatorin Lea Geraedts.
choices: Lea, die aktuelle Auflage der KalkKunst unter dem Motto „Que(e)rfeldein“ findet im Gegensatz zu vergangenen Ausgaben „nur“ im Stadtteil Kalk statt. Angedacht war die Etablierung des Events im ganzen Bezirk. Was sind die Ursachen für die Veränderung?
Lea Geraedts: Das liegt daran, dass wir früher ein größeres Team waren. Die KalkKunst darf sich auch wieder in diese Richtung entwickeln, es gab aber personelle Veränderungen. Wir sind jetzt nur zu dritt im Organisationsteam.
Rike, du bist eine der Künstlerinnen. Was zeigst du?
Rike Hoppse: Ich präsentiere meine Rauminstallation, ein alter fünfmal zwei Meter großer Blumen-Verkaufswagen, den ich umgebaut habe. Ich nenne ihn Mobile Künstler:innenkabine. Er kann für unterschiedlichste Veranstaltungen genutzt werden. Die MoKk steht im Hinterhof der Abenteuerhallen Kalk.
Was passiert in diesem Objekt?
RH: Darin möchte ich queerfeministischen Perspektiven einen Raum geben, in dem unterschiedliche Menschen miteinander kommunizieren. Im Idealfall entsteht eine temporäre Gemeinschaftsbildung. Der Anhänger hat große Fenster. Darin stelle ich auch kleine Sammelkästen, zum Beispiel mit Steinen oder Roststücken aus.
Was verbindest du mit Rost?
RH: Den Rost im eigenen Körper, aber auch rostige Systeme.
Wie gehst du mit deinem Rost um?
RH: Ich versuche nicht, ihn zu ignorieren. Das wäre wie die Auftragung von Anti-Aging-Creme. Ich versuche, meinen Rost zu pflegen und zuzulassen. Es gibt auch rostige Gedanken.
Was verstehst du unter Gemeinschaftsbildung?
RH: Wir leben in unseren Bubbles, in unseren Komfortzonen. Ich versuche, im Anhänger unterschiedliche Veranstaltungen zu organisieren. Vermittelt werden soll die Erfahrung von Gemeinschaft. Der Vorteil des Anhängers ist seine Mobilität. Er kann an den unterschiedlichsten Orten stehen.
Hast du schon Pläne über die KalkKunst hinaus?
RH: Es bestehen Kontakte zu mehreren Initiativen. Nächstes Jahr kommt es in der MoKk eventuell zur Präsentation von Kurzfilmen und Bastel-Workshops für Kinder und Erwachsene. Ich kann mir auch Lesungen vorstellen.
Welchen Status hat Kalk als Kunstort? Er ist eher als Arbeiterstadtteil bekannt.
RH: Aus meiner Perspektive ist es ein Stadtteil, an dem die Kunst weniger gesehen wird. Es gibt hier Orte, die keine offiziellen Kunststandorte sind. Das sind keine elitären Räume. Es wohnen viele Kunstschaffende hier und es gibt viele Atelierräume, weil die meistens noch günstiger sind als anderswo.
LG: Solange die Kunst von oder mit den Menschen hier gemacht wird, sollte Kalk ein Kunststandort sein, denn es gibt sicherlich viel zu erzählen.
Gibt es in den Werken, die während der KalkKunst ausgestellt werden, politische Statements der Künstler:innen?
LG: Es gibt eine große Bandbreite an Werken von dekorativen Bildern bis hin zu Arbeiten mit klar queerfeministischen Standpunkten.
Gibt es einen Austausch oder Kooperationen mit anderen Kunstmeilen in der Stadt?
LG: Eher nicht, aber es wäre sicherlich eine gute Idee für die Zukunft.
Dass die Künstler:innen motiviert sind, bei der Veranstaltung mitzumachen, liegt auf der Hand. Wie schwierig oder einfach war es, Aussteller:innen dafür zu gewinnen?
LG: Viele sind schon lange dabei. Wir stoßen da auf regelmäßiges Interesse. Alle machen gerne mit.
Abschließend noch eine sinnliche Frage. Mit welcher Farbe, welchem Klang oder welchem Geruch assoziiert ihr euren Stadtteil Kalk?
LG: Mit dem malzigen Geruch der Brauerei und dem lauten Durcheinander von Verkehrslärm und Menschen.
RH: Ich weiß nicht, wie ich diese Vielheit ausdrücken kann. Es sind volle Straßen, viele Menschen, die unterwegs sind. Manchmal ist es wie ein neonfarbenes Muster.
18. KalkKunst 2023 | 21.10.-10.11. | div. Orte in Köln-Kalk | Eintritt frei | www.kalkkunst.de
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