Manchmal reicht eine kleine Geste, um unsere Gegenwart auf den Punkt zu bringen. Das Performance-Duo katze und krieg macht schon mit dem Titel ihrer neuen Arbeit einen Ausfallschritt: „näher“ heißt das neue Opus und man spürt schon den Sprengsatz in Zeiten der Distanzierung und des Abstandhaltens. Die Performerinnen katharinajej und Julia Dick laden das Publikum zu einer performativen Ausstellung. Wer kommt, spielt mit. Ausgestattet mit Funkgerät und Kopfhörern geht es durch das Museum Ludwig. In ausgewählten Sälen mit Werken der Pop-Art oder des Surrealismus verteilt das Duo kleine Aufgaben an die Mitspielenden. Hier begegnen sich fremde Menschen zu einer gemeinsamen Aufgabe. Dabei machen sie sich selbst zum Kunstwerk: katze und krieg haben kleine Tafeln mit dem Namen des neuen Kunstwerks, seiner Entstehungszeit und der Schöpferinnen vorbereitet, die das mitspielende Publikum dann hochhält – um von den nicht mitspielenden Museumsbesuchern bestaunt zu werden.
Man könnte von einer performativ-sozialen Plastik sprechen, die in ständiger Verwandlung immer neue Gestalten annimmt. Der On-Off-Gestus zwischen Selbstästhetisierung als Kunstwerk und Authentifizierung im Sozialen schafft einen reizvollen Wechsel, genauso wie das Ephemere der Sozialplastiken gegen die kanonische Kunst an den Wänden. In der kurzzeitigen körperlichen Annäherung der Mitagierenden liegt coronabedingt fast schon subversives Potential. katze und krieg ist eine wunderbar leichtfüßige, genau durchdachte und zu vielen Assoziationen anregende Performance gelungen, der man noch viele Aufführungen wünscht.
näher | R: katze und krieg | weitere Termine in Planung | Museum Ludwig | www.katzeundkrieg.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Auf der Straße
Drei Vertreter der Street Photography im Museum Ludwig – kunst & gut 06/25
Fotografie in Veränderung
Pauline Hafsia M’Barek im Museum Ludwig
Die Bilder vor der Tür
„Street Photography“ im Museum Ludwig
Geschichten des Lebens
Anna Boghiguian im Museum Ludwig – kunst & gut 02/25
Ernste Themen im Gegenüber
Kresiah Mukwazhi im Museum Ludwig
Männer aus dem Lexikon
Gerhard Richters 48 Porträts im Museum Ludwig
Niemals gleich
Roni Horn im Museum Ludwig – kunst & gut 07/24
Ein König schenkt
Schenkungen von Kasper König an das Museum Ludwig – kunst & gut 03/24
Gespür für Orte
Füsun Onur mit einer Retrospektive im Museum Ludwig – kunst & gut 12/23
Die eigene Geschichte
„Ukrainische Moderne & Daria Koltsova“ im Museum Ludwig – kunst & gut 09/23
Innenleben der Wirklichkeit
„Ursula – Das bin ich. Na und?“ im Museum Ludwig – kunst & gut 05/23
Fließende Formen
Isamu Noguchi im Museum Ludwig – Kunst in NRW 06/22
Wohin, David?
„Mein Onkel David“ in der Alten Feuerwache – Theater am Rhein 08/25
Vergessenes Weltwunder
„Mein Freund, der Baum, sieht rot“ am Casamax Theater – Theater am Rhein 07/25
Unter blauäugigen Hunden
„Traudl Junge – Im Schatten des Bösen“ in der Alten Feuerwache – Theater am Rhein 06/25
Wieder Mensch sein dürfen
„Das Tagebuch der Anne Frank“ im Leverkusener Erholungshaus – Theater am Rhein 05/25
Fragen als Gemeinsamkeit
„Hiob“ am Theater im Bauturm – Theater am Rhein 05/25
Raus ins Leben?
„Draußen“ in der Kölner Stadthalle Mülheim – Theater am Rhein 05/25
Der Übermann
„Boys don‘t cry“ in der TanzFaktur – Theater am Rhein 04/25
Zwischen den Fronten
„Making the Story“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 04/25
Die Grenzen des Theaters
„Was ihr wollt“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 04/25
Im Schatten der Diktatur
„Jugend ohne Gott“ am Comedia Theater – Theater am Rhein 03/25
Der Mensch als Scherbe
„Der zerbrochene Krug“ am Horizont Theater – Theater am Rhein 03/25
Totale Berührung
„Do not touch!“ am Theater der Keller – Theater am Rhein 03/25
De Rach vun der Fleddermus
„De Kölsche Fledermaus“ an der Oper Köln – Theater am Rhein 02/25