Igor Kordej erzählt in „Texas Kid, mein Bruder“ nach einer Kurzgeschichte von Darko Macan die Leiden eines Comiczeichners, der im Schatten seines berühmten Vaters steht. Doch nicht nur der Vater ist abweisend, auch dessen fiktiver Cowboy-Held Texas Kid, mit dem er berühmt geworden ist. Der steht plötzlich vor ihm und will ihm den Platz neben seinem Vater streitig machen. Mit Unterbrechungen hat Kordej fast 15 Jahren an der Geschichte gezeichnet, so dass sich – wie er selber im Nachwort anmerkt – der Stil der Schwarzweiß-Zeichnungen etwas verändert hat. Doch der wechselt eh, ebenso wie die absurde Story bis zum verrückten Plot-Twist am Ende einen in Atem hält (avant verlag).
Das Ende von „Texas Kid“ passt ganz gut zu „Die große Illusion“ von Alessandro Tota. Der erste Band der Geschichte – „New York, 1938“ – erzählt davon, wie die junge Roberta als Landei nach New York kommt, bei den Kommunisten landet und von einem Abenteuer ins nächste stolpert, bis sie ihrem Traum als Autorin nahekommt. Tota hat seiner Heldin imaginäre Superheld:innen zur Seite gestellt, nicht nur dadurch ist sein Blick auf die frühe Comic-Industrie turbulent, divers und voller Energie. Die Fortsetzung kann zurecht mit Spannung erwartet werden (Reprodukt).
Für Michèle Fischels war die Entstehung ihres Debüts vielleicht nicht ganz so turbulent wie für Roberta … aber wer weiß: In „Outline“ erzählt sie von den letzten Schultagen vor dem Abi, von Freundschaft, Liebschaft und dem Auseinanderleben, wenn Lebensabschnitte wechseln. Ihr schwungvoller, detaillierter Erzählstil lässt mit einigen Ellipsen Raum für atmosphärische Momente, die das Erwachsenwerden inklusive der erwachenden Sexualität einfangen, während ihre farbigen Zeichnungen den jugendlichen Charme der Protagonist:innen einfangen (Reprodukt). Beileibe kein Debütant ist Marc-Antoine Mathieu. Seit Anfang der 90er Jahre erforscht er u.a. in seiner Reihe um den Angestellten Julius Corentin Acquefacques auf kafkaeske und humorvolle Art das Leben, die Welt und den Comic in labyrinthischen Erzählungen. Mit „Deep me“ hat er sich zuletzt an das Thema KI gewagt, „Deep it“ führt die existentialistische Fragestellung nach künstlichem Bewusstsein fort und das Medium auf einmalige Art an die Grenzen seiner Abstraktionsmöglichkeiten (Reprodukt).
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