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Bastian Hofmann, o.T., 2014, 190 x 860 x 30 cm, Holz, Schindeln, Mörtel Ausstellungsansichten - Die Ausstellung, Kunst im Tunnel KIT, Düsseldorf 2014
Foto: Presse

Zwischen Tiefgarage und Dachterrasse

20. Mai 2016

New Talents Biennale: Nachwuchskünstler im Agrippa-Viertel – Kunst 05/16

Das aufwändige Nachwuchsfestival New Talents Biennale feiert Jubiläum: die fünfte Ausgabe im zehnten Jahr bringt unzählige Vorstellungen, Werke und Künstler ins Agrippaviertel in der Innenstadt. Die Veranstalter fördern junge Künstler aus der Region, aber auch aus anderen Ländern in den Rubriken Kunst, Film, Choreografie, Komposition und Design. Neu ist in diesem Jahr ein eigener Design-Parcours, während die Aufführungen eigens beauftragter Kompositionen schon einen festen Platz im Programm haben. Die zehn Werke unterschiedlicher Komponisten werden in diesem Jahr von den Ensembles hand werk und MAM uraufgeführt (22.5.).

Viele der Kunstwerke werden an ungewöhnlichen Orten präsentiert, die extra für die Biennale angemietet sind. Obwohl dies nicht von vornherein mit Blick auf das jeweilige Werk geschehen ist, fügte sich alles sehr glücklich, wie Projektleiterin und Kuratorin Anne Mager erzählt. So wird der Abschlussfilm des KHM-Studenten Benjamin Ramírez Pérez in einer leerstehenden Kneipe gezeigt, die sich nahtlos in das Setting auf der Leinwand einfügt. Überhaupt ist es überraschend, wie viele offenbar leer stehende Wohnungen und Häuser in allernächster Umgebung gefunden wurden, um die Ausstellungen zu beherbergen. Auch der diesjährige Standort des Festivalbüros ist wieder ein Provisorium, das Gebäude befindet sich direkt neben dem Literaturhaus. Die nicht sehr ansehnliche Außenfassade wurde von Julia Gruner bearbeitet. Die Absolventin der Kunstakademie Düsseldorf beklebte das Gebäude mit Mikroskopaufnahmen von Farbschichten.

Der Infopoint und damit die Hauptanlaufstelle für Besucher ist dagegen im Haus für Architektur bei der Stadtbücherei untergebracht. Direkt daneben, auf dem Dach des VHS-Gebäudes, erwartet den Besucher nicht nur eine tolle Aussicht, sondern auch ein Werk der Künstlerin Claudia Mann. Mit ihren Skulpturen geht sie dem Ursprung der Skulptur an sich auf den Grund und beginnt mit einer Verformung des Bodens. Dass diese sich in luftiger Höhe befindet mit Aussicht auf das Umland, gehört zum Spiel dieses Ausstellungsortes, das die Biennale auszeichnet.

In einem autobiografischen Werk spürt Vera Drebusch dem Verhältnis zu ihrem Kindheitsfreund nach. Wie Geschwister waren beide aufgewachsen, er nahm dann aber eine völlig andere Entwicklung: 11 Jahre lang gehörte er der rechten Szene an, war zwei Mal im Gefängnis, bis er erst kürzlich den Ausstieg schaffte. Die gemeinsamen Fotografien aus den vergangenen 30 Jahren sind stark bearbeitet, sowohl das Gesicht des Bruders als auch großflächige Tätowierungen sind (auch zur Anonymisierung) ausgeschnitten. Den Versuch der Annäherung in langen Gesprächen dokumentieren Zitate, die in der Handschrift des Bruders vom Diaprojektor an die Wand geworfen werden. Die Empore von Sankt Peter dient als Ausstellungsort.

Die lange Vorbereitungszeit von zwei Jahren merkt man der umfangreichen und ausgeklügelt organisierten Biennale an. Viele der zur Ausstellung umfunktionierten Räume werden dennoch kurzfristig angemietet – anders geht es gar nicht. Der knappe Wohnraum in der Stadt wird von einem Ladenlokal symbolisiert. Es ist vorne komplett renoviert, während es im hinteren Teil im Rohbau belassen scheint. Eine Installation der kubanischen Künstler Celia + Yunior reflektiert hier die prekären Verhältnisse vieler heutiger Künstler: Ein Zelt steht mitten im Raum, an die Wand projiziert sind Antworten von Künstlern auf die Frage nach ihrem „Plan B“ zu lesen – falls es mit der Kunst nicht klappt. Daneben ein Auszug aus den Kosten für die Teilnahme an der Art Cologne sowie an den Standmieten, die in die Zehntausende Euro gehen.

Die vielfältigen Eindrücke dieser 5. Biennale erlebt der Besucher am besten in einer der angebotenen Führungen. Diese sind für den Tanzparcours (25.-27.5.) anmeldepflichtig, für den Kunstparcours (21.5.-5.6.) ist das auch vor Ort am Infopoint möglich. Einige Vorstellungen des Filmparcours (2.-4.6.) kann man dagegen auch durch Herumstreunen im Veedel entdecken und dann auch kostenlos besuchen.

new talents biennale | 21.5.-5.6. | Zentrum: Kulturquartier Agrippa am Neumarkt | www.newtalents-cologne.de

Mario Müller

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