Montag, 19. Juni: Trotz der hochsommerlichen Außentemperaturen war das Odeon-Kino im Kölner Severinsviertel gut gefüllt, als der neue Film des französischen Regisseurs Stéphane Robelin, „Monsieur Pierre geht online“, nun noch vor dem offiziellen Kinostart dort seine Doppelpremiere feierte. Doppelt, weil im Anschluss an die Projektion und das Publikumsgespräch im Odeon-Kino noch eine Präsentation im Sion Sommerkino open air folgte. Zu beiden Premieren war Robelin persönlich anwesend, der damit in die Stadt zurückgekehrt war, in der große Teile seines Films gedreht worden waren. Auf den ersten Blick sieht man das der neuen Komödie mit der französischen Filmlegende Pierre Richard („Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“) gar nicht an, denn die französisch-deutsch-belgische Koproduktion spielt eigentlich nur in Paris und Brüssel. Aber die Innenaufnahmen in Pierres Pariser Wohnung wurden im vergangenen Jahr komplett in den Kölner MMC-Studios realisiert, deren Geschäftsführer Bastie Griese den Film auch koproduzierte. Bei der Begrüßung im Odeon erläuterte er, dass dies ohne die Beteiligung der Film- und Medienstiftung NRW nicht möglich gewesen wäre.
Obwohl Jürgen Lütz vom Odeon-Kino beim Publikumsgespräch versuchte, Stéphane Robelin ein paar deutsche Worte zu entlocken, kam dieser über ein „Willkommen, Köln“ nicht hinaus. „Ich verstehe Deutsch mittlerweile ganz gut, kann es aber nicht gut sprechen. Vielleicht gelingt mir das dann nach meiner dritten Koproduktion“, erwiderte der Regisseur auf Französisch und ließ sich seine Antworten von Dorothee Pfistner vom „Neue Visionen“-Filmverleih übersetzen. Die Idee zu „Monsieur Pierre geht online“ war Robelin bereits beim Dreh seines Vorgängerfilms „Und wenn wir alle zusammenziehen?“ gekommen, der sich ebenfalls mit der Situation von älteren Menschen in unserer Zeit auseinandersetzte. Auch damals war Altstar Pierre Richard schon Teil des Ensembles. Robelin hatte daraufhin Lust, eine richtige Komödie mit Richard zu realisieren und erkannte schnell, dass auch dieser nicht abgeneigt war. Auch eine Art unfreiwilliges Gespann mit Leinwandpartner Yaniss Lespert war ganz in Richards Sinne, der einige seiner größten Komödienerfolge in den 1980er Jahren an der Seite von Gérard Depardieu als unfreiwilliges Duo verbuchen konnte. Durch Lespert in der Rolle des Internetlehrers bekommt der seit dem Tod seiner langjährigen Frau zurückgezogen lebende Greis wieder Lust und Neugier aufs Leben. Als Roter Faden für die Drehbuchentwicklung diente Robelin dabei die Ungeduld seiner Hauptfigur, denn „als er sich wieder fürs Leben interessiert, glaubt er auf einmal, dass alles sehr schnell gehen muss, weil ihm nicht mehr viel Zeit zu bleiben scheint.“ Trotz dieser ernsten Einsprengsel war es dem Filmemacher wichtig, „Monsieur Pierre“ optimistisch und glücklich enden zu lassen. Anfängliche Bedenken, ob das in dieser Form realistisch sei, wurden durch das erste, durchweg positive Feedback seines Teams schnell wieder zerstreut.
Wer nur den zappeligen Pierre Richard aus dessen Kassenknüllern der 70er und 80er Jahre kennt, muss sich hier zunächst einmal an einen deutlich ruhigeren Schauspieler jenseits der 80 gewöhnen. Richard selbst sei das mit am schwersten gefallen. „Er hatte echte Probleme damit, einen Mann zu spielen, der in allem langsam ist, denn Pierre Richard ist nach wie vor ein überaus dynamischer und impulsiver Mensch“, erzählte Stéphane Robelin in Köln. Richards charakteristischen Gang, der im Laufe seiner Filme zu einer Art Markenzeichen wurde, konnte er hier in der Barszene zum Einsatz bringen, in der der Senior seinen Internetlehrer und dessen Blind Date durchs Fenster von der Straße aus beobachtet. Diese Szene wäre komplett eine Idee des Komikers gewesen, der hierbei auch wieder seine visuelle Komik einzubringen verstand. Und auf der akustischen Ebene gibt es in „Monsieur Pierre geht online“ ebenfalls Referenzen an Pierre Richards große Erfolge. Denn den Soundtrack des Films komponierte kein Geringerer als Vladimir Cosma, der bereits 1970 bei Richards Durchbruch zum Star, „Der Zerstreute“, und bei fast allen nachfolgenden Produktionen für die charakteristisch-beschwingten Melodien verantwortlich zeichnete. Eine hübsche Hommage, die auf eine Idee von Robelins Produzenten zurückging und auch diesem Film nun zu seinem sommerlich-leichten Anstrich verhilft.
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