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Janis Mazuch, Julia Keller und Godehard Giese vor der Filmpalette

Fruchtbare Zusammenarbeit

10. November 2017

„Jetzt. Nicht.“ in der Filmpalette – Foyer 11/17

Donnerstag, 9. November: „Jetzt. Nicht.“ heißt das Langfilmdebüt der ehemaligen KHM-Studentin Julia Keller, das diese gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Janis Mazuch entwickelt hatte. Am Tag des Bundesstarts ihres Films waren Keller und Mazuch gemeinsam mit ihrem Hauptdarsteller Godehard Giese zu Gast in der Kölner Filmpalette, um im Anschluss an die Projektion die Fragen von Kinoleiter Dirk Steinkühler und der Zuschauer im Saal zu beantworten. Das kleine Kino am Eigelstein platzte dabei aus allen Nähten, dem Andrang konnte man nur mit dem Aufstellen zusätzlicher Klappsitze gerecht werden. Nils Ebert, der Marketingchef des Kölner Filmverleihs Wfilm war am Abend ebenso in der Filmpalette zu Gast wie Bettina Brokemper, die mit der Kölner Filmproduktionsfirma Heimatfilm „Jetzt. Nicht.“ gemeinsam mit dem WDR produziert hatte. Der volle Kinosaal goutierte das Debüt nach der Projektion mit lang anhaltendem Applaus. Julia Keller erläuterte dann, dass Janis Mazuch zuvor bereits einen Film über Unternehmensberater realisiert hatte, und dass die beiden dadurch gemeinsam auf die Idee gekommen wären, sich mit einem Mann zu beschäftigen, der sich allein über seine Arbeit identifizierte und nun als Folge der Wirtschaftskrise gekündigt wird.

Janis Mazuch und Godehard Giese beim Publikumsgespräch

Dass sie als Frau diesen Film mit einem Mann in der Hauptrolle gedreht hat, ist für Julia Keller nicht abwegig. „Männer gelten auch in unserer fortschrittlichen Gesellschaft noch immer als die klassischen Hauptverdiener, die man mit einer erfolgreichen Karriere in Verbindung bringt. Mit einer Frau in der Hauptrolle wäre am Ende ein ganz anderer Film herausgekommen“, sagte die Regisseurin in Köln. Damit hinge auch die Entscheidung zusammen, von einem Paar ohne Kinder zu erzählen. Denn durch ein Lebensmodell eines Paares mit Kindern hätte der Film ebenfalls eine ganz andere Richtung eingeschlagen. So möchte Keller ihren Film nun auch als Anregung verstanden wissen, sich einmal Gedanken darüber zu machen, wie unsere Welt aussehen würde, wenn die aktuellen Machtstrukturen nicht mehr existieren würden. „Was würden wir machen, wenn das Modell Arbeit ausläuft, was fangen wir dann mit unserer Zeit an, was macht uns dann als Menschen aus?“ – diese Fragen stellte Julia Keller rhetorisch in den Raum. Janis Mazuch, mit dem die Regisseurin zuvor schon mehrfach zusammengearbeitet hatte, war nicht nur Co-Autor von „Jetzt. Nicht.“, sondern fungierte beim Dreh auch als Locationscout und Chefkameramann. Beim Publikumsgespräch in Köln meinte er: „Es ist super spannend, wenn man als Kameramann schon am Drehbuchschreiben beteiligt ist. Bestimmte Bilder, die man am Ende im Film sehen möchte, sollten schon im Drehbuch beschrieben werden, damit sie am Ende dann auch wirklich gefilmt werden.“ Sowohl Keller als auch Mazuch waren sich einig, dass sie beide ganz ähnliche Ansichten über Bildsprache und auch generell die gleiche Meinung über ästhetische Gesichtspunkte beim Filmen hätten.

Godehard Giese und Regisseurin Julia Keller

Dennoch seien mitunter die Fetzen geflogen und es sei nicht immer nur lustig und einfach gewesen, so Mazuch. Keller ergänzte, dass man sich gelegentlich über einzelne Sätze oder Kameraeinstellungen gestritten habe. Aber: „Es ist toll, jemanden zu haben, dem man so krass vertraut. Und wenn man sich persönlich mag, ist es auch nicht schwer, beim anderen eine gegensätzliche Meinung zu akzeptieren“, führte die Regisseurin weiter aus. Ihren Hauptdarsteller Godehard Giese („Liebmann“) hatten die beiden ganz regulär über ein Casting gefunden. Mit seinem facettenreichen Spiel habe er sie in diesem Besetzungsprozess schon direkt von sich überzeugt. Der Schauspieler berichtete in Köln, dass es ihm als Freiberufler nicht schwergefallen sei, sich in seine Figur hineinzuversetzen, da der Gedanke, nichts zu tun zu haben, von seinem eigenen Berufsleben gar nicht allzu weit entfernt sei. „Die größte Herausforderung des Films für mich war das Klavierstück, das ich am Ende spielen musste. Denn ich hatte seit meinem 15. Lebensjahr nicht mehr Klavier gespielt.“ Deswegen übte Giese in jeder freien Drehminute, damit sein Spiel am Ende im Film auch überzeugend wirkt. Eine Frage aus dem Publikum, ob eine Fortsetzung zu „Jetzt. Nicht.“ geplant sei, interpretierte Dirk Steinkühler so: „Wenn ein Film gut ist und der Zuschauer Gefühle für die Figuren entwickelt, die über den eigentlichen Film hinausgehen, dann möchte er mehr und fragt nach einer Fortsetzung.“ Für Julia Keller war es indes auch eine ganz bewusste Entscheidung, einige Fragen am Ende unbeantwortet zu lassen. Um den Film insgesamt dichter und weniger redundant zu machen, seien im Endschnitt rund fünfzehn Szenen der Schere zum Opfer gefallen, die meisten davon aus dem Schlussteil des Films, die zu viel auserzählt hätten, wo nun die Fantasie jeden einzelnen Zuschauers gefragt sei.

Text/Fotos: Frank Brenner

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