Herzstück des Transformationscafés ist das Material, das griffbereit herumliegt: Make-Up und Produkte zum Bärte kleben, Kleidungsstücke, Binder oder Perücken. „Die Grundfrage des Konzepts war, wie zu einem unkomplizierten Spielen mit Geschlecht eingeladen und einen offener Raum dafür geschaffen werden kann“, erklärt die Performerin und Künstlerin Xenia die Idee von Jacqueline Grundner, der Gründerin des Vereins 1001Plateau, zu dessen Projekten das Transformationscafé zählt. Das Café öffnet einmal im Monat abwechselnd im Duisburger Lokal Harmonie und im Düsseldorfer Café Franzmann. Zielgruppe sind Jugendliche, trotzdem dürfen Menschen allen Alters dazukommen: „Es kann sehr unterschiedlich sein, in welchem Alter Fragen zum eigenen Geschlecht auftreten. Wir machen Jugendarbeit, aber es geht auch um Erfahrungsaustausch, von dem alle profitieren können“, begründet Xenia diese Entscheidung. Man muss sich nicht sicher sein, es gibt keine „Kontrolle“, ob man dazugehört – jede*r, die*der neugierig ist, ist eingeladen.
Nicht nur Jugendliche
„Für manche Menschen kann es sehr wirksam sein, Geschlecht von außen nach innen zu erfahren“, beantwortet Xenia die Frage, wozu all das Material gebraucht wird. Eine innere Auseinandersetzung mit Geschlecht könne sehr philosophisch werden, bei einem so großen Thema bestehe die Gefahr, sich gedanklich zu verzetteln – eine praktische Erfahrung könne aber sein, über die Selbstwahrnehmung einen neuen Bezug zu sich und zur eigenen Geschlechtlichkeit herzustellen. Dafür bietet das Café eine Anlaufstelle: „Manchmal ist es sinnvoll, auch erst einmal über Codes auszuprobieren: ‚Wie fühle ich mich darin?‘“ Sie berichtet auch von ihren eigenen Erfahrungen, wenn sie sagt, dass ein solches Ausprobieren von verschiedenen Looks eigene Ängste in Bezug auf Geschlechternormen und Vorurteile abbauen kann. „Einen Raum zu finden, in dem Kongruenz zwischen Outfit und innerer Geschlechtswahrnehmung hergestellt werden kann, ist eine wichtige Erfahrung, bei der Hemmungen überwunden werden können.“
Außen und Innen
Neben „trans*“ sind auch die Worte „Drag“ und „Crossdressing“ wichtig für das Konzept des Cafés. Xenia unternimmt einen Versuch, die Begriffe voneinander abzugrenzen. Trans* kann eine innere Verschiebung in Bezug auf die eigene Geschlechtswahrnehmung bedeuten, hier kann das Spielen mit Äußerlichkeiten vor allem innere Prozesse unterstützen. Das könne ein sehr persönlicher und sensibler Prozess sein. Crossdressing und Drag beziehe sich deutlicher auf die äußerliche Ebene, habe aber mit Karnevals trotzdem nichts zu tun: Xenia berichtet davon, wie sich Männer zu Karneval ein Kleid anziehen, sich dann aber besonders ‚männlich‘ geben, um klarzustellen, dass es nur eine Verkleidung ist – um ihre eigene Verunsicherung zu überspielen? Das sei eigentlich schade, meint Xenia, denn dadurch berauben sie sich der Erfahrung, sich spielerisch mit sich selbst und den eigenen Vorstellungen von Geschlecht auseinanderzusetzen. Fest steht: Diese Erfahrungen können sehr unterschiedlich sein, genauso wie das Spielen mit Geschlechternormen ganz verschiedene Gedanken auslösen kann. Für dieses Spiel bietet das Transformationscafé den Raum, nicht zuletzt unter dem Gesichtspunkt, dass Geschlechternormen aufzubrechen auch heilsam sein kann.
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