Der chinesische Künstler Ai Wei Wei erzählt in „Zodiac“ von seinem Leben und seiner Kunst. Dafür hat er sich mit der italienischen Kuratorin und Autorin Elettra Stamboulis und dem Zeichner Gianluca Costantini zusammengetan. Unterteilt in die chinesischen Tierkreiszeichen mäandert Ai Wei Wei durch sein Leben – von den harten Anfängen als Kind seines unter Mao verbannten Vaters, dem Dichter, Maler und Regimekritiker Ai Qing, mit dem er fünf Jahre ohne viele Worte oder Berührungen in einer Erdhöhle leben musste, über die Studienzeit in New York, die Repressalien und Verhaftung als Regimekritiker unter der chinesischen Regierung nach seiner Rückkehr in die Heimat bis zu seiner Zeit in Berlin und England. Das alles bespricht er in der in zarten Bleistiftstrichen gehaltenen Graphic Novel vor allem mit seinem Sohn, dem er von Kunst, Moral und Idealen erzählt (Knesebeck).
Auch hier spielt die Kunst eine Rolle: In „Scum. Die Tragödie von Valerie Solanas“ folgen Théa Rojzman und Bernardo Muñoz dem Leben der radikalen Feministin und Autorin Valerie Solanas, die vor allem durch ihr Attentat auf Andy Warhol im Jahr 1968 berühmt geworden ist. In desolaten Verhältnissen aufgewachsen, vom Vater missbraucht, gelingt Solanas dennoch der Schulabschluss und das Studium der Psychologie. Sie schrieb ein Theaterstück und ihr legendäres S.C.U.M.-Manifest „zur Vernichtung der Männer“. Zwischen Prostitution, Obdachlosigkeit und Drogenabhängigkeit entwickelte ihr kluger Kopf zunehmend Wahnvorstellungen und Verschwörungstheorien. Der Comic zeichnet das Leben der ungewöhnlichen Frau als deliriöse Schizophrenie-Story nach (bahoe books).
Wie Menschen zu Befürwortern einer Diktatur werden, erzählt Tobi Dahmen in seiner nach „Fahrradmods“ abermals opulenten Geschichte „Columbusstraße“. Dieses Mal nicht autobiografisch, aber als „Eine Familiengeschichte 1935 – 1945“ biografisch, hat Dahmen die Geschichte seiner Familie während des Faschismus in Deutschland aufwendig recherchiert. Anschaulich schildert er, wie auch zunächst widerständige Geister schließlich der Masse folgen. Dabei hat jede:r seine eigenen Gründe, sich dem Massenwahn anzuschließen und seine eigene Strategie, sich moralisch aus der Verantwortung zu nehmen. Ein beeindruckendes Werk, das eine Fortführung erhalten wird (Carlsen).
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