Donnerstag, 6. November: So einen Anblick bekommt man wahrlich nicht alle Tage geboten: Im Rheinenergiestadion, das bis zu 50.000 Menschen aufnehmen kann, befindet sich lediglich eine kleine Gruppe von Journalisten und Fotografen, die hier zum Settermin der Dreharbeiten von „Macho Man“ geladen sind. Ringsherum nur leere Ränge, und nicht nur aufgrund der ungewohnten Stille vor Ort wagt man es kaum, den „heiligen Rasen“ zu betreten, auf dem ansonsten der 1.FC Köln seine Spiele austrägt. In dieser Kulisse entstehen derzeit noch einige finale Szenen für die Verfilmung des gleichnamigen Romans des Satirikers und Grimme-Preisträgers Moritz Netenjakob, der beim Settermin ebenfalls anwesend ist. Schließlich hat er selbst die Drehbuchadaption seines Bestsellers geschrieben, der noch dazu stark autobiografisch geprägt ist. Sowohl das Buch als auch der Film, der von ConradFilm, Bavaria Pictures und Erfttal Film als Koproduktion unter der Regie von Christof Wahl entsteht, erzählen von einem Frauenversteher (gespielt von „Maria, ihm schmeckt’s nicht“-Star Christian Ulmen), der sich in eine Türkin (Aylin Tezel aus „Almanya – Willkommen in Deutschland“) verliebt. Damit sind die Probleme schon vorprogrammiert, denn die muslimische Familie Aylins besteht ausschließlich aus Machos, die vollkommen anders geeicht sind als der softe Daniel, der nun lernen muss, ein echter Mann zu werden.
Ganz der Komiker, als den man ihn kennt, gab Christian Ulmen beim Pressegespräch zu Protokoll, dass er sich für die Rolle nicht verstellen musste: „Ich bin von Natur aus ein hartgesottener Macho, lediglich um die weiche Seite meiner Figur muss ich mich darstellerisch bemühen.“ Im gleichen Atemzug erläuterte der ehemalige MTV-Moderator, dass ihm ein anderer Teil seiner Rolle wesentlich mehr Kopfzerbrechen bereitet hätte: „Es war für Anthony Hopkins in „Das Schweigen der Lämmer“ sicherlich leichter, einen Psychopathen zu spielen, als jetzt für mich, einen FC-Köln-Fan darzustellen!“ Bei so viel Schalk im Nacken muss man sich zwangsläufig die Frage stellen, wie sich Christof Wahl in seinem Solo-Regiedebüt bei den Dreharbeiten so schlägt. „Ich bin nur da, um zuzuschauen und die Kamera draufzuhalten – die beiden (und damit meint er nehmen Ulmen auch die Hauptdarstellerin Aylin Tezel; die Red.) sind genau so, wie ich sie für den Film gebraucht habe.“ Die Kamera draufzuhalten war bislang die Hauptbeschäftigung Wahls, der als Chefkameramann die meisten Til-Schweiger-Filme („Barfuss“, „Keinohrhasen“, „Zweiohrküken“ etc.) und damit einige der erfolgreichsten deutschen Filme der letzten Jahre fotografiert hat. Wahl ist tatsächlich bekennender 1.FC-Köln-Fan und freut sich sehr darüber, dass er für „Macho Man“ nun bereits zum zweiten Mal das Rheinenergiestadion als Kulisse nutzen kann.
Vor einigen Wochen, bevor das Team für Außenaufnahmen in die Türkei flog, drehte man hier in Köln auch eine Szene mit Lukas Podolski, der im Film einen Gastauftritt absolviert. Wahl zeigte sich begeistert von der Professionalität des Fußballers, dem man direkt angemerkt habe, dass er nicht das erste Mal vor einer Kamera stand. Auch für Aylin Tezel war Poldis Auftritt eine echte Bereicherung der Dreharbeiten. Voller Freude merkte sie an: „Ich hätte kein Problem damit gehabt, wenn Poldi anstelle von Christian Ulmen die Hauptrolle im Film gespielt hätte.“ Ulmen indes nutzte diese Steilvorlage, um seinerseits zu ergänzen: „Ich hätte auch nichts gegen Poldi als Aylin gehabt!“ Gute Laune scheint bei den Dreharbeiten zu dieser Komödie also wahrlich allgegenwärtig zu sein. Für Moritz Netenjakob bestand die größte Herausforderung darin, seinen Roman in Filmform zu bringen. Denn in der Vorlage entstehen fast alle Gags im Kopf des Helden, was man im Film natürlich nicht ständig durch eine Off-Stimme auflösen konnte. Netenjakob: „Aber über die Lösungen, die wir hierfür gefunden haben, werden sicherlich auch die Liebhaber des Romans positiv überrascht sein.“ Überzeugen kann man sich davon im Herbst 2015, wenn Universum Film „Macho Man“ in die Kinos bringen wird.
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