Zwei sehr besondere Comic-Anthologien widmen sich der Vergangenheit und der Gegenwart. „Stell Dir vor – Comics über die Nachkriegszeit“ basiert auf der Sammlung des Pfarrers Werner Abresch. Der hat ca. 2000 Kriegsutensilien gesammelt, die Menschen nach dem Krieg zu zivilen Zwecken umfunktioniert hatten: Stahlhelme wurden zum Sieb, Fallschirmstoffe oder Fahnen zu Kleidung, Patronenhülsen zu Vasen. Das Projekt, initiiert vom Comiczeichner Tobi Dahmen („Fahrradmod“; „Columbusstraße“) und Kurator Jakob Hoffmann, wurde mit dem Haus der Geschichte NRW, das die Sammlung Abresch angekauft hat, realisiert. In der Anthologie findet man weitere Kurzcomics von Dahmen, Mikael Ross, Julia Bernhard, Melanie Garanin, Volker Schmitt und Julia Zeijn (avant-verlag).
Eine zweite Anthologie stellt die Frage „Wie geht es Dir?“. Eine Gruppe von Zeichner:innen um Barbara Yelin („Irmina“; „Emmie Arbel“) hat „Sechzig gezeichnete Gespräche nach dem 7. Oktober 2023“ mit Menschen, die Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit, Rassismus und Hass ausgesetzt sind oder sich mit diesen Themen beschäftigen, gefühhrt. Pro Gespräch gibt es eine Seite. Das Projekt macht durch die scheinbar einfache Frage Ängste und Sorgen, Trauer und Verlust sichtbar. Die Vielgestaltigkeit der Interviewten und Themen spiegelt sich in den unterschiedlichen künstlerischen Stilen wider (avant-verlag).
Ken Krimstein ist u.a. für seine Graphic Novel „Die drei Leben der Hannah Arendt“ bekannt. In „Einstein in Kafkaland“ betrachtet er die wahrscheinliche kurze Begegnung von Einstein und Kafka im Jahr 1911 in Prag. Einstein bastelt noch an seiner Relativitätstheorie und schlägt sich mit Gravitation und Beschleunigung herum, Kafka steht kurz vor seinem bahnbrechenden Werk „Das Urteil“. Mit viel Witz und Sinn fürs Absurde lässt Krimstein die beiden ins Gespräch kommen über den Menschen, die Welt, den Kosmos. (Kjona).
Der in seiner Heimat Finnland sehr erfolgreiche Comiczeichner Ville Ranta erzählt in „Wie ich Frankreich erobert habe“ von seinem Versuch, Erfolg im Traumland für Comicschaffende – Frankreich – zu haben. Doch einfach ist das nicht, vor allem als Nicht-Franzose. Und so begibt er sich in die Bettelhaltung und muss sich später fragen, warum. Ein ernüchternder Comic, dessen Humor recht schwarz geraten ist (Reprodukt).
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