Die Lage wird wieder dynamischer – der Herbst ist da! In der letzten Ausgabe verwiesen wir an dieser Stelle darauf, dass sich Hollywood derzeit mit den Starts seiner Blockbuster bedeckt hält, so dass wir auf den hiesigen Leinwänden Jim Knopf statt Jimmy Bond zu sehen bekommen. Das Haus Disney verschiebt dabei bereits wiederholt Publikumsmagneten exklusiv auf seine hauseigene Streamingplattform: Nach „Mulan“ landet jetzt auch das neue Pixar-Abenteuer „Soul“ im Internet. Das schmerzt den Cineasten. Wobei: Er kann in Länder ausweichen, in denen Disney+ nicht verfügbar ist: Dort wird „Soul“ nämlich bedarfsweise im Kino ausgewertet. Nun, vor nicht allzu langer Zeit hätte man noch gedacht, es sei umgekehrt: Dass man Filme dort, wo sie nicht im Kino laufen, zur Not streamen kann. „Es macht Spaß, das Unmögliche zu tun“, hat Walt Disney mal gesagt, und er meinte damit sicherlich nicht, unmöglich zu walten.
Starker Marktanteil des deutschen Films
Damit sind diese Zeiten nicht nur dynamisch, sie gestalten sich, auch im Kino, zunehmend absurd. Doch es gibt auch Positives zu berichten: Die Filmförderungsanstalt liefert jüngst eine Studie zum ersten Kinohalbjahr unter Corona. Und siehe da: In der ersten Jahreshälfte wächst der Marktanteil deutscher Großproduktionen in unseren Kinos im Vergleich zum Vorhalbjahr um ganze 11 Prozentpunkte auf 34,1 Prozent an. Ja tatsächlich: Während und weil die Amis ihre Produktionen fast & furious in weite Ferne verschieben, holt der deutsche Film anteilig spürbar auf! Und während Ticketverkäufe für US-Ware um mehr als die Hälfte einsacken, verkauft der deutsche Film „nur“ 25 Prozent weniger. Das tut natürlich trotzdem weh. Aber: Anders als bei den US-Starts bleibt die Programmvielfalt der deutschen Filme auch im November breit gefächert – von der Provinzposse („Kaiserschmarrndrama“) zur Politdoku („Die Unbeugsamen“), vom großen Mainstreamthriller („Cortex“) bis zum Arthousedrama („Schwesterlein“).
Der deutsche Film also auf dem Vormarsch? Nun, nicht ganz – natürlich handelt es sich bei obigem Vergleichswert, um bei Jim Knopf zu bleiben, bloß um einen Scheinriesen. Je näher man seine vermeintliche Größe beäugt, desto weniger bestätigt sich dieser Eindruck (und um das kurz zu Ende zu denken: im Prinzip ist jede Fake News mit großer Reichweite ein Scheinriese). Unterm Strich nämlich knickt der Umsatz an der deutschen Kinokasse im Vergleich zum Vorjahr um über 50 Prozent ein, und das trifft natürlich auch den deutschen Film.
Was uns erfreut: Bis hierher konnten sich die meisten Kinosäle halten. Jetzt aber kommt es drauf an! Natürlich erwarten wir nicht, dass die Menschen nun für die Zukunft des Kinos auf die Straße gehen. Wobei, in Zeiten, in denen Tausende gegen die Invasion der demokratie- und freiheitsgefährdenden Mundnasenmaske aufmarschieren – warum die Massen nicht einfach auch für Sinnvolles mobilisieren? Politiker, Verleiher und Filmfreunde: Lasst die Leinwand über die Zeiten des abnehmenden Lichts hinaus erstrahlen! Lasst uns nicht unmöglich walten – lasst uns das Mögliche tun!
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