Alles vorrätig im Angebot des großen Pop-Supermarkt, oder fehlt noch was? Es fehlt noch was, und zwar eine Mischung aus J-Pop und Metal. Also junge lustige Mädchen, die kichernd den Satanistengruß machen, kreischend den knüppelnden Metal mit Technoeinlage der Backingband krönen, um beim Refrain komplett unpassend Plastikpop einzustreuen: Babymetal nennt sich das Retortentrio um die drei 14- bis 16-jährigen Teens Su-Metal, Moa-Metal und Yui-Metal, die das Etikett Kawaii-Metal – also Niedlich-Metal – für sich verwenden (3.7., 20 Uhr, Live Music Hall). Die Konzertreihe King Ludwig von King Georg und Museum Ludwig geht mit den fabelhaften tUnE-yArDs in die zweite Runde. tUnE-yArDs war das Soloprojekt von Merrill Garbus, bevor sie den Drummer und Bassisten Nathaniel Brenner hinzu holte. Auch das dritte Album „Nikki Nack“ lässt Garbus‘ Studienzeit in Afrika erahnen: Nervöse Rhythmen ziehen sich durch alle Songs, aber auch der Gesang erinnert an afrikanische Vokaltraditionen. Eine Art Indie-R’n‘B erwächst hier, und mehr als einmal fühlt man sich bei dem Art-Pop an die Dirty Projectors erinnert (6.7., 17 Uhr, Dachterrasse des Museum Ludwig). Weiter geht es auf dem Museumsdach mit Moodoïd: Das Projekt des Pariser Multi-Instrumentalisten Pablo Padovani verbindet spielerisch und ausladend alle möglichen Elemente aus unterschiedlichsten Genres und Regionen, klingt mitunter sehr poppig, dann kantig und manchmal sanft-psychedelisch wie Stereolab (13.7., 17 Uhr, Dachterasse des Museum Ludwig).
Radio Birdman waren neben The Saints eine der ersten – und besten – australischen Punkbands. Sänger Rob Younger rettete die schnoddrige Melodik nach dem Ende der Band und gründete The New Christs, die mit Unterbrechung bis heute aktiv sind. Die Kölner New-Christ-Fans Stacy Crowne eröffnen für die australische Legende (10.7., 21.30 Uhr, Sonic Ballroom). Die Konzertreihe Reconstructing Song vereint gerne unterschiedliche Welten miteinander, um dann meist festzustellen, dass sie gar nicht so unterschiedlich sind. Das Berliner Trio To Rococo Rot präsentiert ihr achtes Album „Instrument“, auf dem es weiterhin entspannte Stücke zwischen digital und analog macht, nun aber wieder die Stimme einbringt. Mdou Moctar ist Gitarrist und Sänger aus der Wüste Nigers. Er hat gerade sein Debüt veröffentlicht, auf dem er Wüstenrock und digitale Produktionstechnik miteinander vereint: Arabeske trifft Auto-Tune (15.7., 20.30 Uhr, Stadtgarten). Jillian Banks nennt sich inzwischen nur noch Banks und erobert mit ihren elektronischen Popsongs gerade die Popwelt. Sie kommt zwar aus L.A., der Sound klingt aber nach UK: Post-Dubstep könnte das sein, ist aber auch schon wieder da, wo sich James Blake oder The XX herumtreiben: Ihr reduzierter Sound verhält sich zu Dubstep wie sich vor zwanzig Jahren Trip-Hop zu Hip-Hop verhielt (17.7., 21 Uhr, Gloria).
Als Talib Kweli 1998 zusammen mit Mos Def als Black Star debütierte, schlug das gleich große Wellen. Ihr afrozentrischer Conscious-Ansatz hielt das Erbe der Native Tongue um A Tribe Called Quest, Jungle Brothers und De La Soul hoch. Danach machten beide erfolgreich solo weiter. Talib Kweli kann mit smoothen Beats, Soulsamples und seinem markanten Rap auch heute noch begeistern (22.7., 21 Uhr, Club Bahnhof Ehrenfeld). Dagegen klingt High On Fire wie ein Hammer auf einem Amboss. Das Nachfolgeprojekt von Sleep gibt es inzwischen auch schon 15 Jahre, beim brachialen Stoner-Rock mit psychedelischen Nuancen und Metal-Anleihen ist es geblieben (25.7., 20.30 Uhr, Gebäude 9).
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