Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
30 1 2 3 4 5 6
7 8 9 10 11 12 13

12.579 Beiträge zu
3.804 Filmen im Forum

Das Massaker von Paris im Oktober 1961
Foto: Tardi/Grange; All Verlag

Krawall und Remmidemmi

30. September 2024

Begehren und Aufbegehren im Comic – ComicKultur 10/24

In den frühen 1980er Jahren hatte der Verlag Carlsen Jacques Tardis „Adele“-Abenteuer auf Deutsch verlegt. Dann hatte sich der Schweizer Verlag Edition Moderne dem Werk des einflussreichen französischen Comic-Meisters angenommen, der zwischen historischen Stoffen zu den Weltkriegen oder der Pariser Kommune, Krimi-Adaptionen und seiner „Fin de Siècle“-Geschichte „Adele“ wechselte. Nun wollte Carlsen für sein jüngstes Werk über bzw. mit der Sängerin und militanten Aktivistin Dominique Grange – „Elise und die neuen Partisanen“ wieder übernehmen. Doch das Nachwort von Grange, seit den frühen 1980er Jahren Tardis Lebensgefährtin, stieß den Hamburger Verlegern mit einer Äußerung über Israel unangenehm auf. Nun hat der All Verlag übernommen. Zeichnerisch ist es ein echter Tardi und auch die Mischung aus Action, Humor und kritischer Zeitgeschichte kennt man so von ihm. So erhält man einen detaillierten, aber natürlich durch die beteiligte Autorin Grange, die hier Elise heißt, sehr subjektiven und kaum revidierten Einblick in die zunehmende Politisierung um 1968 und die folgende Radikalisierung der Linken, inklusive Antizionismus.

Ebenso widerständig wie Elise/Dominique ist „Mafalda“. Das quirlige und neugierige Mädchen aus der Feder von Jaoquin Salvador Lavado alias Quino wird 60 Jahre alt. Dies feiert Carlsen in „60 Jahre Mafalda“ mit ca. 500 der knapp 2000 Strips, die zwischen 1964 und 1973 veröffentlicht und in bis zu 26 Sprachen übersetzt wurden. In der Serie, die deutlich von den Peanuts beeinflusst ist und sich klar für Gleichberechtigung und Gerechtigkeit positioniert, philosophiert die kleine Mafalda über das Leben und bringt so immer wieder die scheinbar geordnete Welt der Erwachsenen durcheinander. 

Nein, „Hohle Parole“ ist keine Replik auf Tardi und Grange. Vielmehr ist das so betitelte Debüt der schwedischen Zeichnerin Cecilia Vårhed ein Generationsporträt aus der Gegenwart: Eine Handvoll Neurotiker:innen leben den Alltag zwischen Selbstzweifeln oder Selbstüberschätzung, Einsamkeit oder Sozialphobie, Prüderie und Kinkiness. Das ist stellenweise so traurig, wie man es sich zunächst vorstellt. Meist aber auch quietschbunt und fantasievoll, lustig und absurd. Tatsächlich wird das Szenario immer absurder, aber auch wahrhaftiger (Edition Moderne).

Christian Meyer-Pröpstl

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Joker: Folie À Deux

Lesen Sie dazu auch:

Gertrude, Celeste und all die anderen
Progressive Frauen in Comics – ComicKultur 02/24

Bildungsroman in Bildern
Teenage Angst, Culture-Clash und die Klassenfrage – ComicKultur 05/20

Neurosen und Psychosen
Künstler und Kriminelle mit Dachschaden – ComicKultur 09/17

Freundliches Grauen
Komische Kindheit, spießiges Strandleben und nette Skelette – ComicKultur 08/16

Salonfähige Comics
Hierzulande ist der Comic keine Männerdomäne – ComicKultur 07/16

Autoren-Action
Fiktive und dokumentarische Spannung jenseits von Superhelden – ComicKultur 05/15

Literatur.

Hier erscheint die Aufforderung!